BVB-Legende Jürgen Kohler: Darum ist Erling Haaland noch kein Weltklassespieler

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BVB-Legende Jürgen Kohler: Darum ist Erling Haaland noch kein Weltklassespieler

rnBorussia Dortmund

Erling Haaland feiert seinen 21. Geburtstag und ist der beste Stürmer des BVB – aber noch kein Weltklassespieler. BVB-Legende Jürgen Kohler erklärt, was dem Norweger noch fehlt.

Dortmund

, 22.07.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Na – na – na – na – na. Die ersten Zeilen des Popsongs „Life Is a Rollercoaster“ von Ronan Keating sind kein lyrisches Meisterstück. Warum also in einen Text damit einsteigen, der von BVB-Stürmer Erling Haaland und den Superstars unserer Zeit handelt?


BVB-Legende Jürgen Kohler: Erling Haaland ist noch kein Weltklassespieler

Nun, das „Na – na – na – na – na“ schaffte es im Juli 2000 – dem Geburtsmonat von Haaland – direkt auf Platz eins der englischen Singlecharts. Dass 21 Jahre später noch immer Ronan Keating seine Achterbahn durch die Lokalradios in Dauerschleife fährt und Haaland einen Rekord nach dem anderen mit dem runden Leder bricht, konnte da noch keiner ahnen. Damit aber auch der Norweger zu einem echten Evergreen wird, muss noch einiges geschehen – meint jedenfalls BVB-Legende Jürgen Kohler.

„Er ist noch kein Weltklassespieler. Er ist ein Topstürmer und hat alle Fähigkeiten dazu. Aber das muss er erst noch unter Beweis stellen“, sagt Kohler im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Titel würden einem Fußballer zu einem Spieler von Weltklasseformat verhelfen – und, das stellt Kohler immer wieder heraus, die Fähigkeit, „sein Potenzial jedes Jahr aufs Neue abzurufen“. BVB-Stürmer Haaland könne zudem zwar Spiele entscheiden und auch die blanken Zahlen lügen nicht. „Ihm fehlt aber diese gewisse Extraklasse aus dem Nichts“, so Kohler.

BVB-Stürmer Haaland wird mit Ronaldo und Messi verglichen

Haaland feierte am Mittwoch seinen 21. Geburtstag. Er ist damit – selbst für das auf heranwachsende Talente fixierte Profifußballgeschäft – noch immer ein junger Kerl. Doch schon jetzt wird er mit Größen wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo verglichen. Ein Vergleich, der hinkt, meint Kohler.

BVB-Verteidiger Jürgen Kohler (r.) verteidigt gegen Lauterns Miroslav Klose.

BVB-Verteidiger Jürgen Kohler (r.) verteidigt gegen Lauterns Miroslav Klose.

„Zunächst einmal“, sagt er, „sind die beiden für mich keine Weltklassespieler. Nicht mehr jedenfalls, sie sind zu alt.“ Sie gehörten zwar noch immer mit Bayern-Stürmer Robert Lewandowski zur Top fünf in Europa, zu der er auch Haaland zählen würde. Die Nase – oder besser: den Fußballen – hat aber ein anderer vorn.

BVB-Legende Kohler schwärmt von Mbappe

„Das größte Potenzial hat Kylian Mbappe. Den sehe ich eher als Weltklassefußballer, der kommt nämlich nicht nur über Geschwindigkeit“, sagt Kohler. Der einstige beinharte Verteidiger schwärmt von der Technik des Franzosen. „Was der macht! Kurze Haken, kurze Ballführung – Mbappe macht nichts Unüberlegtes“, sagt die BVB-Legende und legt sich fest: „Das ist kein Zuckerschlecken, gegen den zu spielen.“

Es entsteht schnell der Eindruck: Mbappe ist ein Spieler, mit dem selbst Defensivmann Kohler so seine Problemchen gehabt hätte. Bei Haaland hingegen sei das anders. „Ich hätte ihm gar nicht den Raum gegeben, in dem er seine Stärken entfalten kann. Gesegnet mit einem guten Eins-gegen-Eins-Verhalten ist Haaland nicht gerade. Er ist dann brutal, wenn er drei, vier Meter Anlauf hat“, sagt Kohler. Ein Umstand, den er auf fehlende Erfahrung und kleinere Defizite zurückführt.

Das macht Mbappe besser als BVB-Stürmer Haaland

Der BVB-Stürmer arbeite, erklärt der Altmeister, „zu viel mit dem ganzen Fuß. Schauen Sie sich Mbappe an – der ist viel öfter auf den Fußballen unterwegs und kann dadurch nah am Gegenspieler viel besser agieren.“ So sieht Kohler bei Haaland zwar Parallelen zu Mbappe, der ebenfalls in jungen Jahren durchgestartet ist. Für ihn sei der PSG-Star aber „ganz klar der komplettere Spieler“, dem er eher Weltklasseformat zusprechen würde als eben Borussia Dortmunds Erling Haaland.

Frankreichs Kylian Mbappe (l.) im Zweikampf mit DFB- und BVB-Abwehrchef Mats Hummels.

Frankreichs Kylian Mbappe (l.) im Zweikampf mit DFB- und BVB-Abwehrchef Mats Hummels. © imago images/ActionPictures

Und nun, ist mit 21 Jahren schon alles vorbei? Wird Haaland niemals in Sphären vorstoßen wie Messi oder Ronaldo? So schlecht ist es um den Norweger dann doch nicht bestellt. Die von Ronan Keating in seinem Geburtsmonat besungene Achterbahnfahrt wird ihn weiter nach oben befördern.

BVB-Legende Kohler glaubt an Haaland: „Er wird immer Werkzeuge finden“

„Er ist ein Spieler, der nicht so gut ist, wenn er ins enge Dribbling geht. Sein Kopfballspiel ist verbesserungswürdig und auch an der Annahme mit dem Rücken zum Tor muss er noch arbeiten, damit der Ball nicht mehr zu weit verspringt“, urteilt Kohler. „Allerdings“, so die BVB-Legende weiter, „ist er mit 21 schon so weit: Das ist außergewöhnlich. Ich bin mir sicher, er wird immer Werkzeuge finden, damit man ihn nicht stoppen kann. Und mit der Erfahrung kommt auch die Weltklasse.“ Der „Kokser“ muss es wissen.

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