BVB-Profi Julian Brandt stellt Ernährung um „Es gab Zeiten, da war ich vier Tage im Arsch“

BVB-Profi Julian Brandt über Ernährungsumstellung : „Es gab Zeiten, da war ich vier Tage im Arsch“
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Julian Brandt gehörte in der vergangenen Saison zu den absoluten Gewinnern bei Borussia Dortmund. Seine vierte war seine bislang beste Saison beim BVB. Der 27-Jährige blühte unter Edin Terzic auf und war mit neun Treffern und acht Assists bester Scorer der Schwarzgelben. Seine eigene Leistungsexplosion führt der Blondschopf unter anderem auch auf seine Ernährungsumstellung zurück.

BVB-Profi Brandt plagten Hautprobleme

Das verrät Julian Brandt in der neuesten Folge des klubeigenen Formats „Who We Are – BVB 09 Stories“. Sie trägt den passenden Titel „Pasta, Porridge und Performance“. In dem knapp halbstündigen Video spricht der Mittelfeldspieler darüber, wie es zu seiner Ernährungsumstellung gekommen ist, welche Lebensmittel er mittlerweile meidet und wie sich die Änderungen körperlich ausgewirkt haben.

„Bei mir war das bis vor einem Jahr überhaupt kein Thema, dass ich mir über Gluten, Histamin oder sonstigen Kram Gedanken mache“, gesteht Brandt. Doch da ihn anhaltende Hautprobleme und Juckreiz plagten, habe er sich dem Thema Ernährung gewidmet. Seine Mutter sei treibende Kraft gewesen. „Meine Mum ist der Lokomotivführer, der sich mit so etwas auseinandersetzt. Sie hat es zunächst bei sich selbst getestet und ist sehr interessiert an dem Thema“, schildert Brandt.

BVB-Köche bieten für Brandt glutenfreie Pasta an

Nach einem Blut- und Urintest habe er selbst angefangen, sich gluten- und histaminfrei zu ernähren. Das ist gleichbedeutend mit Entbehrungen. Beherzt und unbeschwert am Buffet zugreifen wie die BVB-Teamkollegen, ist nicht mehr drin. „Auf eine Pizza oder Nudeln zu verzichten ist nicht schlimm. Das geht alles. Aber morgens, das ist die größte Qual. French Toast, Pancakes, Brot und Brötchen, das war schon heftig, denn es gibt viele geile Sachen, die du morgens essen kannst“, berichtet der 27-Jährige.

Das meiste davon hat Brandt freiwillig von der Speisekarte gestrichen. Zum Glück fertigen die BVB-Köche für ihn mittlerweile auch eigens zubereitete, glutenfreie Pasta an. Und morgens baut Brandt auf glutenfreies Porridge mit Mandelmilch, das er im Video mit frischen Blau- und Himbeeren garniert. Seine Ernährung betrachtet er aber nicht allein funktional. „Du kannst das Thema auch so lange nicht durchziehen, so lange es nicht schmeckt“, stellt der BVB-Profi klar, dass es auch munden muss. Mittlerweile stehe er selbst „öfter am Herd“. Wenn er koche, dann „nicht auf Rezept, das ist alles Freestyle“, verrät Brandt.

BVB-Durchstarter Brandt fühlt sich fitter

All das habe sich sehr positiv ausgewirkt. „Ich bin fitter. Tagsüber hatte ich Ermüdungserscheinungen, war träge, kraftlos - das habe ich seit Monaten überhaupt nicht mehr. Und ich schlafe besser“, erzählt Julian Brandt. Seit eineinhalb, zwei Jahren trinke er zudem kein Bier mehr und meide Softdrinks. „Du merkst sofort einen Unterschied, sobald du die Zuckergeschichten nicht mehr hast“, betont der Blondschopf. „Ich spiele Samstag und eigentlich könnte ich dir Sonntagabend oder Montagfrüh sagen, ich könnte jetzt wieder spielen. Es gab Zeiten, da war ich vier Tage [nach einem Spiel, d. Red.] im Arsch“, macht Brandt den Fitness-Unterschied deutlich.

Auch Shad Forsythe, Head of Performance bei Borussia Dortmund, kommt im Video zu Wort. Er bestätigt: „Der beste Tipp ist guter Schlaf und der hängt mit einer guten Ernährung und genug Trinken zusammen.“ Bei BVB-Ernährungsberater Melf Carstensen rennen Profis wie Brandt offene Türen ein: „Julian ist ohnehin ein Spieler, der sehr reflektiert ist und sehr umtriebig schaut, wie er besser werden und was er optimieren kann.“ Fast alle Fußballprofis sähen die „Ernährung als professionelle Vorbereitung aufs Spiel, um möglichst ihr maximales Potenzial abrufen zu können“.

Capri Sonne aus dem Kühlschrank verbannt

Nach Ansicht von Shad Forsythe seien es neben Talent und harter Arbeit gerade Aspekte wie die richtige Ernährung, die Profis eine lange Karriere ermöglichten. Julian Brandt sieht in seiner grundlegenden Ernährungsumstellung einen eindeutigen Grund für seinen Leistungsaufschwung. In den Augen von Sportdirektor Sebastian Kehl sei der 27-Jährige jetzt „viel stabiler, robuster und präsenter“.

Selbstkritisch, aber auch mit einem Lachen blickt Brandt auf sein früheres Ich zurück: „Als ich noch 20 war, habe ich mich im Gegensatz zu heute schrecklich ernährt.“ Und er sei „ein riesiger Fan von Capri Sonne“ gewesen, es sei auch noch gar nicht so lange her, da habe er im Kühlschrank eigens eine Schublade voll davon gehabt. „Mittlerweile gibt’s das nicht mehr“, hat Brandt die Capri Sonne verbannt.

Ab und an wird dann aber sogar der BVB-Mittelfeldspieler schwach und weicht von seiner disziplinierten Linie ab. „Es gibt gewisse Ausreißer“, gesteht Brandt. „Zum Beispiel habe ich nach manchen Spielen ein brutales Verlangen, Zucker zu mir zu nehmen, weil man es über das ganze Spiel verliert. Dann greife ich schon mal auf eine Cola zurück, weil ich das in so einem Moment dann einfach auch brauche.“ Der Körper als Kompass. Er sagt ihm, was er benötigt. Julian Brandt hat inzwischen gelernt, ihn richtig zu lesen.

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