
© imago / Witters
BVB-Profi Morey will zurück auf den Platz: „Das wird der entscheidende Sieg“
Borussia Dortmund
Mateu Morey ist zurück in Dortmund. Die weitere Reha nach seiner schweren Knieverletzung wird er beim BVB bestreiten. Der Spanier hat noch einen langen Weg vor sich - ist aber zuversichtlich.
Schon im Krankenhaus, in den ersten Tagen nach der schlimmen Verletzung aus dem Pokalspiel gegen Holstein Kiel am 1. Mai, hat sich Mateu Morey der Realität gestellt. Morey schaute sich die Szene an, in der er beim Versuch, einen Gegenspieler zu stellen, einen großen Ausfallschritt macht und ihm dabei dann das rechte Knie wegknickt. Gleich mehrfach. Sein Kopf, erzählt der 21-jährige im aktuellen Mitglieder-Magazin der Borussia, habe ihm geraten, sich die Bilder anzuschauen. „Das sah nicht schön aus, aber mir hat die bewusste Auseinandersetzung mit der Szene geholfen.“
Moreys Horror-Verletzung war ein Schock für alle BVB-Spieler
Für die, die im Stadion und an den Fernsehern als Außenstehende die Situation miterleben, kommt noch ein akustisches Horror-Erlebnis hinzu. Im Stadion sind in diesem Pokal-Halbfinale im Mai keine Zuschauer, Moreys Schmerzensschreie sind nicht nur im weiten Rund zu hören. Durch die Mikros hallen die Schreie auch über die Bildschirme. Moreys Mitspieler sind geschockt, bilden schnell einen Sichtschutz um den am Boden liegenden Kollegen. Dass etwas Schlimmes passiert sein muss, ist allen sofort klar. Auch oben auf der Tribüne, wo der verletzte Erling Haaland sitzt und die Hände vor Entsetzen vors Gesicht schlägt.
In Moreys Knie ist fast alles kaputt. In den Tagen nach dem Spiel wird klar, dass der Rechtsverteidiger einen sehr langen Weg vor sich hat. Monatelange Reha, möglicherweise sogar bis zum Sommer 2022. Noch will sich da niemand genau festlegen, auch heute, einige Monate später, ist noch nicht absehbar, wann Morey wieder zur Mannschaft stoßen kann.
Mateu Morey erhält großen Zuspruch von den BVB-Fans
Die erste Reha-Phase nach den Operationen hat Mateu Morey auf Mallorca verbracht. Sein Vater hat ihn mitgenommen zu seinem Jugendverein RCD Mallorca, mit einem Physiotherapeuten, den er schon lange kennt und zu dem ein großes Vertrauensverhältnis besteht, macht er die ersten kleinen Schritte zurück. Auf Mallorca wird er von deutschen Touristen erkannt, die ihn ansprechen und ihm Kraft und Glück wünschen. In den sozialen Netzwerken posieren Fans mit seinem Trikot. Wie überhaupt der Zuspruch aus Dortmund und von seinen Mitspielern überwältigend gewesen sei. „Alle waren für mich da!“ Auch das hilft ihm bei der Traumabewältigung.

Mateu Morey im BVB-Trikot: Bald will er damit auch wieder auf dem Rasen stehen. © Marvin K. Hoffmann
Morey sagt, er sei ein positiv denkender Mensch, der die Dinge nehme, wie sie kommen. „Ansonsten bist du irgendwann auf dem falschen Weg. Dinge passieren, du kannst sie nicht ändern. Aber du lernst immer hinzu.“ Er erzählt, dass er in den Sekunden nach der Verletzung überlegt habe, welches Knie betroffen sei. Im linken Knie riss ihm, noch als Spieler des FC Barcelona, der Meniskus. Auch damals musste er über Monate pausieren und für sein Comeback schuften. Diesmal ist es jedoch das rechte. „Jetzt habe ich in beiden Knien eine heftige Verletzung durchgemacht. Ich muss mich um das eine nicht mehr sorgen als um das andere.“
Die BVB-Verantwortlichen glauben an Mateu Morey
Der BVB glaubt an Moreys Rückkehr zu alter Stärke. Unter Edin Terzic gelang dem 21-Jährigen der Sprung in die Nähe der Startelf. Immerhin 24 Spiele waren es in der vergangenen Saison bis zu seiner Verletzung. Morey hat nach einem schwierigen ersten Jahr, das mit einer langwierigen Schulterverletzung denkbar schlecht begann, einen großen Schritt nach vorn gemacht. Einen Backup hat Dortmund nun nicht verpflichtet - auch das nimmt Morey als Zuspruch und Vertrauensbeweis mit in die nächsten Monate.
Die positive Haltung hat ihm geholfen in den ersten Wochen, obwohl während einer so langen Verletzungszeit natürlich nicht jeden Tag die Sonne scheint. Morey vermeidet den allzu weiten Blick in die Zukunft. Kleine Ziele setze er sich, sagt er, „lieber mit kleinen Schritten vorangehen, als zu große Schritte zu machen und zu stolpern.“ Kleine Siege will er feiern. Einen nach dem anderen. Die erste Operation hinter sich bringen, der schon eine zweite folgte. Beide sind gut verlaufen, das gibt Auftrieb. Die Krücken loszuwerden, erst eine, dann auch die zweite. „Für mich sind das kleine Fußballspiele, ich will sie alle gewinnen“, sagt Morey.
BVB-Profi Morey: „Das wird der entscheidende Sieg“
Auch den „Kampf“ gegen die Orthese, die das Knie in den vergangenen Wochen noch stützte, hat der immer lächelnde Morey zu seinen Gunsten entschieden. Er hat sie in die Ecke gelegt, kann mittlerweile sogar selbstständig Autofahren. „So geht das immer weiter, bis ich irgendwann wieder auf dem Platz stehe. Das wird der entscheidende Sieg!“
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
