BVB-Probleme im Aufbau - Tuchel verschmäht Sahin
"Wirr rumgelaufen"
Im goldenen September reihte der BVB ein Schützenfest ans andere, Fans wie Beobachter rieben sich die Augen, wie geschmiert die schwarzgelbe Angriffsmaschine in der Frühphase der Saison schon lief. Am Freitag gegen Hertha jedoch offenbarte die Mannschaft wie schon beim 0:2 in Leverkusen und beim 0:1 in Leipzig, dass ihr mit geschicktem und aggressivem Verteidigen beizukommen ist.

Der BVB auf dem Weg nach Lissabon.
Es stockt im Spielaufbau, wenn den Innenverteidigern Präsenz und Passschärfe fehlen, um Druck auszuüben. Und wenn der Gegner den zentralen Ballverteiler Julian Weigl geschickt zustellt, entstehen keine Auslösehandlungen. Ohne Tempo und Timing in diesem Spieldrittel kommen auch die offensiven Spieler nicht in Situationen, einen Wirbel entfachen zu können.
Rode ist keine Hilfetsellung
Gegen die Hertha machte Weigl auch die neu zusammengestellte Formation dafür verantwortlich. „Wir haben gebraucht, um uns aneinander zu gewöhnen, die Räume und Abstände zu finden und damit Struktur herzustellen.“ Struktur ging der drittjüngsten BVB-Elf aller Zeiten noch ab. Sie seien „wirr rumgelaufen“ und hätten „zu viel gewollt“, analysierte Weigl.
Sein Nebenmann Sebastian Rode, diesmal mehr als Sechser denn als Achter postiert, leistete erneut keine Hilfestellung, seine zuletzt gezeigten Leistungen werfen eher Fragen als Antworten auf. Weigls Beschreibung, man habe zu schnell und zu hastig agiert, traf auch auf Rode zu, der selber einräumte, „nicht die richtigen Entscheidungen“ getroffen zu haben.
Logische Alternative
Da tauchten am Freitag bereits während des Spiels die Fragen auf, ob und wann Trainer Thomas Tuchel einen Spieler wie Nuri Sahin einwechselt, der als routinierter Stratege und ballsicherer Spielaufbauer eine logische Alternative gewesen wäre. Und anschließend die Diskussion, warum Tuchel den 28-Jährigen so demonstrativ verschmäht und ihm einerseits Spielzeit verweigert, während er ihn gleichzeitig über den grünen Klee lobt.
Zudem scheinen sich die Gegner nach ihren Analysen vorzunehmen, gegen den BVB physisch eine härtere Gangart einzuschlagen, wie es Herthas Per Sjkelbred freimütig zugab. Leverkusen hatte taktische Fouls als Mittel der Wahl genutzt, um die Angriffsmaschine lahmzulegen. Tuchel muss schnell darauf reagieren.