BVB macht nächsten Entwicklungsschritt Dortmund kann mittlerweile auch ehrliche Arbeit

BVB macht nächsten Entwicklungsschritt: Dortmund kann mittlerweile auch ehrliche Arbeit
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Als Borussia Dortmund vor einigen Jahren mit der Kraft des Publikums im Signal Iduna Park Gegner reihenweise an die Wand spielte, war Niko Kovac nur ein interessierter Beobachter aus der Distanz. In der vergangenen Woche hat Kovac erstmals so richtig miterlebt, wie dieses Stadion eine Mannschaft tragen kann. Nicht mit dem erhofften Happy End, weil das 3:1 gegen Barcelona in der Champions League am Ende nicht zum Weiterkommen reichte. Aber die Wucht, die sich aus dem weiten Rund auf den Rasen übertrug, beeindruckte den 53-Jährigen.

BVB-Tore folgen einem Muster

Selbst die stimmgewaltige Südtribüne aber kann nicht immer garantieren, dass die Dortmunder Mannschaft solche Partien verlässlich im Drei-Tages-Rhythmus abliefert, das musste Kovac dann am Ostersonntag erkennen. Geahnt hatte er es wohl schon vorher. Dem Glanz gegen das eigentlich unerreichbar starke Barcelona folgte ein Arbeitssieg gegen eine eher biedere Borussia aus Mönchengladbach. Glanz versprühte Dortmund in den acht Minuten der Aufholjagd, in denen der BVB aus einem 0:1 (Itakura/24.) ein 3:1 machte. Der Rest war Kampf, Krampf, zum Teil mühsame, aber ehrliche Arbeit.

Der Arbeiter Kovac freute sich trotzdem. Nach dürren Monaten und auch einem schwierigen Start unter Kovac im Februar strahlt das Licht am Ende des Tunnels für Borussia Dortmund nun wieder deutlich heller. Zwei Punkte Abstand zu einem Platz in der Conference League, vier zum Champions-League-Rang vier bei noch vier verbleibenden Spielen – das ist eine Perspektive, die der BVB unterschreiben kann nach einer Saison, die zwischenzeitlich im Januar desaströse Ausmaße anzunehmen drohte. „Die Entwicklung der Mannschaft ist positiv“, meinte Kovac nach dem Spiel, „wir sind stabil, zeigen Konstanz.“ Vier Bundesliga-Partien in Serie mit zehn Punkten waren freilich auch die Mindestanforderung, um diese Spielzeit noch zu einem versöhnlichen Ende zu führen.

Die Treffer von Serhou Guirassy (41.), Felix Nmecha (44.) und Daniel Svensson (45.+4) entsprangen einem ähnlichen Muster. „Wir wussten“, erklärte Pascal Groß, „dass der Rückraum bei Gladbach relativ offen ist.“ Ballgewinn auf der Außenbahn, der flache Ball in den Rücken der Abwehr, das funktionierte bei den Dortmunder Toren beinahe in Perfektion. Fast überall seine Füße mit im Spiel hatte der für den verletzten Maximilian Beier früh eingewechselte Carney Chukwuemeka. „Er“, meinte Kovac, „war heute für uns der Gamechanger.“

BVB-Entwicklung erkennbar

Dass die andere Borussia tatkräftig mithalf, ärgerte Gäste-Trainer Gerardo Seoane: „Du führst 1:0, dann bekommst du in sieben, acht Minuten drei Gegentore. Das hatte auch mit uns zu tun.“ Seine Elf habe nicht kopflos agiert nach der Pause, lobte der Schweizer, allerdings gelang es nur in der Szene, die zum Elfmeter nach Foul von Felix Nmecha an Tim Kleindienst führte, sich im Dortmunder Strafraum festzusetzen. Kevin Stöger verwandelte sicher (54.), danach aber geriet der Dortmunder Erfolg eigentlich nicht mehr ins Wanken – eine Entwicklung, die erkennbar die Handschrift des Trainers trägt, wie auch Groß bemerkte: „Wir können jedem Gegner wehtun, wenn wir Ballgewinne haben, und ich habe das Gefühl, wir stehen kompakt, auch wenn wir zwei Gegentore kassiert haben.“

Niko Kovac guckt geradeaus.
Die Fortschritte beim BVB tragen seine Handschrift: Trainer Niko Kovac. © picture alliance/dpa

In Freiburg, Mainz und jetzt Gladbach hat der BVB in drei Duellen gegen direkte Konkurrenten um einen Europapokal-Platz die Hausaufgaben erledigt. Für Kovac entscheidend: „Es waren kleine Schritte“, die man weitergehen müsse. „Was dann am 17. Mai ist, darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken, weil es uns nicht weiterbringen würde. In meinem Kopf ist nur das nächste Spiel, ist nur Hoffenheim.“

BVB-Auftritte machen Hoffnungen auf Europa

Spät, aber vielleicht noch nicht zu spät geben Borussia Dortmunds Auftritte wieder Hoffnung. Die Mannschaft ist in der Lage, das Tempo der Gegner mitzugehen, sie fühlt sich wohl im neuen taktischen Korsett mit einer Fünferkette gegen den Ball, die für Stabilität sorgt, auch wenn das Gegentor zum 0:1 von Kou Itakura (24.) das Gegenteil vermitteln konnte. Da verteidigten eine ganze Reihe Dortmunder viel zu luftig und wenig energisch, der Japaner spazierte ungehindert durchs Mittelfeld und die vielbeinige BVB-Defensive.

Doch nach einer erstaunlich positiven Entwicklung scheint der Elf vom Niederrhein am Ende die Luft auszugehen. Vor drei Wochen war Gladbach Fünfter mit Tuchfühlung zur Champions League, dann folgten drei sieglose Partien nacheinander. Der BVB aber ist auf Kurs. Das honorierten auch die Anhänger, die nach dem Abpfiff lang anhaltenden Applaus spendeten. Nicht immer muss es in Dortmund Glanz-Fußball sein, ehrliche Arbeit wird auch belohnt.

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