Fußball-Torhüter sollen den Ball in Zukunft acht Sekunden in den Händen halten dürfen, ein Verstoß dagegen wird künftig mit einem Eckball für die andere Mannschaft geahndet. Der Schiedsrichter soll die letzten fünf Sekunden sichtbar anzeigen. Das haben die Regelhüter des International Football Association Board (Ifab) auf ihrer Jahrestagung in Belfast beschlossen.
Neue Regel: Torhüter dürfen den Ball acht Sekunden lang festhalten
Bislang sind sechs Sekunden die zulässige Höchstdauer, bei einem Verstoß gibt es einen indirekten Freistoß für die andere Mannschaft und damit normalerweise eine größere Torchance als bei einem Eckball. Allerdings wird die Bestimmung durch die Schiedsrichter oft sehr großzügig ausgelegt. Versuche mit der neuen Regel hätten gezeigt, dass sie einen erheblichen positiven Einfluss habe, um Zeitspiel durch Torhüter zu verhindern. Die neue Regel soll erstmals bei der Klub-WM vom 14. Juni an gelten. In Deutschland gilt sie ab dem 1. Juli.
„Das war so eine Regel, bei der nicht wirklich durchgegriffen wurde, auch aus gewissen Gründen“, erklärte BVB-Torhüter Gregor Kobel, als er auf die neue Richtlinie angesprochen wurde. „Wenn man wirklich die sechs Sekunden konsequent herunterzählt, ist das eine sehr kurze Zeit.“ Viele Feldspieler hätten die kurze Spanne womöglich gar nicht so genau im Kopf.
Aus Torhütersicht schildert der 27-jährige Schweizer: „Wenn du als Torwart den Ball in der Hand hast, merkst du, dass ein bisschen runtergefahren wird. Jeder trabt in die Position. Da kannst du niemanden anspielen, weil keiner bereit ist.“ Dementsprechend müssten die Keeper warten, um das Spiel fortzusetzen. Sollte das durch die neue Regel nicht mehr möglich sein, „muss die ganze Mannschaft sensibler sein bei dem Thema, dass man schneller in die Position kommt“. Kobel vermutet: „Das macht das Spiel wahrscheinlich ein bisschen schneller.“
BVB-Torhüter Kobel über neue Regel: „Das ist gut“
Die folgende Bestrafung in Form eines Eckballs für die gegnerische Mannschaft anstelle eines indirekten Freistoßes in Tornähe gefällt Kobel besser. „Es ist gut, dass es keinen direkten Freistoß gibt, weil das eine extrem große Tormöglichkeit ist und diese Konsequenz einen Torwart schon extrem unter Druck setzen würde, in sehr kurzer Zeit irgendwie eine Lösung zu finden.“ Gerade gegen Ende der Partien, so seine Beobachtung, seien die Feldspieler „müde“, da gebe es gar nicht so schnell Optionen, einem Mitspieler den Ball zuzuwerfen oder abzuschlagen. Die Keeper können den Ball natürlich aus den Händen fallen lassen und mit dem Fuß weiterspielen.
Der frühere Spitzenschiedsrichter Lutz Wagner hält die neue Zeitspiel-Regel für sinnvoll. „Bislang war die Bestrafung unverhältnismäßig hart. Wenn der Torhüter den Ball zu lange in der Hand hält und es dafür einen indirekten Freistoß für die gegnerische Mannschaft gibt, ist das ja fast wie ein Strafstoß aus elf Metern. Künftig wird es Eckstoß geben, das halte ich als Bestrafung für angemessener“, sagte der 61 Jahre alte Lehrwart des Deutschen Fußball-Bundes der dpa.
Neu ist neben dem Strafmaß auch, dass die Torhüter den Ball künftig acht statt bislang sechs Sekunden in der Hand halten dürfen. Der Schiedsrichter soll die letzten fünf Sekunden sichtbar anzeigen. „Bisher wurde die Sechs-Sekunden-Regel ja selten angewandt. Das könnte sich nun ändern, wenn der Schiri herunterzählt und es statt indirektem Freistoß eben nur Eckstoß gibt“, meint Wagner.
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