BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl wird deutlich „Das geht natürlich gar nicht“

BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl wird deutlich: „Das geht natürlich gar nicht“
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Borussia Dortmund kassiert zum Jahresabschluss binnen vier Tagen zwei Auswärtsniederlagen, fängt sich dabei fünf Gegentore und ist als Tabellensechster im Mittelmaß angekommen. Nach dem 2:4 in Mönchengladbach sprach BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl in der Mixed Zone über das Auf und Ab der Hinrunde, die Probleme der Schwarzgelben und die Perspektive fürs Jahr 2023.


Der BVB erlebt einen bitteren Abend in Mönchengladbach. Wie haben Sie das Spiel erlebt?

(überlegt lange) Ich glaube, in diesem Spiel war gefühlt alles drin. Von vielen guten Phasen von uns, von ersten drei richtig guten Minuten, dann kriegst du wieder ein Gegentor. Wir machen bei den Gegentoren zu viele Fehler, kommen dann wieder zurück. Man geht in die Halbzeit, man hat eigentlich das Gefühl, dass man wieder dran ist. Und dann dauert es 40 Sekunden, um das vierte Gegentor zu kriegen. Dann muss man sagen, waren wir in der zweiten Halbzeit auch nicht mehr gut genug. In den ersten Halbzeit können wir mit vielen Phasen sehr zufrieden sein, weil wir ein gutes Spiel gemacht haben. Aber wir lassen viel zu viel zu. Wir ermöglichen dem Gegner Kontermöglichkeiten ohne Ende und machen uns das Leben damit extrem schwer. Die Niederlage heute tut richtig weh.


War das von allen BVB-Spielern defensiv heute nicht gut genug?

Wenn man sich die Gegentore anschaut, wird man sehen, dass es zu wenig ist. Auch wie wir das vierte Tor verteidigen. Und das ist etwas, was wir nicht verstehen. Wir sensibilisieren in der Halbzeit, man hatte auch das Gefühl, jeder weiß, dass wir dieses Spiel heute noch drehen können. Und dann gehen wir so raus und schenken es her. Da fehlt mir, ehrlich gesagt, auch gerade der Ansatz, weil: Das ist nicht zu erklären. Und da muss sich jeder an die eigene Nase fassen.


Warum hat die Defensive heute so lückenhaft agiert?

Es ist ja nicht nur das Verhalten der Viererkette oder eines Einzelnen. Es ist immer ein Nachschieben, ein Nachrücken, den Rückraum zu besetzen. Und wenn wir so gemeinsam verteidigen, dann können wir nicht erfolgreich sein. Natürlich machen wir den Gladbachern das Leben am Ende auch leicht, wir geben ihnen Räume, dann sind sie in ihrem Konterspiel sehr gut. Sie hätten auch noch zwei Tore mehr schießen können. Aber dass es überhaupt so weit kam ist es, was uns heute total ärgert. Ähnlich wie gegen Wolfsburg muss man dieses Spiel heute nicht verlieren.


Welche Lehren und Konsequenzen muss man daraus ziehen?

Bis zum Bochum-Spiel war es gefühlt ein Auf und Ab, es ging eigentlich in die richtige Richtung. Die letzten beiden Spiele zu verlieren, geht natürlich gar nicht. Wir werden jetzt auf Platz sechs überwintern. Dass das weit von unserem Anspruch entfernt ist, muss ich hier nicht nochmal extra betonen. Dass uns das jetzt ein paar unruhige Wochen bescheren wird, ist auch klar. Aber wir werden das natürlich intern schonungslos analysieren, wir werden die Zeit nutzen, um Dinge, mit den Spielern, die da sind, zu besprechen. Und dann werden wir hoffentlich mit dem ein oder anderen Spieler, der zurückkommt, neue Optionen schaffen. Und dann müssen wir wieder angreifen.


Wie erklären Sie sich die Flut an frühen Gegentoren?

Ich kann es nicht erklären. Wir wissen um die Situation und haben in der Halbzeit extrem viel gesprochen und auch versucht, eine gewisse Art an Emotionalität und Aggression zu schaffen. Die Jungs waren auch selber auf Spannung. Am Ende ist es von außen extrem schwer zu erklären. Aber wie wir solche Zweikämpfe führen, der eine verlässt sich auf den anderen, so kann man kein Bundesliga-Spiel gewinnen.


Gibt es einen Ansatz, wie man sechs Niederlagen in 15 Bundesliga-Spielen erklären kann?

Es sind natürlich viel zu viele Niederlagen, das wissen wir. Fünf davon sind auswärts, eine einzige zu Hause. Alleine das ist schon etwas, worüber wir nachdenken müssen und werden. Wir bekommen auch zu viele Gegentore und haben einige Themen, an denen wir arbeiten müssen. Im Offensivbereich, was Standardsituationen angeht, aber natürlich auch im Defensivbereich.


Macht es das besonders schwierig, dass es so viele Ansatzpunkte sind?

Wenn man als Borussia Dortmund nach dem 15. Spieltag auf Rangs sechs steht, dann werden ein paar Dinge nicht ganz rund laufen. Wir wussten trotzdem, dass das auch durch den Umbruch etwas Zeit benötigt. Wir haben einige Spieler, die uns seit geraumer Zeit nicht zur Verfügung stehen, hatten sehr viele Englische Wochen hintereinander. Wir wussten, dass es kein einfaches erstes Halbjahr wird. Und trotzdem sind die wir mit der Tabellensituation und auch mit der Art und Weise überhaupt nicht zufrieden. Das wird uns ein paar Tage lang begleiten.


Kommt die Pause zur richtigen Zeit?

Ja, womöglich. Wir haben jetzt sechs Englische Wochen hintereinander gespielt in fast gleicher Besetzung. Da hoffen wir schon, dass wir beim Konkurrenzkampf draufpacken können, andere Optionen bekommen. Wir müssen an ein paar Dingen gemeinsam arbeiten und uns deutlich verbessern.


Wird es nochmal eine Aussprache mit der gesamten Mannschaft geben?

Wir fahren jetzt zurück nach Brackel und werden dann sicherlich ein paar Dinge zur Mannschaft sprechen. Ab Samstag sind dann aber alle Spieler mit ihren Nationalmannschaften unterwegs. Das ist sicherlich keine glückliche Situation, aber wir werden uns ein paar Dinge aufbehalten für die Jungs, die weg sind.

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