Unerbittlich verrannen die Sekunden, doch auch in der Nachspielzeit eines packenden, intensiven und hochklassigen Revierderbys verpasste Borussia Dortmund den Lucky Punch. Mit Mann und Maus verteidigte der VfL den immens wichtigen Zähler. Das 1:1 (1:1) des BVB an der Castroper Straße in Bochum bringt den FC Bayern wieder zurück ins Meisterschaftsspiel.
Große BVB-Enttäuschung in Bochum
Die Enttäuschung in Schwarzgelb war nach dem Abpfiff förmlich mit Händen zu greifen, der BVB war die hochüberlegene Mannschaft mit vielen guten Chancen vor allem im ersten Durchgang. Ein aufopferungsvoll kämpfender VfL Bochum auf der anderen Seite verdiente sich den kaum eingeplanten Zähler durch eine Leistung mit großer Hingabe. Er könnte im Abstiegskampf am Ende Gold wert sein.
Es passte zu mitreißenden ersten 45 Minuten, dass sich am Ende der Gastgeber noch einmal bemerkbar machte. Der Linksschuss von Philipp Hofmann, mustergültig freigespielt durch den klugen Flankenball von Takuma Asano in den Rücken der Dortmunder Abwehr, strich um Zentimeter am Dortmunder Tor vorbei. Aufatmen auf dem Rasen bei allen in Schwarzgelb, Aufatmen auf der Dortmunder Bank (42.).
BVB antwortet direkt durch Adeyemi
Eine erneute Bochumer Führung wäre allerdings glücklich gewesen. Denn nach dem furiosen Start durch Losillas Traumschuss in den rechten Dortmunder Torwinkel (5.) und der postwendenden Antwort durch Karim Adeyemis 1:1-Ausgleich (7.) war es der BVB, der in der hitzigen Atmosphäre des Ruhrstadions die Kontrolle übernommen hatte – allein Adeyemi hatte gleich drei dicke Chancen, zielte dabei zwei Mal zu ungenau (27./31.) und fand in Bochums Schlussmann Riemann seinen Meister (38.).
Es war die Phase, in der der BVB immer öfter durch das gleiche Angriffsmuster gefährlich wurde: Nach Ballgewinnen suchte Dortmund mit schnellen Pässen den Weg nach vorne. Das Tempo der BVB-Offensive bekam der VfL nur schwer kontrolliert. Die Präzision beim Abschluss, gegen Frankfurt noch ein Faustpfand, war aber ein Manko im Dortmunder Spiel, auch wenn die Gastgeber zu einer intensiven Partie ihren Beitrag leisteten. Ein weiteres: Dass Bochum aus der eigenen Hälfte permanent mit langen Bällen arbeitet, ist ein bekanntes Stilmittel des kleinen Nachbarn. Nicht immer bekam die Abwehrformation der Borussia diese Angriffe kontrolliert.
BVB-Torhüter Kobel ist machtlos
Losillas 1:0 riss die Zuschauer früh von ihren Sitzen. Mit vollem Risiko genommen, zischte sein Schuss in den Winkel, Gregor Kobel hatte die Finger noch dran (5.). Dass daraus keine noch schwierigere Situation für die Borussia entstand, verdankte der BVB auch dem groben Stellungsfehler von Soares gegen Malen vor dem 1:1. Bochum warf alles in die Waagschale, verdiente sich jeden gewonnenen Zweikampf durch eine unnachgiebige Herangehensweise.
Und es blieb schwierig für den BVB nach der Pause, der bis zur 60. Minute nur durch einen abgefälschten Bellingham-Schuss eine weiteres Mal den Torschrei auf den Lippen hatte (53.). Der Zeitfaktor kam jetzt ins Spiel: Dortmund musste diese Partie gewinnen, um nicht gleich im ersten Spiel nach der Übernahme der Tabellenführung den Bayern wieder die Tür zu öffnen.
BVB-Trainer Terzic ist fassunglos
Ungläubig schlug Trainer Edin Terzic dann die Hände über den Kopf zusammen, als Soares Adeyemi im Strafraum abräumte. Schiedsrichter Sascha Stegemann, der den Spielern (zu) viel Spielraum ließ, behielt auch diesmal die Pfeife in der Hand. Später übten Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl massive Kritik am Unparteiischen. Den Ball spielte der Bochumer nicht (64.). Der VfL, bei dem zunehmend die Kräfte schwanden, kam nun kaum noch zu Entlastungsangriffen.
Nur Riemanns Paraden verhinderten nach Schüssen des eingewechselten Youssoufa Moukoko (74.) und Jude Bellingham (77.) den zweiten BVB-Treffer, welcher auch Donyell Malen verwehrt blieb, der mit einem artistischen Hackentrick die letzte Dortmunder Chance vergab (82.). Höhepunkte in der dramatischen Schlussphase: Mats Hummels‘ Kopfball zum vermeintlichen 2:1 entstand aus einer Abseitsposition (90.) Für Masovics Handspiel gab Stegemann unverständlicherweise keinen Elfmeter (90.+1).
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