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BVB-Torhüter Bürki bleibt Nummer eins – doch nicht alles lief glatt
Saisonbilanz
Borussia Dortmund hat in Roman Bürki einen starken Rückhalt zwischen den Pfosten. Doch der BVB-Keeper macht auch Fehler, wie ein Rückblick auf die Saison zeigt.
In seiner fünften BVB-Saison wechselten sich bei Roman Bürki Höhen und Tiefen ab. Die Dominanz der Vorsaison erreicht der Schweizer nicht, vor allem im Spätherbst lief es eher durchwachsen. Verhandlungen über die Verlängerung seines Vertrages zogen sich bis Saisonende.
BVB-Keeper Roman Bürki verlängerte erst spät seinen Vertrag
Erst vor der letzten Woche einer langen Saison verkündete der BVB die weitere Zusammenarbeit mit dem Torhüter aus der Schweiz, der seit 2015 zwischen den Pfosten im Dortmunder Tor steht. Roman Bürki bleibt nun bis 2023 die Nummer 1, an diesem Status dürfte sich nichts ändern. Nicht nur wegen der Coronakrise zogen sich die Gespräche, die bereits im Winter begonnen hatten, hin – im Alter von 29 Jahren wollte der Schlussmann die optimalen Rahmenbedingungen für den Herbst seiner Karriere abklopfen, dabei ging es dem Vernehmen nach weniger um Geld als um eine erkennbare Perspektive.
Bürki hat sich als zuverlässiger Schlussmann etabliert und auch Vorbehalte weggewischt, die die Anfangszeit in Dortmund noch begleitet hatten. Fans rufen beim Aufwärmen mittlerweile seinen Namen, was ein Indiz dafür ist, wie akzeptiert jemand ist in den Reihen der Anhänger.
Bürki kommt beim BVB nicht erneut an seine Top-Saison ran
Lucien Favres erste Saison in Dortmund war für Roman Bürki die beste seiner BVB-Zeit, an diese Konstanz auf hohem Niveau kam er in der abgelaufenen Spielzeit nicht heran. Grund waren einige kleinere, aber auch einige schwere Patzer, die die guten Eindrücke aus einigen herausragenden Partien trübten.

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International zeigte Bürki durchweg gute Leistungen. Er war der Rückhalt beim Sieg in Prag, er verhinderte in Mailand eine noch höhere Niederlage, er hielt das zu null im Heimspiel gegen Barcelona und zeigte im Heimspiel gegen die Tschechen eins seiner besten Spiele überhaupt im BVB-Trikot, als er die Prager mit etlichen Weltklasse-Paraden zur Verzweiflung brachte.
Bürki zeichnete sich in diversen Spielen für den BVB aus
In der Liga waren die beiden Spiele gegen Borussia Mönchengladbach persönliche Highlights für Torhüter. Vor allem im Signal Iduna Park bewahrte Roman Bürki seine Elf mit wichtigen Paraden vor einer möglichen Niederlage und sicherte den knappen 1:0-Erfolg.
Zur Bewertung gehörten aber auch einige unglückliche Gegentore in der Phase, in der Borussia Dortmund in der Hinrunde Führungen spät aus der Hand gab. So wie beim 2:2 in Freiburg, als ihm der Ball vom Abwehrbein Manuel Akanjis aus kurzer Distanz durch die Beine flutschte. Dicke Patzer gab es aber nur einen: Beim 3:3 gegen Leipzig brachte er mit einer verunglückten Kopfballabwehr weit vor dem Tor die Gäste nach einem 0:2-Rückstand wieder ins Spiel. Und da war natürlich das 0:1 gegen die Bayern, das die Meisterschaft vorentschied. Es war ein Traumtor von Joshua Kimmich, kein direkter Fehler von Bürki. Aber von einer Mitschuld konnte sich der Schweizer nicht freisprechen.
BVB-Keeper Bürki landet hinter Manuel Neuer
Mit einem RN-Notenschnitt von 3,06 erreicht Roman Bürki nicht den herausragend guten Wert des Vorjahres (2,72), als er im Ranking der besten Bundesliga-Torhüter vom Fachmagazin „kicker“ auf Platz 2 geführt wurde. Nach dieser Saison rangiert er dort nur auf Platz 14 bei einem Notenschnitt von 3,14. Nur 32 abgewehrte Großchancen in dieser Spielzeit stehen 46 in der Saison zuvor gegenüber. Immerhin Zweiter ist Bürki in einer Kategorie, die für Torhüter nicht ganz unwichtig ist: In 13 seiner 31 Bundesligaspiele blieb er ohne Gegentreffer, eine bessere Quote erreicht nur Münchens Manuel Neuer.
Als einer der Wortführer in dieser BVB-Mannschaft hat Roman Bürki auch in dieser Saison klare Aussagen nicht gescheut und Probleme angesprochen, wenn er sie vor sich sah. So wie nach dem 0:4 gegen Hoffenheim, als er nicht einfach in den Urlaub gehen wollte, sondern im Vorgriff auf die neue Spielzeit zum wiederholten Male mehr Schärfe und Einstellung anmahnte.
Roman Bürki will mit Borussia Dortmund Titel gewinnen
Das zeigt vor allem, dass sein Ehrgeiz weiter ungebrochen ist. Bürki, 2017 Pokalsieger mit der Borussia, möchte in den nächsten Jahren weitere Titel gewinnen, dafür fordert er von sich und den Mitspielern maximale Profession.
Das Vertrauen der Dortmunder in den Schweizer ist trotz der eher durchschnittlichen Spielzeit nicht getrübt. Intern bleibt der Wunsch klar formuliert, dass Bürki Spiele, in denen er als Matchwinner vom Platz gehen kann wie gegen Prag, in größerer Regelmäßigkeit zeigt. Und man würde ihm auch gönnen, dass er mal einen Elfmeter hält. Auf diese Premiere im Dortmunder Tor wartet er bis heute.
BVB-Keeper Roman Bürki: Das ist seine Perspektive für die Saison 2020/21
Bürki wird die klare Nummer eins bleiben, mit der nun geklärten Vertragssituation und dem damit verbundenen Vertrauensbeweis („Ich spüre viel Liebe vom Verein!“) kann er sich voll und ganz auf den erneuten Angriff auf die Bayern konzentrieren. Sein Ehrgeiz ist weiter groß genug, aber reicht die Qualität, um dieser Mannschaft die vielleicht fehlenden Prozentpunkte zu einem echten Titelanwärter zu liefern? Die abgelaufene Saison hat die Zweifel daran wieder wachsen lassen.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
