BVB-Neuzugang Nmecha überzeugt mit Übersicht und Präsenz Enormer Konkurrenzkampf im Zentrum

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Seine ersten Schritte auf das Grün im Signal Iduna Park zeugten noch von einer gewissen Schüchternheit. Eher zögerlich betrat Felix Nmecha den Innenraum, der freundliche Applaus der rund 40.000 Fans, die knapp zwei Stunden vor dem Anpfiff der BVB-Generalprobe gegen Ajax Amsterdam schon im Stadion waren, dürfte dem umstrittenen Neuzugang ein bisschen vor der Ungewissheit genommen – und Sicherheit gegeben haben.

BVB-Neuzugang Nmecha ersetzt Reus

Zumindest aber legte der 22-Jährige wie auf Knopfdruck alle Scheu ab, als er zur Pause des Tests für Marco Reus in die Partie kam. Nmecha entschied die Partie mit zwei überlegt erzielten Treffern im Alleingang, nicht aber seine Vollstrecker-Qualitäten allein sorgten für eine überzeugende Premiere im neuen Zuhause.

Von den bislang drei Sommer-Verpflichtungen der Borussia war die von Nmecha die mit Abstand am meisten diskutierte. Sportliche Zweifel nach nur einem guten halben Bundesliga-Jahr in Wolfsburg, gepaart mit der horrend hohen Ablöse, wurden allerdings überlagert von Diskussionen um Nmechas Gesinnung: Umstrittene Posts des gläubigen Christen ließen sich nicht anders als homophob interpretieren und riefen vor seiner Verpflichtung auch die BVB-Vereinsspitze auf den Plan. Erst nach einem intensiven Gedankenaustausch mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Präsident Dr. Reinhold Lunow gab es Grünes Licht für den Transfer. Die Vorbehalte in Teilen der Fan-Szene blieben auch nach dem feststehenden Wechsel ein Thema.

BVB-Trainer Terzic lobt Nmecha

An die positiven Worte der Vereinsführung um Watzke („Er ist ein ganz normaler Junge“) wird sich der 22-Jährige in den kommenden Monaten messen lassen müssen. Sportliche Zweifel können weitere Auftritte wie der gegen Ajax wohl leichter – und schneller – zerstreuen. Über seine Treffer hinaus überzeugte der Mittelfeldspieler mit guter Übersicht und Präsenz. „Das Spielfeld“, lobte Trainer Edin Terzic, „sieht manchmal zu klein für ihn aus. Mit seinen langen Schritten kann er nahezu an jede Stelle des Platzes kommen.“

Anders als Marcel Sabitzer, der sich als Stratege auf dem Feld deutlich weiter hinten positioniert und die Rolle als Achter defensiver interpretiert, tauchte Nmecha auch gegen Ajax immer wieder auch in der Zone direkt vor dem gegnerischen Strafraum auf – nicht nur bei seinen Toren. „Er kommt in die torgefährlichen Räume“, lobte sein Trainer, „er war an vielen Torszenen beteiligt und hatte selbst bestimmt fünf oder sechs Abschlüsse.“ Das, so Terzic „ist etwas, was wir von ihm schon gesehen haben, bevor wir ihn verpflichtet haben.“

Nmecha muss um BVB-Stammplatz kämpfen

Mit den knapp 30 Millionen Euro Ablöse, eine Summe, die erfolgsabhängig auch noch über diese Marke hinaus steigen könnte, ist Felix Nmecha der bislang teuerste Sommer-Neuzugang. Das hat auch die Erwartungshaltung im Fan-Umfeld steigen lassen – bislang ohne ersichtlichen Einfluss auf den erst 22 Jahre alten Mittelfeldspieler, der sich als „komplett angekommen“ sieht. „Alle haben es mir sehr leicht gemacht.“ Seine erste Berührung mit einer gänzlich anderen Fankultur als bei seinem vorherigen Arbeitgeber in Wolfsburg hatte den Mittelfeldspieler nachhaltig beeindruckt. „Nicht normal“ sei es gewesen, „vor diesen Fans zu spielen.“

Während der interne Konkurrenzkampf auf vielen Positionen unter den erneut aufgetretenen Verletzungen gelitten hat und aktuell nur gebremst stattfindet, muss sich Nmecha trotz seiner starken Leistung gegen Ajax für einen Platz in der BVB-Startelf mächtig strecken. Marco Reus, Karim Adeyemi, Marcel Sabitzer heißen je nach taktischer Ausrichtung aktuell die Konkurrenten „So haben wir uns das gewünscht“, meinte Terzic und freute sich „auf harte Entscheidungen“ vor der Pokal-Partie gegen Regionalligist Mainz. Nmecha will kämpfen: „Ich werde alles dafür geben, in der Startelf zu stehen.“

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