Sebastian Kehl (43) gehört zu den Fußball-Funktionären, die ihre Worte sehr bewusst wählen und eher einen analytischen Ton anschlagen. Nach dem 1:1 von Borussia Dortmund beim VfL Bochum richtete der Sportdirektor harte Vorwürfe gegen Schiedsrichter Sascha Stegemann.
BVB-Sportdirektor Kehl übt scharfe Kritik
Man habe sich in den vergangenen Wochen selbstkritisch gezeigt, niemals woanders die Fehler gesucht, betonte Kehl. „Heute“, erklärte der 43-Jährige und kam zum Aber, „heute hat der Schiedsrichter für mich das Spiel entschieden.“ Die Leistung des Unparteiischen wertete er als „einfach schlecht. Heute ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen.“ Er machte das an drei Punkten fest:
1.) Vor dem ersten Tor hatte Kehl ein Foul von Philipp Hofmann an Borussia Dortmunds Emre Can gesehen. „Er schubst ihn, oben in der Luft, und so wie Emre fällt, ist das ein Foulspiel, das muss sich der Schiedsrichter im Nachgang zumindest angucken.“ Über die strittige Szene vor dem 1:0 der Bochumer (5.) ließe sich womöglich mit unterschiedlichem Ergebnis noch diskutieren. Das änderte sich.
2.) Beim Foul von Danilo Soares an Karim Adeyemi (65.) sah nicht nur Kehl „einen klaren Elfmeter“. Der Sportdirektor von Borussia Dortmund führte aus: „Wir haben es in verschiedenen Perspektiven gesehen, und ich finde es frech, mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben, fünf Spieltage vor Schluss, wenn es um die absolute Entscheidung, um die Deutsche Meisterschaft geht, in dieser Situation sich die Szene nicht nochmal anzuschauen, das halte ich für absolut fahrlässig, für feige, und für komplett falsch. Wir sind unglaublich erbost, haben unseren Unmut klar zu verstehen gegeben. Auf eine Art und Weise, die dann auch mal dahingehört.“ Er könne das „wirklich überhaupt nicht nachvollziehen. Deswegen, muss ich sagen, hat dieser Schiedsrichter das Spiel entschieden und uns zwei Punkte gekostet.“ Statt Strafstoß für den BVB und Gelb-Rot gegen Soares ließ Stegemann die Partie weiterlaufen.

3.) Die dritte Szene, ein Handspiel von Erhan Masovic im Strafraum in der 90. Minute, blieb ebenfalls ungeahndet. Für solche Situationen hat es schon Strafstoß gegeben, hier sorgt der Ermessensspielraum der Unparteiischen immer wieder für unterschiedliche Auslegungen. Unklar blieb in Bochum, wie die Kommunikation zwischen Stegemann und dem Video Assistent Referee im Kölner Keller funktionierte oder eben nicht funktioniert hat. Für keine der strittigen Szenen nutzte Stegemann die Review Area am Spielfeldrand.
BVB-Kritik an Schiedsrichter Stegemann
Einmal in Rage, legte Kehl sogar mit lauter werdender Stimme weiter nach. „In der Summe waren das zu viele Fehlentscheidungen eines Schiedsrichters bei so einem wichtigen Spiel. Es war klar, dass es emotional wird. Wir haben in der zweiten Hälfte auch nicht mehr so gut gespielt wie in der ersten. Aber als Schiedsrichter in der heutigen Zeit, mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen, muss ich mir die strittigen Szenen anschauen. Und wenn von außen kein Signal kommt, muss ich trotzdem fragen: Liege ich zu 100 Prozent richtig, oder ist das diskussionswürdig? Ich finde es fahrlässig, ich finde es beschämend, dass man in so einer Situation nicht so die Hilfsmittel nimmt.“
Am Ergebnis ändern wird diese scharfe Schiri-Schelte nichts mehr. Das Remis in Bochum dürfte Borussia Dortmund im Titelrennen in der Bundesliga zurückwerfen. Konkurrent FC Bayern München kann den BVB am Sonntag mit einem Sieg gegen Hertha BSC wieder überholen.
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