Hinter Borussia Dortmund liegt eine turbulente erste Saisonphase. Zwar hat der BVB die Erwartungen in den Pokalwettbewerben erfüllt, doch in der Bundesliga ist die Mannschaft von Edin Terzic als aktuell Tabellensechster weit hinter den eigenen Ambitionen zurückgeblieben. In unserem Spielerzeugnis blicken wir auf die ersten Monate der Saison 22/23 zurück. Heute im Fokus: Alexander Meyer.
So lief die erste Saisonphase für Alexander Meyer: Als Nachfolger der (teuren) Nummer-eins-Kandidaten Roman Bürki und Marwin Hitz verpflichtete Borussia Dortmund im Sommer den bis dahin wenig bekannten Alexander Meyer vom Jahn Regensburg als Ersatztorhüter. Der 31-Jährige, 1,95 Meter groß, sollte die Rolle als klare Nummer zwei hinter Stammtorwart Gregor Kobel ausfüllen. Dass er dann in acht Pflichtspielen für den BVB auf dem Rasen stand, gegen die Bayern und Schalke sowie in der Champions League, „damit hätte ich im Traum nicht gerechnet“, sagte Meyer gegenüber den Ruhr Nachrichten. Kobels Verletzungen (Muskelfaserriss, Rückenprobleme) bescherten Meyer wesentlich mehr Spielminuten als avisiert, 675 in Summe bisher. Und er erledigte seine Sache so gut, wie man es von einem zweiten Torhüter nur erwarten kann. Als sein „Vorgesetzter“ Kobel wieder fit war, rückte er wie besprochen und anstandslos ins zweite Glied zurück.
Das sagt die Statistik: Acht Partien mit elf Gegentreffern (1,38 im Schnitt), dreimal zu Null gespielt – die Bilanz von Alexander Meyer liest sich nicht spektakulär und ist schwächer als die von Kobel (21 Gegentore in 18 Partien, 1,16 Gegentore im Schnitt, acht Mal zu Null gespielt), muss aber in den Kontext eingeordnet werden. Denn in der Phase von Mitte September bis Anfang Oktober verteidigte Borussia Dortmund insgesamt weniger effektiv als in den Wochen zuvor. Die Paradenquote von 55,6 Prozent (Kobel: 72,9 Prozent) ist als Statistik nicht belastbar, zeigt jedoch einen grundsätzlichen Trend.
Das sind die Stärken und Schwächen: Alexander Meyer qualifiziert sich durch mehrere Aspekte als idealer zweiter Torhüter für den BVB. Als Schlussmann bietet er einen soliden Rückhalt, auch wenn ihm ein bis zwei Gegentore (in Manchester, gegen Bayern) mit angekreidet werden können. Sein „Handwerk“ beherrscht er mehr als ausreichend, mit dem Fuß gehört er zu den besten Keepern der Bundesliga und vielleicht auch darüber hinaus. Mit Ruhe und Präzision lässt er sich als „letzter Mann“ wunderbar ins Aufbauspiel einbinden. Darüber hinaus ist Meyer, der erst mit 28 Jahren sein Profidebüt in der zweiten und jetzt im September mit 31 Jahren in der ersten Liga gefeiert hat, ein loyaler und motivierender Mitspieler, der Kobel und Co. mit seinem eigenen Ehrgeiz antreibt, gleichzeitig seine Rolle kennt und das Binnenklima folglich nicht belastet, sondern eher mit positiver und zupackender Ausstrahlung verbessert.
Ausblick und Perspektive: In Alexander Meyer weiß Borussia Dortmund einen sehr soliden Ersatztorhüter in den eigenen Reihen. Er genießt das Vertrauen seiner Kollegen, er hat es sich verdient. Dass ihm wegen Gregor Kobels herausragender Form und dessen zunehmendem Einfluss innerhalb der Mannschaft ein klarer Stammtorwart den Weg in den Kasten versperrt, war dem gebürtigen Norddeutschen Meyer bewusst. Er gibt trotzdem Gas – und bildet auf lange Sicht mit Kobel ein dynamisches Torhüter-Duo.
RN-Note: 3,0
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