Nach dem WM-Aus der letzten Borussen Die Leistungen der BVB-Profis unter der Lupe

Nach der WM-Vorrunde : Die Leistungen der BVB-Profis unter der Lupe
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Mit England (Jude Bellingham) und Portugal (Raphael Guerreiro) sind die letzten Länder mit Borussen im Kader bei der WM in Katar ausgeschieden. Wir blicken auf die Leistungen der zwölf Borussen (elf Spieler plus Trainer Otto Addo) bei der WM-Vorrunde.

Jude Bellingham (England)

Auf Jude Bellingham ist Verlass: Diese Losung gilt nicht nur über weite Strecken für seine Leistungen beim BVB, auch bei der englischen Nationalmannschaft ist der Mittelfeldmotor bisher einer der Leistungsträger bei der WM in Katar. Im Team von England-Trainer Gareth Southgate ist er unverzichtbar, schiebt unermüdlich an, räumt hinten ab und erzielte das erste Tor des Turniers für die Three Lions. Zwar ist nach der packendenden Viertelfinalpartie gegen Frankreich das Turnier beendet, doch Bellingham dürfte dank der starken Darbietungen bei seiner ersten WM aber endgültig in der Weltelite der kickenden Zunft angekommen sein.

Raphael Guerreiro (Portugal)

Über Jahre hinweg galt: Raphael Guerreiro spielt. Sowohl in Dortmund wie auch für Portugal. Während der Linksfuß beim BVB mangels Konkurrenz bei entsprechender Fitness noch immer gesetzt ist, ist ihm bei der portugiesischen Nationalmannschaft ein ernsthafter Widersacher erwachsen. Nuno Mendes, 20-jähriger Senkrechtstarter vom französischen Starensemble Paris Saint Germain, hätte den Platz hinten links in der Startelf sicher gehabt, wäre da nicht die Muskelverletzung gewesen, die ihn bereits für das Auftaktspiel gegen Ghana (3:2) außer Gefecht setzte. Beim 2:0-Sieg gegen Uruguay, dem zweiten Gruppenspiel, begann Mendes, doch die alte Verletzung brach erneut auf – und Guerreiro hatte seinen Stammplatz sicher, zeigte vor allem beim 6:1-Kantersieg im Achtelfinale gegen die Schweiz eine starke Leistung. Beim enttäuschenden 0:1 gegen Marokko blieb der 28-Jährige hingegen über weite Strecken blass und konnte das enttäuschende WM-Aus von Portugal im Viertelfinale nicht abwenden.

Raphael Guerreiro blickt in Richtung des Balls.
BVB-Verteidiger Raphael Guerreiro schied mit Portugal im WM-Viertelfinale aus. © IMAGO/Laci Perenyi

Karim Adeyemi, Julian Brandt, Youssoufa Moukoko, Nico Schlotterbeck, Niklas Süle (alle Deutschland)

Genauso enttäuschend wie das Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft waren auch die Leistungen der schwarzgelben Kicker: Karim Adeyemi und Julian Brandt blieben ohne Einsatzminute. Bitter, denn den kreativen (Brandt) und dribbelstarken (Adeyemi) Kicker hätte der DFB brauchen können, doch dem schwarzgelben Duo blieb nur die Zuschauerrolle. Youssoufa Moukoko kam gegen Japan zwar zu seinem WM-Debüt. Doch die Freude über die eine Minute Spielzeit dürfte sich angesichts der 1:2-Niederlage in Grenzen gehalten haben. Nico Schlotterbeck hat mit seinem überaus inkonsequenten Verteidigen vor dem Siegtreffer der Japaner im ersten Gruppenspiel einen großen Anteil am desaströsen Abschneiden der Adlerträger. Pluspunkte sammelte er gegen Spanien dank einer couragierten Grätsche (jedoch nach Stellungsfehler) und klugem Zuspiel auf Leroy Sané, dem beim Abschluss aber die Nerven versagten. Insgesamt bleibt aber der negative Eindruck – genauso wie bei Niklas Süle. Weder auf der rechten Seite noch im Abwehrzentrum fand der Sommerzugang des BVB ins Turnier, war in den entscheidenden Momenten unkonzentriert und somit eine der großen Enttäuschungen der deutschen Auswahl.

Thorgan Hazard, Thomas Meunier (beide Belgien)

Genauso schlecht lief es für das deutsche Nachbarland Belgien mit dem Dortmunder Duo Thorgan Hazard und Thomas Meunier. Schon Belgien-Star Kevin de Bruyne orakelte mit Blick auf die Titelchancen nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen Kanada: „Keine Chance, wir sind zu alt“. So war es wie eine selbsterfüllende Prophezeiung: Belgien spielte schlecht, holte nur noch einen Punkt und schied wie Deutschland mit vier Zählern aus. Die Leistung des BVB-Duos war ebenfalls überschaubar: Meunier sammelte zumindest viel Spielzeit, knüpfte leistungsmäßig aber an die durchwachsenen Partien im Dortmunder Dress an: Bemüht, fleißig, aber viel zu fehleranfällig. Hazard fehlte es während seiner 105 WM-Einsatzminuten an Kreativität, Geschwindigkeit und Esprit.

Gregor Kobel (Schweiz)

Der Blick auf die Startelf beim letzten und entscheidenden Vorrundenspiel der Schweiz gegen Serbien bot eine Überraschung: BVB-Torwart Gregor Kobel stand auf dem Aufstellungsbogen. Der formstarke Borusse vertrat den erkrankten Yann Sommer, davor war ihm nur der Platz auf der Bank geblieben. Die 90 Minuten gegen Serbien waren maximal undankbar: Kobel war bei beiden Gegentoren machtlos und hatte sonst kaum Chancen, sich auszuzeichnen. Grund zum Jubeln hatte er dennoch, denn dank des 3:2-Sieges zog die Schweizer Nati ins Achtelfinale ein. „Ich habe mich riesig gefreut“, sagte Kobel nach der Partie. Ein „sehr spezielles Spiel“ sei es gewesen - und ein „sehr entscheidendes“. Er sei „mega glücklich“ über den Einzug ins Achtelfinale. Das heftige 1:6 im Achtelfinale gegen Guerreiros Portugiesen verfolgte Kobel dann wieder von der Bank.

Gregor Kobel jubelt.
Feiert nach dem Einzug ins Achtelfinale: Gregor Kobel. © IMAGO/Sven Simon

Giovanni Reyna (USA)

Giovanni Reyna dürfte wohl ein Wechselbad der Gefühle durchlebt haben. Seine US-Boys zeigten bei der WM mit einer jungen Truppe erfrischende Leistungen, beendeten die Gruppenphase hinter England auf Platz zwei und zogen ins Achtelfinale ein - dort war am Samstag gegen die Niederlande allerdings Feierabend. Für Reyna blieb bislang über weite Strecken nur der Platz auf der Bank. Gerade einmal mickrige sieben Einsatzminuten sammelte er während der Vorrunde, dazu gesellten sich noch 51 weitere nach seiner Halbzeit-Einwechslung gegen die Niederlande - viel zu wenig für den hochtalentierten Angreifer. So machten bereits Meldungen die Runde, Reynas Mitspieler hätten ihn in der Startelf sehen wollen, wie der frühere US-amerikanische Bundesligastürmer Eric Wynalda zu Protokoll gab: „Gio Reyna steht aktuell nicht in der Aufstellung, was innerhalb der Mannschaft massive Kontroversen auslöste“, so der 53-Jährige gegenüber der LA Times: „Es scheint einen internen Streit mit Trainer Gregg Berhalter zu geben.“ Es bleibt spannend, ob Reyna in der Zukunft weiter nur eine untergeordnete Rolle bei den US-Boys spielen wird.

Otto Addo (Ghana)

BVB-Toptalente-Trainer Otto Addo schnupperte mit Ghana an der großen Überraschung: Als Zweiter gingen die von Addo als Übungsleiter auf Zeit trainierten Black Stars in die letzte Gruppenpartie gegen Uruguay, schieden dann aber wegen der 0:2-Niederlage aus. „Heute erleben wir die unschöne Seite des Fußballs. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass dieser jungen Mannschaft eine großartige Zukunft bevorsteht“, schrieb Addo seinem Team ins Zeugnis und fügte optimistisch an: „Sie muss natürlich weiterarbeiten, sich noch in vielen Details verbessern. Doch sie wird wachsen an dieser Erfahrung und es beim nächsten Mal besser machen.“ Dann allerdings ohne Addo, der direkt nach dem WM-Aus wie angekündigt sein Amt als Ghana-Trainer niederlegte. Ab sofort wird Addo wieder ausschließlich für den BVB wirken.

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