Als Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber an der Außenlinie die Wechseltafel mit der Nummer elf hochhält, läuft im Signal Iduna Park bereits die 68. Minute. Das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach ist zu diesem Zeitpunkt augenscheinlich längst entschieden, BVB-Kapitän Marco Reus kommt für die letzten 22 Minuten. Es ist das sechste Mal in Folge, dass der 34-Jährige in einem Bundesligaspiel nur eingewechselt wird.
BVB-Sportdirektor Kehl lobt Reus
„Das ist nicht einfach für den Trainer“, gab Sebastian Kehl bei „Sky90“ unumwunden zu. Reus sei als „besondere Identifikationsfigur des Vereins enorm wichtig“, der 34-Jährige könne noch immer den Unterschied machen, trotz seines Alters wichtige Tore für Borussia Dortmund erzielen. Doch trotzdem bleibt dem Kapitän der Mannschaft aktuell nur der Platz auf der Bank.
Eine durchaus schwierige Situation für den Führungsspieler. Umso mehr schätzt der BVB-Sportdirektor Reus‘ Umgang mit ihr. „Wie er sich aktuell verhält, finde ich sehr, sehr gut. Man hört nichts Negatives von ihm, er ordnet seine Rolle diesem großen Ziel, das wir alle haben, nämlich Deutscher Meister zu werden, komplett unter. Er macht das richtig gut.“
Reus unterstütze laut Kehl die Mannschaft mit voller Inbrunst. Der Teamgedanke stehe komplett im Vordergrund. Das stellte er zuletzt auch auf dem Feld unter Beweis. Beim Stand von 5:0 gegen den VfL Wolfsburg überließ Reus Zweifach-Torschützen Karim Adeyemi den Elfmeter, der seine starke Leistung mit seinem ersten Dreierpack in der Bundesliga hätte krönen können. Gegen Gladbach ließ er bei einem Freistoß aus äußerst aussichtsreicher Position Raphael Guerreiro den Vortritt. Zwei Situationen, die Reus im Falle eines Erfolgserlebnisses sicherlich gut getan hätten.
Reus träumt vom Titel mit dem BVB
Doch da ist eben noch dieser übergeordnete Traum, seine Karriere, in der er auch immer wieder mit harten Rückschlägen zu kämpfen hatte, mit seinem ersten Meistertitel zu krönen. „Gerade haben wir als Mannschaft genau wie alle unsere Fans ein großes Ziel vor Augen, auf dem alle Konzentration liegt: Wir wollen Deutscher Meister werden, dazu brauchen wir jeden einzelnen Borussen“, hatte Reus bei seiner Vertragsverlängerung gesagt. Und auch Kehl hob noch einmal hervor: „Die Deutsche Meisterschaft würde für Marco alles bedeuten.“
Seit elf Jahren trägt Reus nun schon das Trikot von Borussia Dortmund. Seit Ende April steht fest, dass er das auch noch mindestens ein weiteres Jahr tun wird. Im langen Vertragspoker ging es neben deutlich reduzierten und stark leistungsbezogenen Bezügen vor allem um seine Rolle innerhalb des Teams. „Marco und auch Mats haben Großes geleistet für diesen Klub. Aber wir dürfen auch nicht aus den Augen verlieren, dass wir diese Mannschaft weiterentwickeln, jungen Spielern Raum für Entwicklung geben und Hierarchien übergeben müssen“, machte Kehl deutlich, den im Sommer angestoßene Umbruch sukzessive fortzusetzen.
BVB-Warten auf Hummels
Während sich bei Mats Hummels in den nächsten Tagen entscheiden soll, ob er diese Rahmenbedingungen akzeptiert, hat Reus mit seiner Unterschrift bereits eingewilligt. „Er ist für uns ein wichtiger Baustein in der Weiterentwicklung der Mannschaft“, betonte Kehl. Und wie seine Situation in der kommenden Spielzeit dann konkret aussieht, wie viele Minuten er auf dem Rasen und wie viele auf der Bank verbringe, liege am Ende an ihm selbst. „Wenn er gut trainiert, gute Spiele macht, viele Tore schießt“, gebe es keinen Grund ihn nicht aufzustellen. Aber klar sei auch: „Geschenke werden keine verteilt.“
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