BVB-Spielerzeugnis Gregor Kobel macht den nächsten Schritt – und kann eine Ära prägen

BVB-Spielerzeugnis: Gregor Kobel macht den nächsten Schritt – und kann eine Ära prägen
Lesezeit

Hinter Borussia Dortmund liegt eine turbulente erste Saisonphase. Zwar hat der BVB die Erwartungen in den Pokalwettbewerben erfüllt, doch in der Bundesliga ist die Mannschaft von Edin Terzic als aktuell Tabellensechster weit hinter den eigenen Ambitionen zurückgeblieben. In unserem Spielerzeugnis blicken wir auf die ersten Monate der Saison 22/23 zurück. Heute im Fokus: Gregor Kobel.


So lief die erste Saisonphase für Gregor Kobel: Es ist bezeichnend, dass nach einigen Spielen eine Reihe von BVB-Profis vor die Journalisten traten und Gregor Kobel als Grund für die drei Punkte nannten. Der Schweizer präsentierte sich in dieser Hinserie in bestechender Form und rettete Borussia Dortmund mit extrem starken Auftritten regelmäßig wichtige Punkte. Gegen Leverkusen, in Freiburg, in Berlin, später auch in Frankfurt – Kobel gehörte zu den besten BVB-Profis, notentechnisch (RN-Durchschnittsnote: 2,5) war er sogar der beste. Bitter, dass er ausgerechnet im heißen September aufgrund eines Muskelfaserrisses und Rückenproblemen die Duelle gegen Bayern und Manchester City verpasste – mit ihm wäre im Kasten wäre vielleicht noch mehr möglich gewesen.


Das sagt die Statistik: Während in der vergangenen Saison die nackten Zahlen (61 Gegentreffer in 40 Spielen) so gar nicht zu den überzeugenden Leistungen des Schweizer Keepers passten, liest sich die Statistik nach der ersten Halbserie der laufenden Spielzeit deutlich besser. 15 Gegentore in 16 Spielen machen einen Schnitt von 0,96. Wettbewerbsübergreifend behielt Gregor Kobel in acht Spielen eine „Weiße Weste“ – in der gesamten Vorsaison waren es lediglich elf Partien zu Null. Mit einer Quote von 73 Prozent gehaltener Bälle gehört der 25-Jährige zu den besten Torhütern der Liga, im Torhüter-Ranking landet er auf Platz sechs (Topwert: Yann Sommer und Frederik Rönnow mit jeweils 78 Prozent).


Das sind die Stärken und Schwächen: Gregor Kobel beherrscht die gesamte Palette des Torhüter-Handwerks. Er behält die nötige Ruhe und Abgeklärtheit in Eins-gegen-Eins-Situationen, reagiert blitzschnell auf der Linie, ist enorm stark in der Entscheidungsfindung und kompromisslos beim Herauslaufen – ein „kompletter“ Torhüter eben. Auffällig: Er kommuniziert noch stärker und vor allem unmissverständlicher mit seinen Vordermännern, geht nicht nur auf sondern auch neben dem Platz voran. Ihm den derben Patzer gegen Union Berlin, als er einen Rückpass auf die linke Seite spielen wollte, dabei aber unglücklich ausrutschte, als grundsätzliche Schwäche auszulegen, wäre übertrieben. Ganz so wohl mit dem Ball am Fuß wie Vertreter Alexander Meyer fühlt er sich dann aber doch nicht.


Ausblick und Perspektive: Es gibt wahrlich viele Baustellen im Kader von Borussia Dortmund, die Torwartposition gehört definitiv nicht dazu. Gregor Kobel hat nach einem sehr konstanten ersten Jahr in Dortmund in dieser Saison den nächsten Entwicklungsschritt gemacht, in allen torwartspezifischen Bereichen noch einmal zugelegt und ist zum Leistungsträger und Führungsspieler gereift. Das Gute: Kobels Entwicklung ist noch immer nicht abgeschlossen, sein Ehrgeiz wird ihn weiter vorantreiben. Und so könnte der Schweizer beim BVB eine Ära zwischen den Pfosten prägen – sofern der 25-Jährige wie bei den kurzzeitig aufkeimenden Gerüchten um einen Winter-Wechsel zum FC Bayern München auch in Zukunft dankend abwinkt.


RN-Note: 1,5

BVB-Spielerzeugnis: Reus startet rasant – und erlebt doch das nächste Drama

BVB-Spielerzeugnis für die erste Saisonhälfte: Bellingham - unverzichtbar und doch bald weg?

BVB-Spielerzeugnis für die erste Saisonhälfte: Brandt mit mehr Konstanz und Lauffreudigkeit