Filippo Mane beim Kampf um den Ball.

Filippo Mane möchte sich die notwendige Zeit nehmen, um beim BVB zu reifen und den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. © Groeger

BVB-Talent Filippo Mane: Das ist der Plan mit dem italienischen Nationalspieler

rnBorussia Dortmund

Filippo Mane gilt als außergewöhnliches Talent. Deshalb hat ihn der BVB aus Italien verpflichtet. Bislang überzeugt der 17-Jährige in Dortmund – nicht nur sportlich.

Dortmund

, 21.09.2022, 11:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

Ehrgeiz ist eine wichtige Eigenschaft im Leben eines Fußballers. Wahrscheinlich sogar wichtiger als Talent. Bei Filippo Mane ist beides vorhanden. Die Frage ist eher, was von beidem stärker ausgeprägt ist. Fest steht schon jetzt: Die Kombination aus Talent und Ehrgeiz, sie kann diesen schlaksigen Kerl weit bringen.

Filippo Mane wechselte mit 16 Jahren zu Borussia Dortmund

Mane steht an diesem sonnigen Tag nach knapp zweistündiger Trainingseinheit in Brackel unweit des Funktionsgebäudes. In wenigen Augenblicken soll er sein erstes Interview geben. „Ein bisschen Deutsch kann ich schon sprechen. Wie alt bist du? Wie heißt du? Wie geht’s dir? Oder auch: Spiel, einen langen Ball“, sagt Mane im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Ein ganzes Interview aber ist dann doch zu viel des Guten für den jungen Italiener. Beim BVB organisieren sie deshalb seinen Teamkollegen Vasco Walz als Übersetzer. Er hat ebenso wie Vincenzo Onofrietti italienische Wurzeln, spricht fließend Italienisch. Doch Mané wiegelt ab. Er will das hier allein durchziehen. Wenn schon nicht auf Deutsch, dann eben in Englisch. „I’ll try my best“, sagt er. Sein Ehrgeiz ist geweckt.

Jetzt lesen

„Die deutsche Sprache ist für mich sehr, sehr schwierig. Grammatik und Aussprache sind im Vergleich zum Italienischen schon sehr verschieden. Vincenzo und Vasco sind deshalb sehr wichtig für mich. Wenn ich einmal etwas nicht verstehe, übersetzen sie es und helfen mir“, erklärt Mane. Anfang Januar wechselt er von Sampdoria Genua nach Dortmund. Mit gerade mal 16 Jahren zieht er ins BVB-Jugendhaus. Ein mutiger Schritt. Aber kein ungewohnter.

Filippo Mane wohnt im BVB-Jugendhaus in Dortmund-Brackel

„Schon mit 14 habe ich mein Elternhaus verlassen. Zu Beginn habe ich Heimweh gehabt, aber dann ging es rasch besser“, klärt Mane auf. Von Novara Calcio wechselt er in den Nachwuchs von Sampdoria. Zuvor hat er mit vier Jahren auf Drängen seines Großvaters Marino in seiner Heimat bei Vela Mesero mit dem Fußball angefangen. Vier Jahre später entdecken ihn die Scouts von Novara. Acht weitere Jahre später ist Mané beim BVB gelandet.

Mannschaftsfoto der BVB-U19.

Mit der BVB-U19 will Filippo Mane auch in der Youth League erfolgreich sein. © imago / Patrick Ahlborn

Im Januar zieht er ins BVB-Jugendhaus in Brackel. „Der größte Unterschied zu Genua ist das Wetter: Hier in Dortmund ist es im Winter sehr, sehr kalt“, sagt Mane und lacht. An den Temperaturunterschied kann er sich schwerer gewöhnen als an die Sprache und den physisch härteren Fußball in Deutschland. „Der Fußball hier ist sehr viel intensiver als in Italien. Ich mag es sehr hier in Dortmund. Die Bedingungen sind sehr gut und auch die Mitarbeiter außerhalb des Platzes helfen mir, zum Beispiel mit der Sprache“, berichtet Mane. Und auch mit der Verpflegung ist der 17-Jährige einverstanden. „Das Essen im Jugendhaus ist perfekt. Es ist nicht die italienische Küche, aber ich mag sie gerne.“ Dass sie in Dortmund nicht nur in der Kantine, sondern auch in der Nachwuchsarbeit über gute Rezepte verfügen, war der wesentlichste Grund, weshalb sich der Innenverteidiger dem BVB angeschlossen hat.

BVB-Nachwuchschef Lars Ricken lobt Klarheit von Filippo Mane

Lars Ricken weiß das. Das ist nichts Außergewöhnliches für Toptalente. Beeindruckend findet der NLZ-Direktor des BVB dagegen, dass Mane sich trotz kometenhafter Aufstiege der Teamkollegen Jamie Bynoe-Gittens oder Tom Rothe nicht beirren lässt. „Für Filippo geht es nicht darum, morgen schon bei den Profis zu sein. Natürlich wollen immer alle so schnell wie möglich eine Entwicklung und alle möchten so schnell wie möglich in den Profi-Bereich. Aber anders als vielleicht bei einem Offensivspieler, den man mal reinwerfen kann, muss man den Jungs gerade auf der Innenverteidiger-Position auch die notwendige Zeit geben. Es ist Filippo auch selbst ein Bedürfnis, weiter ausgebildet zu werden, um bereit zu sein, wenn er den Schritt irgendwann einmal macht“, sagt Ricken.

Jetzt lesen

Als Nachwuchschef der Borussia hat er unzählige Talente kommen und gehen sehen. Nicht jeder aber ist so bodenständig wie Mane. „Er ist im Kopf super klar. Es ist schön zu sehen, dass er sich selbst die Zeit gibt, um bei uns in Ruhe ausgebildet zu werden“, sagt Ricken. Mané weiß, was er kann, aber auch, woran er noch arbeiten muss. „Ich bin sehr zweikampf- und kopfballstark. Ich will mich aber in allen Bereichen weiter verbessern und zum Beispiel beidfüßig spielen. Ich möchte mir bewusst alle Zeit nehmen, die ich brauche, um jemand im Fußball zu werden. Ich möchte die Dinge nicht unnötig beschleunigen, ich bleibe ruhig“, bekräftigt der BVB-Abwehrspieler.

BVB-Verteidiger Filippo Mane spielt mit Stolz für Italien

Das bestätigt auch sein Trainer Mike Tullberg, der für Mane in der U19 in dieser Saison eine wichtige Rolle als Stammspieler vorsieht. „Filippo ist ein toller Junge. Er haut sich voll rein. Außerhalb des Platzes ist er wahrscheinlich einer der liebsten Spieler, die ich je gesehen habe. Fast zu lieb für einen Innenverteidiger, könnte man denken. Aber wenn er auf dem Platz steht, kann er auch ganz anders. Und darum geht es im Endeffekt“, sagt Tullberg. Auch Lars Ricken lobt: Filippo bringt eine gewisse Körperlichkeit mit, ist ein sehr schneller Spieler, sehr kompromisslos und konsequent in seiner Zweikampfführung – und dazu ist auch noch wirklich ein toller Kerl. Wir sind total glücklich, dass er da ist.“

Jetzt lesen

Weniger glücklich sind dagegen die Gegner in der Junioren-Bundesliga, wenn sie gegen ihn antreten müssen – ebenso wie die Kontrahenten der Squadra Azzura. Mané ist 15-maliger italienischer U17-Nationalspieler. Da sein Vater Antoine aus dem Senegal stammt, besitzt Mane die doppelte Staatsbürgerschaft. Er hat sich aber ganz bewusst für sein Geburtsland entschieden: „Für die Nationalmannschaft zu spielen, bedeutet mir sehr viel. Denn ich kann Italien repräsentieren, das ist eine Ehre.“

Auch das Trikot von Borussia Dortmund trägt er mit Stolz. Echte Anpassungsschwierigkeiten hat er bislang nicht offenbart. Kein Wunder: Bei seinem ersten Verein Vela Mesero spielen sie schließlich auch in schwarzgelben Trikots. Und das ist eine Kombination im Fußball, die es ähnlich weitbringen kann wie die richtige Mischung aus Talent und Ehrgeiz.