Die Fans von Borussia Dortmund haben ein feines Gespür für die Leistungen ihrer Mannschaft und die ihrer Spieler. Die Anhänger des BVB schließen besonders gerne Malocher in ihr Herz und die Spieler, die sich voll und ganz mit ihrem Verein identifizieren. Bei Jermain Nischalke ist all das (noch) nicht gegeben und dennoch ist er bereits nach wenigen Wochen ein Publikumsliebling bei Schwarzgelb.
BVB stellt klar: „Kein PR-Gag“
Als er Anfang August auf Leihbasis vom 1. FC Nürnberg zur U23 nach Dortmund wechselt, geht die Meldung in den Sozial Medien viral. „Nischalke zum BVB“ – eine bessere Schlagzeile kann sich kein Marketingstratege ausdenken. „Das ist kein PR-Gag. Wir haben ihn nicht geholt, damit die Klickzahlen in die Höhe schießen. Die Verpflichtung hat natürlich sportliche Gründe“, beeilt sich BVB-U23-Trainer Jan Zimmermann klarzustellen.
Dennoch war und ist die Verpflichtung Nischalkes keine alltägliche, das bekommt der 20-Jährige nahezu täglich zu spüren. „Am Anfang habe ich das wirklich ein bisschen unterschätzt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mich die Menschen in Dortmund so häufig erkennen und wissen, wer ich bin. Viele möchte dann ein Foto mit mir machen. Aber ich kriege auch schon mal einen Kaffee ausgegeben, wenn mich die Leute in der Stadt erkennen“, berichtet Nischalke. Der richtige Umgang mit dem ungewohnt großen Hype wird in den ersten Wochen zur Herausforderung. Konzentration ist gefragt, um das Wesentliche, den Sport, nicht aus den Augen zu verlieren.
BVB-Stürmer will Nachnamen auch bei der Hochzeit behalten
Gar nicht so leicht in dieser Stadt, wenn man Nischalke heißt. Es ist der Nachname seiner Mutter „und ich trage ihn mit Stolz“, betont der BVB-Stürmer. Daran werde er auch künftig festhalten, selbst im Falle einer Heirat. „Meinen Namen gebe ich nicht her, egal was passiert. Da kann kommen, wer will“, stellt Nischalke klar.

Keineswegs klar ist der Wechsel zum BVB. Kontakt habe schon vor einem Jahr bestanden. Doch damals wird nichts aus dem Transfer. So bleibt er beim 1. FC Nürnberg, kommt für dessen U23 in der Regionalliga Bayern auf 18 Treffer und sieben Assists in 30 Spielen. Also klingelt der BVB – vor der Saison auf der Suche nach einem weiteren Stürmer – erneut bei ihm durch. „Die Nummer war schon eingespeichert. Es ging ganz schnell. Nach zwei, drei Tagen waren wir uns einig“, sagt Nischalke über die Verhandlungen.
BVB-Publikumsliebling nach fünf Minuten
Einen genauen Karriereplan, der den gebürtigen Berliner irgendwann zu Borussia Dortmund führen würde, gibt es nicht. „Ich wollte nicht unbedingt weg aus Nürnberg, es lief ja ganz gut“, stellt Nischalke klar. Aber: „Das, was ich mache, möchte ich mit Überzeugung machen.“ Und das war beim BVB gegeben.

In Dortmund reichen ihm dann fünf Minuten beim Debüt beim Auswärtsspiel gegen Preußen Münster, um von den BVB-Anhängern gefeiert zu werden. „Das ist ein super Gefühl, das motiviert einen und macht es einem leichter, ins Spiel zu kommen, wenn man direkt so einen Rückenwind hat“, sagt Nischalke. Sein Trikot mit der Nummer 29 ist seither unzählige Male über die Ladentheke gegangen, hat sich beim BVB zum Verkaufsschlager entwickelt.
BVB-Trikot stößt auf große Resonanz
„Es gibt Namensgebungen, die außergewöhnlich sind. Der Name Nischalke zählt mit Sicherheit dazu und erfährt durch unsere Fans großen Zuspruch“, sagt BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Genaue Absatzzahlen mag er nicht nennen. Nur so viel: „Seit dieser Saison haben wir auch die U23-Spieler als Flock vorrätig und der Name Nischalke ist gefragt. Die Resonanz geht über das normale Maß eines U23-Spielers hinaus.“

Hendry Blank, Paul Besong, Ole Pohlmann, Antonios Papadopoulos, Guille Bueno - das Interesse der BVB-Anhänger auch an Trikots mit den Spielern der U23 wachse. Jermain Nischalke aber toppt sie alle. An jedem Spieltag sieht man Fans in Trikots mit seiner Rückennummer 29 und seinem Namen zum Stadion pilgern. Für Jermain Nischalke, der in der BVB-U23 in der 3. Liga bisher nur Ergänzungsspieler ist und auf acht (zumeist kurze) Einsätze kommt, ein seltsames Gefühl. „Mein Ziel ist es, Fuß zu fassen und zu liefern. Mein Traum ist es, so hoch wie möglich zu spielen. Jeder Fußballer möchte sein Maximum erreichen“, bekennt der BVB-Angreifer.
Reduzierung auf den Nachnamen
Geht es nach seinem Trainer, wird er dazu auch noch ausreichend Gelegenheit erhalten. „Jermain ist ein Schlitzohr. Er ist ein klassischer Strafraumstürmer, hat einen Torriecher, kann die Bälle gut behaupten, bewegt sich gut im Strafraum. Er braucht eine gewisse Anlaufzeit, wird mit Sicherheit aber noch absolut wichtig für uns werden“, sagt Jan Zimmermann.
Dann könnte bald auch der Vergangenheit angehören, dass Jermain Nischalke bloß auf seinen Nachnamen reduziert wird. „Manchmal kommen Fans zu mir und sagen mir, sie hätten sich das Trikot nur wegen des Namens geholt. Dann denke ich mir immer: Da steckt mehr als ein Name dahinter, da steckt ein Mensch drin.“ Nischalke möchte vollwertiger wahrgenommen werden: „Ich wünsche mir, dass sich die Fans das Trikot in Zukunft nicht nur wegen des Namens kaufen, sondern weil ich fußballerisch überzeugt habe.“
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