BVB-Torflaute in der Champions League Terzic begibt sich auf Ursachenforschung

BVB-Torflaute in der Champions League: Terzic begibt sich auf Ursachenforschung
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Völlig untypisch für Borussia Dortmund steht auch nach dem zweiten Champions-League-Spieltag offensiv die Null in der Statistik. Die torgefährlichste Rückrundenmannschaft Europas in der vergangenen Saison tut sich insgesamt schwer mit dem Toreschießen. Sie hat zwar 18 Pflichtspieltreffer in neun Partien erzielt, sechs davon aber gegen einen Regionalligisten im Pokal und vier in Freiburg. Bleiben acht Tore in den anderen sieben Partien, keine berauschende Bilanz. Noch läuft die Suche nach der Klarheit, Entschlossenheit und Effizienz im Abschluss.

BVB trifft „im letzten Drittel zu viele falsche Entscheidungen“

Mit dem einen Zähler beim 0:0 gegen den AC Mailand war am Ende niemand so recht glücklich. Und das hatte nicht nur mit der Tatsache zu tun, dass der BVB nach dem Remis weiter am Tabellenende der schwierigen Gruppe F festhängt. „Es war nicht so, dass wir zufrieden in der Kabine gesessen haben“, gestand Julian Brandt. Auch Edin Terzic spielte nach der Partie auf die vielen Angriffe seiner Mannschaft an, „bei denen wir im letzten Drittel zu viele falsche Entscheidungen getroffen und den besser postierten Mitspieler nicht gefunden haben.“

Beispielhaft dafür stand der Vorstoß von Felix Nmecha, der in der letzten Minute der regulären Spielzeit auf den völlig freistehenden Karim Adeyemi hätte passen müssen, stattdessen aber selbst den Abschluss suchte – und verzog. So herrschte nach den kurzweiligen und bisweilen spektakulären 90 Minuten mit vielen Torraumszenen am Ende nicht nur beim Dortmunder Trainer das Gefühl vor, „dass wir viele Phasen hatten, wo wir dem Tor näher waren. Am Ende aber ist das Unentschieden gerecht.“

Viel BVB-Aufwand, wenig Ertrag

In der Tat schoss Borussia Dortmund zwar 18 Mal aufs Tor der Italiener, kreierte aber aus einem ansehnlichen Offensivspiel mit zuvor vielen guten Balleroberungen und gewonnenen zweiten Bällen heraus deutlich zu wenig klare Chancen. Vier zählten die Statistiker, Mailand verbuchte sechs und verdiente sich dadurch das Remis. Am Ende waren die Rossoneri mit drei Chancen kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit dem Lucky Punch sogar näher als die Borussia. Noch eine aufschlussreiche Statistik: Von allen Mannschaften schaffte es am zweiten Gruppenspieltag der Champions League allein der BVB nicht, sich eine Großchance zu erspielen.

Edin Terzic breitet die Arme aus.
Konnte mit der Abschlussqualität seines BVB gegen Mailand nicht zufrieden sein: Edin Terzic. © dpa

Abgesehen von den offensichtlichen Werten, die Sebastien Haller (zwei Tore, beide beim 6:1 im Pokal in Mainz), Adeyemi (ohne Tor, ohne Vorbereitung), Jamie Bynoe-Gittens (ohne Tor, ohne Vorbereitung) und Youssoufa Moukoko (ein Tor im Pokal) kein besonders gutes Zeugnis ausstellen und der Tatsache, dass die Borussia einmal mehr den Wechsel wichtiger Scorer (Bellingham, Guerreiro) kompensieren muss, lässt sich die fehlende Durchschlagskraft in der Abteilung Attacke vor allem mit der aktuell zu geringen Präsenz in der Sturmzentrale in Verbindung bringen.

BVB-Zielspieler Haller schmerzlich vermisst

Als Haller im Winter unerwartet schnell zur Mannschaft stieß, veränderte sich im Laufe der Rückrunde das Dortmunder Spiel gravierend. Als Wandspieler wurde der Ivorer ebenso wichtig wie als Vollstrecker. Neun Treffer erzielte er selbst, das war sein offensichtlicher Beitrag während seines märchenhaft anmutenden Comebacks. Hallers Präsenz band zudem Gegenspieler, oftmals auch zwei, was Räume für die Nebenleute öffnete. Es war kein Zufall, dass im Schatten des 29-Jährigen vor allem Adeyemi und Donyell Malen aufblühten. Dieses Trio vereinigte in der Restserie nach der WM-Pause satte 44 (!) Torbeteiligungen auf sich, auch darauf fußte Borussia Dortmunds Run auf die Tabellenspitze.

Donyell Malen läuft mit dem Ball.
Nur Donyell Malen ist es gelungen, seinen immensen BVB-Aufwärtstrend der vergangenen Saison zu bestätigen. © imago / pepphoto

Aktuell durchlebt Haller eine physisch schwierige Phase. Sein Körper scheint sich die Pause zu nehmen, die nur natürlich erscheint nach einer so einschneidenden Krebs-Behandlung. Niclas Füllkrug kam verletzt in Dortmund an, zudem läuft sein Anpassungsprozess vom in Bremen praktizierten Zwei-Spitzen- zum Dortmunder Ein-Stürmer-System aktuell noch. Und Moukoko bleibt aktuell zumeist nur die Zuschauerrolle. Im Rhythmus ist auch er nicht.

BVB im Zentrum zu harmlos

Ohne wirkliche Gefahr durch die Mitte leidet auch die Durchschlagskraft der Nebenleute. Nur Malen ist es gelungen, seinen immensen Aufwärtstrend der vergangenen Saison zu bestätigen. Er ist Dortmunds verlässlichster Knipser. Adeyemi hingegen ist mit wenig Selbstvertrauen und großen Problemen in der Ballbehauptung auf dem Weg zum Sorgenkind. Bynoe-Gittens deutet bei seinen bisherigen Einsätzen zumindest an, nach langer Verletzungspause auf einem guten Weg zu sein.

Terzic war sich auch nach dem 0:0 gegen Mailand sicher, dass nicht viel fehlt bei Borussia Dortmund. Die Signale sind zumindest vielversprechend. Bis ins letzte Drittel hinein kombinierte sich der BVB gegen eine gut organisierte Mailänder Deckung sehr ansehnlich. Und der Blick ins vergangene Jahr kann zusätzlich zur Beruhigung beitragen. Nach neun Partien der Vorsaison standen gerade einmal 15 Dortmunder Treffer zu Buche. Noch drei weniger als aktuell.

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