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BVB-Spielerzeugnis: Jude Bellingham - Publikumsliebling und Chef im Mittelfeld
Borussia Dortmund
In seinem zweiten Jahr in Dortmund ist Jude Bellingham bereits unverzichtbar für den BVB. Der 18-Jährige marschiert voran - schießt manchmal aber noch übers Ziel hinaus. Unser Spielerzeugnis.
Hinter Borussia Dortmund liegt eine äußerst durchwachsene Saison. Während in der Bundesliga das Soll mit Rang zwei erreicht wurde, erlebten die Schwarzgelben in den Pokalwettbewerben kompletten Schiffbruch. Eine Woche nach Saisonende wurde die Zusammenarbeit mit Trainer Marco Rose vorzeitig beendet. In unserem Spielerzeugnis blicken zurück auf turbulente Monate. Heute im Fokus: Jude Bellingham.
So lief die Saison 21/22 für Jude Bellingham: Saß er in seinem ersten Jahr beim BVB noch häufig auf der Bank, legte Jude Bellingham in dieser Saison einen kometenhaften Aufstieg hin und gehörte zu den uneingeschränkten Leistungsträgern. Binnen kürzester Zeit wurde der Engländer dank seiner Malocher-Mentalität ein Publikumsliebling.

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Der 18-Jährige paarte beherzten Einsatz mit spielerischer Klasse. Auf der Sechs oder auch auf beiden Halbpositionen schob er unermüdlich das BVB-Spiel an. „Ich war noch nie in einem Team, das so gut zu mir passt“, schwärmte Bellingham in der Sky-Doku „JB22 – Dortmunds Überflieger“. Durch seine konstant starken Leistungen in Schwarzgelb hat Bellingham sich auch in der englischen Nationalmannschaft ein wichtiges Standig erworben, gehört inzwischen auch bei den Three Lions zum Stammpersonal.
Das sagt die Statistik: Jude Bellingham war für Borussia Dortmund unverzichtbar. In der Bundesliga kam er auf eine Startelfquote von 94 Prozent, international und im DFB-Pokal lag sie gar bei 100 Prozent. Bellingham war einer der fleißigsten Borussen, absolvierte 335,9 Kilometer in 32 Spielen.
Unermüdlich schaltete er sich auch in die Offensivbemühungen ein. Wettbewerbsübergreifend sammelte er in 44 Partien 20 Scorerpunkte (6 Tore, 14 Assists). In der Bundesliga schoss er drei Treffer und bereitete deren acht vor. In der Königsklasse kam er auf ein Tor und drei Vorbereitungen. Und er stemmte sich mit Macht gegen das frühe Aus in der Europa League, war in beiden Partien an allen (!) Dortmunder Toren beteiligt – zwei erzielte er selbst, zwei legte er auf.
Das sind die Stärken und Schwächen: Wenn einer Glaube, Wille und Entschlossenheit verkörpert, dann er. Jude Bellingham ist beim BVB zum Synonym für bedingungslose Einsatzbereitschaft geworden. Trotz seines Alters geht der 18-Jährige voran. Manchmal ist er dabei aber auch etwas zu forsch, schießt mit seinem Ehrgeiz über das Ziel hinaus.

Für seinen Einsatz lieben ihn die Fans: Jude Bellingham © IMAGO/Eibner
Beim bitteren Aus in der Europa League bei den Glasgow Rangers beschimpfte er seinen Mitspieler Nico Schulz öffentlich. Und nach fragwürdigen Entscheidungen im Topspiel gegen Bayern München äußerte Bellingham derart massive Kritik an Schiedsrichter Felix Zwayer mit Verweis auf dessen Beteiligung am Hoyzer-Wettskandal, dass der DFB Ermittlungen einleitete und ihm schließlich eine Geldstrafe aufbrummte.
Ausblick und Perspektive: Mit seinen 18 Jahren ist Jude Bellingham schon jetzt ein echter Führungsspieler beim BVB. „Es bedeutet mir verdammt viel, die Rolle und die Verantwortung zu übernehmen, die ich in dieser Mannschaft und in diesem Verein habe“, sagt Bellingham. Der Engländer spielt künftig eine noch bedeutendere Rolle.
„Ich freue mich sehr auf die nächste Saison. Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Ich werde nächste Saison hier sein, und ich werde bereit sein“, versichert Bellingham. Sein Vertrag in Dortmund läuft bis 2025. Längst haben ihn sämtliche europäischen Topklubs auf dem Radar. Um ihn langfristig zu binden und seinen Wohlfühlfaktor nochmals zu erhöhen, erwägt der BVB den Transfer seines jüngeren Bruders Jobe Bellingham. Das Trainingsgelände in Brackel hat sich Jobe bereits kurz vor Weihnachten angeschaut.
Jude Bellinghams Mission nimmt dagegen gerade erst Konturen an. Er hat sich Großes vorgenommen: „In den letzten Jahren waren wir ein wenig von den Bayern entfernt. Eine Serie von zehn Jahren zu stoppen, wäre etwas Unglaubliches für Borussia Dortmund und für mich persönlich, und deshalb greifen wir nächste Saison wieder an. Denn es wäre eine der größten Errungenschaften in Europa, die Mannschaft zu schlagen, die so lange so dominant war. Ich denke, das wäre wirklich etwas Großes, und das muss jedes Jahr unser Ziel sein.“
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
