BVB offenbart gegen Heidenheim bekannte Schwachstellen Dortmund fehlen spielerische Mittel

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Nico Schlotterbeck klatschte vehement in die Hände. 20 Minuten waren da gespielt, und die Aufmunterung war bitter nötig. So richtig aufgewacht waren seine Mitspieler bis dahin nicht. Das schlimmste Beispiel fabrizierte Salih Özcan, dessen Rückpass auf Niklas Süle am eigenen Strafraum viel zu kurz geriet. Warum Tim Kleindienst den Ball nicht ins verwaiste Tor schoss, sondern daneben, wird sich der FCH-Torjäger vermutlich noch das ganze Wochenende lang fragen (15.).

BVB mit großen Problemen gegen Heidenheim

Unverständlich, dass die Kunde von der Heimstärke des Aufsteigers nicht bis in die Köpfe der Dortmunder eingesickert war. Mit 4:1 Torschüssen und 20 Sprints mehr dominierte der Aufsteiger die Anfangsphase. Der BVB offenbarte die bekannten Schwierigkeiten, aus dem Ballbesitz heraus konstruktiv nach vorne zu spielen. Heidenheims situatives Pressing stellte die Dortmunder vor enorme Probleme. Die Verbindung zwischen den Mannschaftsteilen fehlte.

Aus heiterem Himmel fiel dann ein Dortmunder Treffer durch Donyell Malen, den Schiedsrichter Bastian Dankert im Zusammenspiel mit dem VAR jedoch zurecht zurückpfiff (28.). Ansonsten blieben die Borussen, die erneut mit der Doppelspitze aus Niclas Füllkrug und Youssoufa Moukoko aufliefen, oft schon im Mittelfeld hängen. Umschaltmomente, Durchbrüche oder zielführende Ballvorträge bis in den gegnerischen Strafraum gab es wenige und wenn, entsprangen sie in der Mehrzahl Einzelaktionen oder Zufall.

BVB-Kreativabteilung fehlt

Ab Mitte des ersten Durchgangs hielt der BVB dann auch läuferisch besser dagegen und profitierte von einigen Heidenheimer Fehlpässen. Ähnlich wie gegen den VfL Bochum am vergangenen Sonntag fehlten dann Abstimmung und Klarheit in Richtung Tor. Die Abwesenheit der gesamten Kreativabteilung um Julian Brandt, Marco Reus (beide Infekt) sowie Jadon Sancho (muskuläre Probleme) machte sich schwer bemerkbar. Das 0:0 zur Pause konnte nur dem ewigen FCH-Trainer Frank Schmidt gefallen, dessen Matchplan soweit aufging.

Ein Fallrückzieher von Jamie Bynoe-Gittens, der es in den ersten 45 Minuten schon einmal aus der Distanz versucht hatte, war dann der erste gefährliche BVB-Schuss aufs Tor nach 55 Minuten. Richtig griffig spielten die Borussen aber trotz zunehmender Ballhoheit nicht. Positionsdisziplin und Geduld hatte Trainer Edin Terzic, der seine Mannschaft später deutlich kritisierte, angemahnt, auch personell legte er nach. Ein Dreierwechsel – Emre Can, Ole Pohlmann und Marius Wolf für Bynoe-Gittens, Özcan und Thomas Meunier – war auch Ausdruck von verstetigter Unzufriedenheit.

BVB-Neuzugang Maatsen überzeugt

Weil der Schwung, den der BVB nach Wiederanpfiff gezeigt hatte, Mitte des zweiten Durchgangs verpuffte, suchte Dortmunds Trainerteam nach dem nächsten Kniff. Linksverteidiger Ian Maatsen, spielerisch noch der gefälligste Borusse, rückte auf die linke offensive Außenbahn vor. Dafür ging in Moukoko allerdings der zweite Stürmer vom Feld. U23-Mittelfeldmotor Pohlmann besetzte im 4-2-3-1 die Zehnerposition für die Schlussoffensive.

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Allerdings hofften auch die Heidenheimer vor 15.000 Zuschauern in der ausverkauften und stimmungsvollen Voith-Arena auf den sechsten Heimsieg der Saison. Gegen weitgehend sicher verteidigende Gäste fanden sie jedoch zu selten die richtigen Lösungen. Die durfte man ja auch eher vom großen Favoriten aus Dortmund erwarten.

Allein: Das schwarzgelbe Starensemble zeigte zwar Kampf und Willen, aber wenig Fußball. Füllkrugs Distanzkracher entschärfte FCH-Torhüter Kevin Müller (86.), Stefan Schimmer verpasste um Haaresbreite Heidenheims Siegtreffer (90.), dann war Schluss. Nach 146 Bundesliga-Spielen mit BVB-Beteiligung, in denen mindestens ein Tor fiel, blieb es bei der Nullnummer. Mehr hatten beide Mannschaften auch nicht verdient.