BVB mit klugen Verstärkungen im Winter-Transferfenster Doch eine Dauerbaustelle bleibt

BVB mit klugem Transfer: Doch eine Dauerbaustelle bleibt
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Cedric Gebhardt schaut in die Kamera.

Das Winter-Transferfenster ist seit Dienstagabend geschlossen. Borussia Dortmund hat es für eine Frischluftzufuhr genutzt. Der Kader von Edin Terzic hat zwei sinnvolle Zugänge erhalten. Einmal komplett durchzulüften und alle unliebsamen Personalien von der Gehaltsliste zu streichen, hat der BVB indes nicht geschafft.

Ryerson füllt BVB-Vakanz

Auf den Ausfall von Thomas Meunier hat Borussia Dortmund mit der Verpflichtung von Julian Ryerson klug reagiert. Der Norweger ist (perspektivisch) viel mehr als ein bloßer Ersatz für den Belgier. Auf beiden defensiven Außenbahnen einsetzbar, hat er gezeigt, dass er eine schon lange bestehende Vakanz füllen kann. Zudem verkörpert Ryerson Kampfgeist, Unnachgiebigkeit und Härte – allesamt Attribute, die dem mit vielen Feingeistern ausgestatteten BVB gut zu Gesicht stehen. Die verhältnismäßig niedrige Ablöse von fünf Millionen Euro, die Dortmund an Union Berlin überwies, sind eine sinnvolle Investition ohne großes Risiko. Dass Julian Ryerson seit seinem Transfer in allen drei Partien zum Einsatz gekommen ist, zeigt seinen Stellenwert, den er trotz mancher Fehler auf dem Platz schon jetzt im Team besitzt.

Ein noch stärkerer Vorgriff auf die Zukunft ist die Verpflichtung von Julien Duranville. Im Buhlen um eines der größten Talente Belgiens hat sich der BVB erneut gegen namhafte Konkurrenz durchgesetzt. Die Borussia hat einmal mehr einen außergewöhnlich begabten Spieler frühzeitig für sich gewinnen können, weil sich der Klub in den vergangenen Jahren international einen hervorragenden Ruf erarbeitet und sich als geeigneter Karriereschritt für Nachwuchskräfte erwiesen hat. Ein Transfer mit dem Volumen von elf Millionen Euro (8,5 Mio. Ablöse plus eventuelle Bonuszahlungen) für einen 16-Jährigen klingt zunächst einmal sehr hoch. Er bewegt sich damit in der Kategorie von Jadon Sancho, für den der BVB seinerzeit 7,8 Millionen Euro an Manchester City überwies. Aber mittel- bis langfristig, so das Kalkül der BVB-Bosse, könnte Duranville eine ähnliche Entwicklung hinlegen. Dann würde er diese Summe natürlich rechtfertigen.

Noch keinen Vollzug gab es bei Ivan Fresneda. Da Thomas Meunier in den nächsten Wochen zurückerwartet wird und Julian Ryerson ebenso wie Niklas Süle oder der zuletzt aufstrebende Marius Wolf ebenfalls als Rechtsverteidiger fungieren können, hat Schwarzgelb keinen akuten Handlungsdruck. Spätestens im Sommer aber möchte der BVB den 18-jährigen Rechtsverteidiger von Real Valladolid verpflichten. Er wäre der nächste Spieler, der eine verheißungsvolle Zukunft verspricht.

Hazard-Abgang gute Nachricht für den BVB

Keine Perspektive mehr gab es derweil für Thorgan Hazard, den Borussia Dortmund auf den letzten Drücker an die PSV Eindhoven verliehen hat. Dessen Abgang ist überfällig. Der Belgier konnte in seinen dreieinhalb Jahren in Dortmund die in ihn gesetzten Hoffnungen nur in der ersten Saison erfüllen. Zuletzt kam er nicht mal mehr über die Rolle des Reservisten hinaus. Den von Edin Terzic avisierten Konkurrenzkampf jedenfalls kann Hazard nicht anheizen. In Eindhoven wiederum kann der Belgier nun bis zum Sommer für sich werben, was ihm als Bankdrücker in Dortmund verwehrt geblieben wäre. Davon profitiert auch der BVB und das gleich dreifach. Er kassiert eine Leihgebühr und spart sich das Gehalt des Belgiers. Zudem hat der BVB größere Chancen, Hazard im Sommer endgültig zu verkaufen. Im besten Fall mit einer Wertsteigerung, sollte sich der Belgier in Eindhoven gut präsentieren. Das wäre das Best-Case-Szenario.

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Das Gegenteil droht bei Nico Schulz. Sportlich ohne jegliche Perspektive, gab es auch in diesem Winter wieder die Hoffnungen, den fürstlich bezahlten Tribünen-Stammgast endlich abzugeben. Das aus der Serie A von Atalanta Bergamo nachgesagte Interesse erwies sich als Luftnummer. Eine verpasste Chance. Und so bleibt Schulz noch mindestens bis zum Sommer in Dortmund. Für den BVB und Sebastian Kehl ist und bleibt die Personalie ein nerviges Dauerthema und ein teures Ärgernis. Im schlimmsten Fall lässt sich auch im Sommer kein Abnehmer finden und der bis 2024 unter Vertrag stehende Schulz blockiert künftig weiterhin einen wichtigen Kaderplatz. Auch für den Spieler selbst wären zusätzliche Monate ohne jegliche Spielpraxis verhängnisvoll für die weitere Karriere, die er mit einem Wechsel wieder ankurbeln könnte.

BVB weiter mit Baustellen

In Dortmund geht das Ende der Wintertransferperiode nahtlos über in die weiteren Planungen für den Sommer. Auf sie muss der Blick nun umgehend gerichtet werden, will Sebastian Kehl den eingeleiteten Umbruch weiter vorantreiben. Dazu muss sich der BVB-Sportdirektor gleich den nächsten offenen Fragen widmen. Sechs Verträge laufen im Sommer aus. Youssoufa Moukoko – die wahrscheinlich arbeitsintensivste Planstelle dieses Winters – bleibt beim BVB. Hier herrscht endlich Gewissheit. Im Frühjahr nun muss Kehl auch die übrigen Fragezeichen tilgen. Bleiben Marco Reus und Mats Hummels auch weiterhin in Dortmund? Gelingt es, Mahmoud Dahoud zu binden? Dazu gilt es, die eigenen Planungen und die der betreffenden Spieler in Einklang zu bringen.

Voraussichtlich trennen werden sich die Wege des BVB im Sommer von denen des Ersatzkeepers Luca Unbehaun und der Außenverteidiger Raphael Guerreiro und Felix Passlack. Die Außenverteidiger-Positionen genießen bei der Zusammenstellung des künftigen Kaders weiter hohe Priorität. Denn Julian Ryerson allein wird neben dem vor allem perspektivisch angelegten Transfer von Ivan Fresneda diese Rolle(n) nicht allein ausfüllen können, zumal Thomas Meunier diesen Nachweis nur sporadisch erbringt. Das lärmende Getöse rund um den Deadline Day mag allmählich verhallen. Auf Borussia Dortmund und Sportdirektor Kehl warten dennoch weitere herausfordernde Wochen, bis alle offenen Personalfragen geklärt sind.

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