Emre Can (r.) könnte gegen Portugal in die DFB-Startelf rücken. © dpa

Europameisterschaft

BVB-Profi Can drängt in die DFB-Startelf – doch die Lage bleibt kompliziert

Emre Can ist weniger angepasst als die meisten Nationalspieler. Mit seinem aggressiven Stil könnte er der DFB-Elf helfen. Doch die Lage für den BVB-Allrounder bleibt kompliziert.

Herzogenaurach

, 18.06.2021 / Lesedauer: 3 min

In gemütlichem Tempo pedalierte das Trio vom Start im Teamcamp weg bis ins nahe Adi-Dassler-Stadion. Kurz vor der Ziellinie schob sich Leroy Sane nach vorne, distanzierte auf seinem blitzblanken blauen E-Bike die Kollegen Ilkay Gündogan und Antonio Rüdiger um eine Radlänge. Weniger ein Etappensieg als ein Fingerzeig, wer mit wem gut fährt: Diese Dreiergruppe harmoniert auffällig miteinander, oft gesellt sich auch Emre Can dazu. Für dessen Einsatz im nächsten EM-Spiel der deutschen Auswahl gegen Portugal (Samstag, 18 Uhr) machte sich Gündogan öffentlich stark.

DFB-Team gegen Portugal: Dreierreihe oder Viererkette?

„Als Emre hereingekommen ist gegen Frankreich, hat er es sehr gut gemacht“, sagte Gündogan. „Dann haben wir mit einer anderen Formation gespielt, das hat uns gut getan. Mit ihm ist von der Bank ein guter Impuls gekommen.“ Nicht die Angreifer Timo Werner oder Kevin Volland, sondern der Dortmunder Defensivallrounder habe für frischen Wind gesorgt, als Deutschland vergeblich dem Rückstand hinterherhechelte.

Unterwegs auf dem Rad: Emre Can (r.) und Florian Neuhaus. © dpa

Can ist ein prominentes Beispiel: Längst laufen öffentlich wie teamintern die Diskussionen auf Hochtouren, welche der vielen denkbaren Änderungen Joachim Löw gegen die Portugiesen vornehmen soll, wenn die Partie gegen den amtierenden Europameister nicht seine vorletzte als Bundestrainer sein soll. Dreierreihe oder Viererkette? Kimmich rechts oder doch lieber wieder zentral? Eine Startelf-Chance für Can als Sechser oder als Außenverteidiger? Die ersten 90 EM-Minuten haben von außen die Zweifel an der DFB-Elf mehr verstärkt als besänftigt. Intern gilt das Gegenteil.

BVB-Spieler Emre Can: „Ich kann auch Fußball spielen“

Can spielte beim Lehrgang vor Ostern dreimal über die volle Distanz, half als Linksverteidiger oder innen aus, ehe ihn in Seefeld für einige Tage Probleme an den Adduktoren ausbremsten. Zu den Befürwortern für seinen Einsatz zählt auch Ex-Kapitän Bastian Schweinsteiger. „Wenn er sich für mich ausspricht, dann freut mich das“, antwortete Can in Herzogenaurach. „Ich gebe immer Gas, im Training oder wenn ich von der Bank komme. Ich glaube, ich trainiere ganz okay, das sehen auch die Trainer.“ Seine Spielweise sei, ganz offensichtlich, sehr körperbetont, diese Qualitäten könnten auch gegen die eher leichtfüßigen Portugiesen gefragt sein, der BVB-Spieler betont immer wieder gern: „Ich kann auch Fußball spielen.“

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Ob ihn Löw von der Leine lässt, um dem allzu braven Spiel der deutschen Elf eine zusätzliche aggressive Komponente zu verleihen, hat der Bundestrainer noch nicht verraten. Den vorherrschenden Block der „Lieblings-Schwiegersöhne“ würde der 27-Jährige in seinem 36. Länderspiel gewiss nicht verstärken. Während Kollegen wie Timo Werner ihre Reservistenrolle handzahm und kleinlaut akzeptieren, sagt Can gewohnt selbstbewusst: „Ich brenne darauf, zu spielen.“ Und wenn er nicht aufgestellt werde, sei er eben enttäuscht.

BVB-Allrounder Emre Can im DFB-Team: „Ich werde mich reinhauen“

So viele Argumente sich für den Einsatz des Borussen öffentlich auch sammeln lassen, wahrscheinlicher macht die Debatte seine Berufung nicht. Cans Dilemma: Er kann auf vielen Positionen gut spielen, aber im Mittelfeld liegen Toni Kroos, Ilkay Gündogan, Joshua Kimmich und auch Leon Goretzka in der Gunst des Trainers vorne. Auf der rechten Seite stehen neben Can auch Kimmich, Matthias Ginter oder Lukas Klostermann zur Auswahl.

Wenn ihn der Bundestrainer fragen würde, ob er ihn einsetzen solle, meinte Can, „dann würde ich ihm raten, dass ich spiele, egal ob rechts, links oder in der Mitte. Ich werde mich reinhauen. Wenn ich gefragt werde, wo ich am liebsten spiele, dann sage ich: im Zentrum.“ Vielleicht sucht er bei der nächsten Fahrt zum Training mal das Hinterrad des Bundestrainers.

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