BVB-Profi kurz vor Rauswurf aus US-Nationalteam Giovanni Reyna spricht über die Vorwürfe

BVB-Profi Giovanni Reyna kurz vor Rauswurf aus US-Nationalteam: Verkorkste WM passt ins Bild
Lesezeit

Giovanni Reynas Weg zurück nach einem frustrierenden Jahr mit wiederkehrenden Verletzungen bleibt steinig. In Katar erlebte der 20-Jährige eine persönlich schwierige WM. US-Medien berichten nun, Reyna habe kurz vor dem Rauswurf aus der Nationalmannschaft gestanden. Sichtbare Belege für die Unzufriedenheit von Giovanni Reyna während der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar gab es einige. Beim Schwenk auf die Ersatzbank der Nationalmannschaft der USA fingen die Kameras den persönlichen Frust des Mittelfeldspielers von Borussia Dortmund ein. Als er im Auftaktspiel gegen Wales (1:1) nicht einmal eingewechselt wurde, schleuderte Reyna seine Schienbeinschoner von sich. Ausdruck der riesengroßen Enttäuschung.

Reynas Verhalten in den Tagen rund um diese Partie soll beinahe zu einem Rauswurf aus der Nationalmannschaft geführt haben, das berichteten am Montag gleich mehrere amerikanische Medien. So sei seine fehlende Einstellung in den Trainingseinheiten den Mitspielern ein Dorn im Auge gewesen, hieß es unter Berufung auf informierte Kreise. In Aaron Long und DeAndre Yedlin sollen sich zwei der erfahrenen Spieler der Mannschaft den jungen Reyna zur Brust genommen und ihn aufgefordert haben, im Training mit mehr Bereitschaft und Professionalität zu agieren. Die Angelegenheit habe sich nach dem Wales-Spiel weiter zugespitzt, als Reyna weiter nicht mit dem notwendigen Maß an Konzentration und Intensität trainiert habe.

In der vergangenen Woche offenbarte US-Trainer Greg Berhalter bei einem Medientermin, dass es im Team Probleme gegeben habe – ohne allerdings Reynas Namen explizit zu nennen. „Wir hatten einen Spieler, der die Erwartungen auf und neben dem Spielfeld eindeutig nicht erfüllte“, wird Berhalter beim Sportportal „The Athletic“ zitiert. „Er war einer von 26 Spielern, also fiel er auf. Wir saßen stundenlang zusammen und haben überlegt, was wir mit diesem Spieler machen sollen. Wir waren bereit, ein Flugticket nach Hause zu buchen, so extrem war es.“

Erst eine offizielle Entschuldigung Reynas vor dem gesamten Kader im Rahmen einer Videositzung soll die Situation entschärft haben. Die WM ging für den in Dortmund hoch geschätzten Offensivspieler dennoch unerfreulich zu Ende. Am Ende standen zwei Kurz-Einsätze mit insgesamt 51 Minuten Spielzeit. Beide Seiten hatten sich von seiner ersten WM-Teilnahme deutlich mehr versprochen.

Reyna ist Leichtigkeit abhandengekommen

Reyna hat nach dem Ende der WM wie alle früh dort ausgeschiedenen Nationalspieler in Dortmund das Training wieder aufgenommen und sich nach dem letzten Pflichttermin in den Heimaturlaub begeben. Von den Problemen während der WM soll bis zur Veröffentlichung der Medienberichte in den USA nichts nach Dortmund durchgedrungen sein. Das von den US-Medien geschilderte Verhalten des 20-Jährigen bei der Weltmeisterschaft passt ins Bild der schwierigen vergangenen beiden Jahre mit einer scheinbar nicht enden wollenden Verletzungs-Odyssee. Es ist das Bild eines hoch begabten Fußball-Spielers, dem aufgrund des großen Verletzungspechs die Leichtigkeit abhanden gekommen war.. Reyna wirkte oft grüblerisch, zweifelnd. Vor allem mental waren seine Verletzungen für ihn eine herausfordernde Zeit.

Mehrere langwierige Muskel- und Sehnenverletzungen hinderten ihn beinahe zwölf Monate an der Ausübung seines Berufs. In einem Interview mit dem US-Sender ESPN sprach Reyna sehr offen über diese Zeit. „Ich hatte einige sehr, sehr schwierige Tage. Manchmal wollte ich nur in meinem Zimmer rumsitzen, nichts machen. Ich wollte nicht raus gehen und auch nicht mit meinen Freunden sprechen.“ Borussia Dortmund gestattete ihm, einen Teil der Reha in der Heimat zu absolvieren. Dafür, sagte der 20-Jährige damals, „bin ich dem Verein sehr dankbar.“ Als er im Sommer zurückkehrte, baute ihn der BVB mit großer Behutsamkeit auf. Die Angst vor einer erneuten Verletzung, das war erkennbar, war jedoch nicht aus dem Stand aus seinem Kopf zu bekommen, sie spielte lange noch mit. In seinen 16 Pflichtspielen bis zur Winterpause spielte er nicht einmal über die kompletten 90 Minuten.

Reyna meldet sich via Instagram

Am Montagabend meldete sich Giovanni Reyna dann via Instagram zu Wort. Die mediale Berichterstattung nahm er zum Anlass, seine Sicht der Dinge rund um die WM zu schildern. „Kurz vor der WM sagte mir Trainer Berhalter, dass meine Rolle beim Turnier sehr begrenzt sein würde. Ich war am Boden zerstört. Ich bin jemand, der mit Stolz und Leidenschaft spielt. Fußball ist mein Leben und ich glaube an meine Fähigkeiten. Ich hatte voll und ganz damit gerechnet und wollte unbedingt zum Spiel einer talentierten Gruppe beitragen, als wir versuchten, bei der Weltmeisterschaft ein Zeichen zu setzen“, schrieb Reyna.

Dabei schlug der US-Amerikaner durchaus auch selbstkritische Töne an. Er sei eine emotionale Person und erkenne an, dass er sich von seinen Gefühlen einige Tage habe beeinflussen lassen. „ Ich entschuldigte mich dafür bei meinen Teamkollegen und meinem Trainer, und mir wurde gesagt, dass mir vergeben wurde. Danach habe ich meine Enttäuschung abgeschüttelt und auf und neben dem Platz alles gegeben“, so Reyna. Er sei enttäuscht, dass über die Angelegenheit medial berichtet werde und sehr überrascht, dass jemand aus dem Team der US-Mannschaft dazu beigetragen habe. Zu guter Letzt stellte Reyna klar: „Ich liebe mein Team, ich liebe es, mein Land zu vertreten, und ich konzentriere mich jetzt nur darauf, mich als Fußballspieler und als Mensch zu verbessern und zu wachsen. Ich hoffe, dass sich alle am US-Fußball Beteiligten in Zukunft nur auf das konzentrieren, was im besten Interesse der Nationalmannschaft ist, damit wir bei der Weltmeisterschaft 2026 große Erfolge feiern können.“

BVB-Spieler Guerreiro überzeugt bei der WM: In Dortmund stehen die Zeichen auf Trennung

Nach dem WM-Aus der letzten Borussen: Die Leistungen der BVB-Profis unter der Lupe

BVB-Torschütze Reyna: „Ich weiß nicht, ob das alle schaffen würden“