Am 22. August ist die neue Saison gerade mal zehn Tage alt. Borussia Dortmund hat die Pflichtaufgabe im DFB-Pokal bei Schott Mainz (6:1) ebenso gemeistert wie den Bundesliga-Auftakt gegen den 1. FC Köln (1:0), bei dem Karim Adeyemi 20 Minuten vor dem Ende eingewechselt wird. Der 21-Jährige ist an diesem Abend zu Gast bei „Brinkhoff’s Ballgeflüster“. Moderator Norbert Dickel zeigt Adeyemi und den anwesenden BVB-Fans einen Zusammenschnitt aller seiner Treffer aus der Vorsaison. Per Hacke, per Kopf, per Abstauber, per Konter – der Flügelstürmer trifft aus Lagen. Adeyemi in Bestform. Es sind berauschende Momente.
BVB-Profi Adeyemi zahlt Terzic-Vertrauen zurück
In dieser Saison sind davon bislang höchstens Spurenelemente zu sehen gewesen. Adeyemi lief der eigenen Form hinterher wie es sonst die Gegner tun, wenn sie sich vergeblich an seine Fersen zu heften versuchen. Statt in Siebenmeilenstiefeln schien Adeyemi in den vergangenen Monaten in Bleischuhen zu stecken. Seine Startelf-Nominierung beim 2:0-Sieg gegen Newcastle United kam deshalb durchaus überraschend. Und anders als in den Vorwochen zahlte Karim Adeyemi das Vertrauen von Edin Terzic zurück.
Immer wieder versuchten die Schwarzgelben über ihre agilen Außenbahnspieler Karim Adeyemi und Julian Brandt Räume gegen die Magpies zu öffnen. Mit seinen Tempoläufen preschte Adeyemi über Rechtsaußen vor und beschäftigte die Defensive der Engländer. Zugleich verrichtete er auch gewissenhaft die Arbeit gegen den Ball. Seinem Auftritt haftete eine lange vermisste Seriosität an.
BVB-Trainer Terzic lobt Adeyemis Einsatzbereitschaft
„Karim hat in allen Richtungen ein tolles Spiel gezeigt. Er war nicht nur offensiv immer wieder gefährlich, sondern hat uns auch in der Defensive geholfen, die Räume zu schließen“, lobte BVB-Trainer Edin Terzic. Zuspruch gab es auch vom Torschützen Julian Brandt, der mit seinem Treffer zum 2:0 letzte Zweifel am Sieg beseitigte. „Karim hat einen sensationellen Iniesta-Pass auf mich gespielt. Den hat er gesehen, da lasse ich mir auch nichts einreden“, befand Brandt schmunzelnd. Augenzeugen hielten die Vorlage eher für einen Befreiungsschlag.

Ein Assist, der Adeyemi gut tun dürfte, zumal ihm selbst in dieser Saison noch ein Torlos-Makel anhaftet. Gegen Newcastle scheiterte er an Nick Pope, während Teamkollege Niclas Füllkrug den Torhüter zum 1:0 überlistete. Füllkrug merkte danach durchaus selbstkritisch an: „Wir hätten noch etwas besser die Tiefe belaufen können mit Karim. Da hätten wir ihn noch ein, zweimal in die gefährlichen Räume kriegen können.“
BVB-Sportdirektor Kehl nimmt Adeyemi in die Pflicht
Klar ist: Die Leistung Adeyemis war zweifelsohne die bislang beste des Flügelstürmers in dieser Saison. Sie ist damit ab sofort die Benchmark für alle weiteren Auftritte. „Karim hat lange warten müssen, bis er die Chance bekommen hat. Man hat gesehen, dass er unbedingt wollte. Er hat viele Laufduelle gewonnen, Torchancen herausgearbeitet. In einigen Situationen wünsche ich mir noch einen schnelleren Abschluss. Es war aber ein wichtiger Schritt nach vorne. So muss er weiterarbeiten“, konstatierte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.

Auch Edin Terzic nahm Adeyemi in die Pflicht: „Karim hatte keinen leichten Start in die Saison. Es ging darum, sich die Dinge neu und hart erarbeiten zu müssen und geduldig zu sein. Das hat er in den Trainingseinheiten immer wieder gezeigt. Trotzdem hat er es dann nicht geschafft, in den Einsätzen diesen Einfluss auf unser Spiel zu nehmen, den er heute hatte. Das ist das, was wir uns von ihm nicht nur wünschen, sondern auch einfordern.“
BVB-Profi Adeyemi hat noch Luft nach oben
Was Tore (null), Torschüsse (vier), Flanken (fünf) oder erfolgreiche Dribblings (32 Prozent) angeht, hat Adeyemi noch viel Luft nach oben. Die Leistung gegen Newcastle war ebenso ein Lichtblick wie eine Verpflichtung, jetzt mit entsprechend seriösen Darbietungen nachzulegen – am besten schon am Samstag (15.30 Uhr) im Duell beim VfB Stuttgart.
Als Karim Adeyemi Anfang Oktober nur für die U21- und nicht etwa für die A-Nationalmannschaft nominiert wurde, sprach er auf einer Pressekonferenz des DFB über seine Formkrise. Damals sagte der Dortmunder: „Es gibt einfach Phasen, wo es nicht läuft. Jetzt ist das bei mir so. Aber aus jeder dieser Phasen kommt man auch wieder heraus. Ich gebe mein Bestes, so schnell wie möglich Fuß zu fassen.“ Die Partie gegen Newcastle könnte für ihn der entscheidende Schritt gewesen sein, um wieder Fuß zu fassen. Sie könnte zur Trendwende werden, sofern es ihm gelingt, die guten Eindrücke in den kommenden Wochen nachhaltig zu bestätigen.
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