Der Stress-Marathon für Marcel Sabitzer geht weiter. Erst die Vielfliegerei, dann der Jetlag, jetzt gleich die erste Trainingseinheit mit der Mannschaft, dazu noch ein individuelles Programm im Fitnessstudio – und dann auch noch die erste Medienrunde als Spieler von Borussia Dortmund. Dort hat der 29-Jährige über die Verhandlungen, seine Rolle im BVB-System und die zwei Jahre beim FC Bayern München gesprochen.
BVB-Neuzugang Marcel Sabitzer über …
… das erste Aufeinandertreffen mit der Mannschaft: „Ich fühle mich sehr wohl nach der kurzen Zeit. Viele neue Gesichter – das ist natürlich spannend am Anfang. Alle haben mir ein sehr gutes Gefühl gegeben. Die Mannschaft ist sehr nett und offen.“
… seine Rolle beim BVB: „Ich komme mit dem Anspruch, der Mannschaft weiterzuhelfen, anzupacken, eine Persönlichkeit zu sein. Ich habe einiges erlebt in meiner Karriere. Ich weiß, wie man Titel gewinnen kann, wie man erfolgreich sein kann. Und das eben in der Kombination mit der Mannschaft, die sehr talentiert ist, sehr gute Einzelspieler hat und als Kollektiv zusammenarbeitet.“

… die Verhandlungen: „Es war schon ein Prozess. Ich habe sehr lange mit dem Trainer telefoniert. Er hat mir aufgezeigt, wie er mich sieht, was meine Stärken und Schwächen sind und was er für eine Rolle für mich hat. Das bringt dich zum Nachdenken und beeindruckt auch in einer Art und Weise, wenn dich ein Fremder so genau kennt und studiert hat. Ich habe die Familie ins Boot geholt und dann das Go gegeben. Und dann ging alles recht schnell. Das war dann ein Prozess von 12 oder 14 Stunden.“
… die gelöschten Instagram-Bilder vom FC Bayern: „Das ist ja nicht erst an dem Tag passiert, sondern sie sind schon vorher archiviert worden. Es hat Sachen gegeben, die mir nicht gefallen haben. Deswegen war ich auch ein bisschen enttäuscht. Aber ich habe das nicht aus meinem Leben gelöscht. Man muss ja schon sagen: Es war ein Kindheitstraum, für diesen Verein zu spielen. Deswegen will ich die Zeit nicht missen. Aber es gibt kein schlechtes Wort von mir.“
… die Rolle, die Edin Terzic ihm aufgezeigt hat: „Er hat mir mitgegeben, was fußballerisch gefordert ist. Ob Sechs, ob Acht, ob Zehn. Da hat er mir einen sehr detaillierten Plan aufgezeigt, was der Mannschaft weiterhelfen kann. Und in der Rolle habe ich mich wiedergefunden. Natürlich hat er auch über meine Persönlichkeit gesprochen. Auf dem Platz muss es auch mal eklig zugehen. Und ich denke, das habe ich in der Vergangenheit gezeigt. Solche Typen braucht es, die sich nicht wegducken, wenn es mal nicht so lustig ist.“

… seine Position im BVB-System: „Auf der Acht. Oder in einer Doppelsechs. Oder im 4-3-3 auf einer Halbposition. Das ist meine Stärke, wo ich nach vorne helfen kann. Ich mache viele tiefe Läufe. Und das will der Trainer auch sehen. Aber ich bin mir auch nicht zu schade, nach hinten zu arbeiten und die Drecksarbeit zu machen. Meine Rolle ist die eines Box-to-Box-Spielers.“
… das Erfolgsrezept für den BVB: „Beim BVB muss das Bewusstsein immer da sein, dass man ganz oben mitspielen muss. Es hat immer wieder an Kleinigkeiten gefehlt. Im DFB-Pokal waren sie ja mal erfolgreich, in der Liga hat es aber eben nicht mehr gereicht. Und da gilt es, an Stellschrauben zu drehen, dass du an jedem Spieltag ans Maximum gehst. Bayern ist einfach zu stark. Da musst du immer da sein.“
… seine Entscheidung für den BVB: „In den letzten 12, 14 Stunden vorher ging es nicht mehr darum, dass mich jemand auf der sportlichen Seite überzeugen musste. Die sportlichen Gespräche fanden weit davor statt – weit bevor ihr irgendwas gewusst habt (lacht). Ich habe für mich einen Weg gesehen. Dann kam das Gespräch mit dem BVB rein. Es ist reizvoll, wenn du die Seiten wechseln und vielleicht ein Bein stellen kannst. Aber das war nicht der eine Grund. Ich war fasziniert von der Vision, die sie in mir gesehen haben.“

… seinen „ungewöhnlichen“ Weg: „Es ist ein Weg, den man gehen kann und der reizt. Es ist eine ähnliche Situation wie bei Niklas Süle. Es war keine einfache Zeit. Aber ich bin nicht mit der Motivation hergekommen, dass ich auf die Bayern sauer bin und deswegen zu Dortmund gegangen bin. Sondern ich bin überzeugt von der Mannschaft, dem Verein, den Fans. Das ist beeindruckend. Es hat als Gegner nie viel Spaß gemacht, wenn 75.000 Leute gegen dich sind. Ich will hier angreifen und mich in der Liga so präsentieren, wie ich es in Leipzig gemacht habe.“
… seine Distanzschüsse: „Es ist eine Waffe, die helfen kann. Gerade gegen tief stehende Gegner ist das ein Mittel. Ich habe in der Jugend oft Weitschüsse trainiert. Mein bester Kumpel im Internat war Torwart und ich habe gerne geschossen. Da haben wir uns gut ergänzt. Das hat sicherlich einen Teil dazu beigetragen, dass meine Schusstechnik so geworden ist. Das will ich natürlich einbringen. Aber auch andere Attribute.“
… seine Zeit in Manchester: „Ich nehme einiges mit aus der Zeit. Wenn du bei so einem Verein spielst, der sehr groß ist und wo viel dran hängt, war das beeindruckend. Ich hatte jeden Tag ein Lächeln auf dem Gesicht gehabt, dass ich da sein und spielen konnte. Ich habe mir viel Rhythmus geholt, viel Selbstverständnis, gute Leistungen gezeigt. Und das macht was mit dir. Die anderthalb Jahre davor wurde ich einfach abgeschrieben und es war nicht so einfach. Und wenn du dann beweisen kannst, dass du bei so einem Verein eine Rolle spielen kannst, tut das gut für das Selbstvertrauen. Deswegen komme ich mit einer Überzeugung, einem Selbstverständnis her.“
… die Nachfolge von Jude Bellingham: „Es gilt nicht nur für mich, Bellingham zu ersetzen. Dass er eine Lücke hinterlässt, ist klar. Er ist ein außergewöhnlicher Spieler, der die letzten Jahre hier einiges gezeigt und erreicht hat. Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass er in Vergessenheit gerät. Wir als Gruppe müssen das auffangen.“
… seine Rückennummer: „Ich hatte viele Nummern in meiner Karriere. Die waren leider alle besetzt. Als ich in der Nationalmannschaft begonnen habe, hatte ich die 20. Und die war hier frei. So schließt sich vielleicht der Kreis.“
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