BVB-Toptalent Brunner schießt deutsche U17 ins WM-Halbfinale Sorgen um Herrmann

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Die Schweißperlen standen ihm im Gesicht. Paris Brunner blickte kurz in den Himmel von Jakarta. Zweimal atmete er tief durch und hämmerte dann den entscheidenden Elfmeter ins Tor. Der Traum vom WM-Titel, er lebt. BVB-Toptalent Paris Brunner hat mit seinem goldenen Treffer vom Punkt dafür gesorgt, dass die Reise der deutschen U17-Nationalmannschaft in Indonesien weitergeht. Gegen Spanien gab es im Viertelfinale einen hart erkämpften 1:0 (0:0)-Sieg. Im Halbfinale geht es am Dienstag (9.30 Uhr) gegen Argentinien.

BVB-Stürmer Brunner wird zum Matchwinner

Die Spanier agierten von Beginn an sehr dominant, hatten sehr viel Ballbesitz und setzten die Deutschen mit aggressivem Pressing unter Druck. Die DFB-Auswahl, mit den drei Dortmundern Almugera Kabar, Charles Herrmann und Paris Brunner in der Startelf, war dadurch im ersten Durchgang vorrangig mit Defensivaufgaben beschäftigt. Linksverteidiger Kabar war durch das enorme Tempo der Spanier immer wieder gefordert, Räume zu schließen. Das deutsche Mittelfeld-Pressing zeigte nicht die erhoffte Wirkung, Umschaltmomente über Linksaußen Paris Brunner und Rechtsaußen Charles Herrmann waren entsprechend die Ausnahme.

Für Herrmann war die Begegnung zudem früh beendet. Nach 14 Minuten fasste er sich nach einem Zweikampf mit Jon Martin an den hinteren rechten Oberschenkel. Wenig später ließ sich der Dortmunder zu Boden sinken und wurde von den Physios vom Feld geleitet. Für ihn kam Bilal Yalcinkaya. Ein bitterer Ausfall für die deutsche Elf, zumal Herrmann dem Turnier bisher seinen Stempel aufgedrückt hatte, gegen Mexiko und im Achtelfinale gegen die USA von der Fifa zum „Player of the match“ gekürt worden war.

Trotz der Dominanz der Spanier ließen die Deutschen bis zur Pause nur wenig zu. Die besten Chance durch Marc Guiu (21.) vereitelte Eric Da Silva Moreira, der sich beherzt in dessen Schuss warf. Da Silva Moreira war auch an der besten Offensivchance der DFB-Elf beteiligt. Seinen Steilpass ließ Max Moerstedt klatschen und Noah Darvich scheiterte aus kurzer Distanz an Torwart Raul Jimenez. Das 0:0 zur Halbzeit ließ beiden Teams alle Möglichkeiten offen. Almugera Kabar blieb in der Kabine.

DFB-U17 im Halbfinale gegen Brasilien oder Argentinien

In Abschnitt zwei ein ähnliches Bild, wobei die Deutschen nun häufiger selbst auch Angriffe initiieren konnten. Einer davon führte über Umwege zum Ziel. Nach einem Diagonalball von Yalcinkaya zog Paris Brunner gleich mit Tempo in den Strafraum, wo er geschickt den Kontakt mit Verteidiger Hector Fort suchte. Schiedsrichter Omar Mohamed Al Ali zeigte nach kurzem Zögern auf den Punkt.

David Odogu führt einen Zweikampf mit Marc Guiu.
Schwerstarbeit: David Odogu (links) war gegen Spaniens Angreifer Marc Guiu permanent gefordert. © IMAGO/Xinhua

Den fälligen Elfmeter verwandelte Brunner selbst. Der BVB-Angreifer nahm vier Schritte Anlauf, verzögerte kurz, schickte Torhüter Jimenez ins falsche Eck und hämmerte die Kugel links zum 1:0 (64.) in die Maschen. Spanien schüttelte sich kurz und rannte dann weiter unermüdlich an. Doch die Deutschen verteidigten konsequent und ließen trotz drückender Überlegenheit der Spanier kaum Chancen zu. Die dickste Gelegenheit setzte Marc Guiu (90.+2) in der Nachspielzeit per Kopf knapp über den Kasten. Die DFB-Elf überstand auch eine XXL-Nachspielzeit von zwölf Minuten, in der Torhüter Jimenez nach einem Foul an Yalcinkaya wegen einer Notbremse noch Rot sah, schadlos – und feierte einen hart erkämpften 1:0-Sieg.

BVB-Nachwuchsboss Ricken sieht „großartige Leistung“

„Das ist eine großartige Leistung der Jungs, die zeigt, wie viel Talent und Potenzial in diesem Jahrgang steckt und dass wir mit dem deutschen Nachwuchsfußball durchaus wettbewerbsfähig sind“, geriet BVB-Nachwuchsboss Lars Ricken im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten ins Schwärmen. Die Leistung gegen Spanien sei zwar nicht spielerisch herausragend gewesen, „aber die Mannschaft hat einen großen Fight geliefert. Was Mentalität und mannschaftliche Geschlossenheit angeht, war das beeindruckend.“

Lars Ricken klatscht mit Tyler Meiser ab.
BVB-Nachwuchsboss Lars Ricken (rechts) ist begeistert von der deutschen U17-Nationalmannschaft und den drei Dortmundern. © IMAGO/Patrick Ahlborn

Sehr zufrieden ist der NLZ-Direktor auch mit den drei Dortmundern. „Wir sind mächtig stolz, dass unsere Jungs bislang so eine gute Rolle spielen. Charles ist sicherlich hervorzuheben. Er gehört mit Sicherheit zu den auffälligsten deutschen Spielern. Aber nach seiner Auswechslung ist zu befürchten, dass die WM für ihn vorzeitig beendet ist. Das wäre bitter, weil Charles eine echte Waffe dieser Mannschaft ist“, so Ricken.

BVB-Stürmer Herrmann droht WM-Aus

Lobende Worte hat Ricken auch für den Siegtorschützen: „Paris Brunner ist nicht so dominant wie bei der EM, bei der er als bester Spieler und Torschützenkönig ausgezeichnet wurde. Aber er ist körperlich sehr präsent und arbeitet auch defensiv sehr viel. Er hat immer das Zeug dazu, ein Tor zu schießen. Es freut mich, dass er mit seiner tollen Aktion den Elfmeter herausgeholt hat. Mit welcher Entschlossenheit und welchem Mut er ihn verwandelt hat, war beeindruckend.“

Positiv fällt zudem Rickens Urteil bei Linksverteidiger Almugera Kabar aus. „Dass Almu trotz wochenlanger Verletzungspause vom DFB für die WM nominiert worden ist, zeigt seine Klasse. Es freut mich, dass er wieder auf dem Rasen steht und auf diesem Niveau so viel Spielpraxis sammelt.“

Im Halbfinale am Dienstag (9.30 Uhr) wartet nun Argentinien, das sich mit 3:0 gegen Titelverteidiger Brasilien durchgesetzt hat. „Man hat schon im Achtelfinale gesehen, dass die USA stärker waren als die Gegner in der Gruppe. Spanien war dann im Viertelfinale noch mal eine Klasse besser. Eins ist klar: Im Halbfinale benötigt Deutschland wieder eine absolute Topleistung – auch da werden die Jungs wieder über ihre Grenzen hinaus gehen müssen“, prophezeit Lars Ricken.

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