Da musste Emre Can doch ein wenig schmunzeln. Ob sie sich denn als Teil einer neuen Achse beim DFB fühlen würden, wurde das Trio um Matthias Ginter, Florian Wirtz und den Dortmunder Mittelfeldspieler in der Pressekonferenz am Dienstag gefragt. Antworten gaben am Ende die beiden Teamkollegen, aber vielleicht hätte Can ja, wenn er auch noch an die Reihe gekommen wäre, daran erinnert, dass er seit 21 Monaten erstmals wieder für die Nationalmannschaft nominiert worden ist.
Can blickt auf BVB-Zeit zurück
Doch Cans Entwicklung in den letzten Monaten ist bemerkenswert. Erstaunlich selbstreflektiert hatte er im Winter auf seine Hinrunde – und weite Teile seiner BVB-Zeit – geblickt, die geprägt war vor allem von großer Inkonstanz in seinen Leistungen. Can spielte wenig, angesichts seines nur bis 2024 laufenden Vertrags wurde über einen Wechsel im Sommer spekuliert. In der langen Pause ging der Dortmunder in sich. „Alles auf null“ habe er gesetzt, meinte Can, „ich habe alles hinterfragt.“
Der Re-Start hat erstaunlich schnell zu positiven Resultaten geführt. Für den BVB mit einer imposanten Siegesserie, aber auch für Can, der sich einen Stammplatz erobert hat und wesentlichen Anteil am Erfolg der Borussia hatte. Die Rückkehr in den Kreis des DFB kam daher nicht unerwartet, sie ist sozusagen eine weitere Belohnung. „Schön“ sei es, meinte er, „jetzt wieder dabei zu sein.“ Das Trainerlob von Hansi Flick habe ihm geschmeichelt, die neue Chance will der 29-Jährige nun unbedingt nutzen: „Einige“, erklärte er, „sind ja diesmal nicht dabei. Das ist eine Chance für die anderen, die neu sind oder wie ich zurückkehren.“ Wenn er dabei sei, wolle er auch spielen, so Can, „möglichst beide Partien! Wie meine Rolle dann langfristig aussehen wird, muss man sehen.“
Can erinnert sich an WM 2006
Den bislang 37 Länderspielen in der Karriere des Emre Can werden nun weitere hinzukommen, sollte er sich bis zu den Test-Länderspielen gegen Peru am Samstag in Mainz und gegen Belgien am kommenden Dienstag in Köln nicht verletzen. Den Auftakt in die Vorbereitung auf die Heim-EM müsse auch die DFB-Elf insgesamt nutzen: „2006, das ist meine Erinnerung“, meine Can, „da war der Zusammenhalt des ganzen Landes extrem. Es muss unser Ziel sein, mit den 80 Millionen Einwohnern wieder eine Einheit zu sein. Wir müssen ein Feuer entfachen, wenn wir das hinkriegen, können wir eine erfolgreiche Heim-EM spielen.“
„Flachs“ zwischen BVB- und FCB-Spieler
Im Kreis der Nationalspieler sei der Fokus auf die anstehenden Länderspiele groß, das dann folgende Spitzenspiel in der Fußball-Bundesliga zwischen Cans BVB und den Bayern sei momentan noch weit weg. „Bis jetzt“, so Can, „haben wir im Team noch nicht darüber gesprochen. Aber das wird schon noch kommen, da gehört der ein oder andere Flachs dazu.“ Die Partie sei vielleicht nicht vorentscheidend im Meisterschafts-Kampf, „aber es ist für beide Klubs natürlich ein enorm wichtiges Spiel.“
Die Tabellenführung habe sich der BVB auf jeden Fall verdient, meinte Can im Brustton der Überzeugung. „Es läuft, wir sind ein richtig gutes Team. Dabei haben wir nicht immer top gespielt, haben uns aber füreinander reingehauen. Wir sind eine Einheit, da kann man so viel erreichen. Wenn jeder 100 Prozent gibt, kann man sehr erfolgreich sein.“ Can will dann wieder einbringen, was ihn zuletzt stark gemacht: „Ich liebe es, mich reinzuhauen, für meine Mannschaft alles zu geben. Das will ich hier und beim BVB zeigen.“
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