Exklusiv: BVB-Profi Brandt spricht Klartext „Wenn die Südtribüne so laut pfeift, stimmt etwas nicht“

Exklusiv: Julian Brandt spricht Klartext: „Wenn die Südtribüne so laut pfeift, stimmt etwas nicht“
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Manchmal, sagt Julian Brandt, lasse er sich von den Emotionen leiten. Dann müsse er sich auf die Zunge beißen bei seiner Kritik und aufpassen, dass er den richtigen Ton treffe. Im exklusiven Interview mit den Ruhr Nachrichten spricht der 27-Jährige bei allem Klartext. Über den BVB. Über die Nationalmannschaft. Und über das, was ihm schmeckt.

Ein Interview-Termin um 14.30 Uhr, da hätten wir Sie gerne auf ein Stück Kuchen eingeladen.

Das ist sehr nett. 14.30 Uhr wäre mir allerdings zu früh gewesen. Ich bin da ganz konservativ, alte Schule: Punkt 16 Uhr müssen Kaffee und Kuchen auf dem Tisch stehen. Gerne beim nächsten Mal!

Wir müssen den Ort dann weise wählen, um glutenfreies Gebäck zu finden. Wie schmeckt Ihnen Ihre Ernährungsumstellung?

Daran habe ich mich vollkommen gewöhnt. Irgendwann waren glutenfreie Lebensmittel für mich normal, für mich schmecken Brot und Nudeln jetzt so. Wobei: Kürzlich habe ich mal Nudeln aus Linsen probiert. Zusammengefasst: Das war nix für mich! (lacht)

Von der Ernährungsumstellung, die vor knapp eineinhalb Jahren begonnen hat, sind Sie also weiter überzeugt?

Ich habe mich da reingefuchst, auch dank der Hilfe von Bekannten und vielen Analysen. Das war ein Prozess. Ich hatte in der Saison 2020/21 festgestellt, dass ich sehr träge war. Ich bin morgens kaum aus dem Bett gekommen, tagsüber müde geworden. Nach Belastungen hat es drei, vier Tage gedauert, bis ich mich wieder frisch gefühlt habe. Irgendetwas stimmte offensichtlich nicht mit mir. Das hat mich genervt! Da ging es nicht um Gewicht oder Muskelmasse, sondern um ein gutes Körpergefühl.

Julian Brandt bei einer Pressekonferenz.
Ist bei der Nationalmannschaft gefordert: Julian Brandt. © IMAGO/Beautiful Sports

Wie fällt der Vergleich mit heute aus?

Seit der Umstellung auf glutenfreie Lebensmittel kann man mich morgens um 7 Uhr wecken, und ich bin topfit. Wenn ich mittwochs abends gespielt habe, könnte ich spätestens am Freitagmorgen wieder loslegen. Gefühlt war es ein signifikanter Unterschied. Dazu passte dann auch die Rückmeldung aus unserer Athletikabteilung nach den Spielen.

Wie fiel die aus?

Ich habe in der abgelaufenen Saison regelmäßig gehört, dass ich sehr viele intensive Läufe gemacht und wesentlich mehr Kilometer zurückgelegt hätte. Das war die faktische Bestätigung für mein gutes Gefühl. Für mich funktioniert das also sehr gut. Diese Ernährungsumstellung hat mir geholfen, dass ich auch nach der 70. oder 80. Minute noch konzentriert und ohne Ermüdungserscheinungen Fußball spielen kann.

Wir haben in der Saison 2022/23 den bisher besten, weil konstantesten Julian Brandt gesehen. Und anders als manche Mitspieler sind Sie auch gut aus den Startlöchern gekommen.

Ich bin eigentlich kein Vorbereitungsweltmeister. Aber sobald die Pflichtspiele losgehen, bin ich bereit und ehrlich gesagt sehr froh, dass ich das auch über einen längeren Zeitraum von mir behaupten kann. Doch das reicht mir nicht. Die alte Saison war gut, aber sie ist Vergangenheit. Jetzt will ich noch besser werden.

Woran wollen Sie das messen?

Ich habe mir fest vorgenommen, im Klub bei Toren und Vorlagen jeweils im zweistelligen Bereich zu landen. Das habe ich knapp verpasst (10 Tore und 9 Vorlagen, d. Red.) und neben dem Drama mit der verpassten Meisterschaft nervt mich das wahnsinnig! Das spornt mich an und wäre ein guter Beitrag für das Team.

Julian Brandt dribbelt den Ball.
Julian Brandt möchte auf eine zweistellige Anzahl an Toren sowie Vorlagen kommen. © IMAGO/Treese

Gehören die bewusste Ernährung und die individuellen Ziele zum Gesamtbereich Verantwortung? Vorbildlich im bestmöglichen Fitnesszustand zu sein, im Spiel produktive Beiträge zu haben …

Ja. Vielleicht bin auch ich erwachsener geworden. Das spiegeln mir zumindest alte Kollegen wider. Emre Can, der mich kennt, seitdem ich 17 bin, sagte kürzlich: ,Warum bist du jetzt so? Früher hast du ganz anders geredet!‘ Bei einigen geht das schneller mit dem Reifeprozess, bei mir hat es etwas länger gedauert (lacht).

Sie wirken in Gesprächen und sogar unmittelbar nach Spielen inzwischen sehr klar und analytisch, scheuen aber auch nicht vor Kritik zurück.

Manchmal muss ich meine Emotionen zügeln. Sonst gibt es wieder viele Echos auf einzelne Aussagen und die Themen werden in der Öffentlichkeit zugespitzt, da gibt es dann nur Schwarz oder Weiß. Das gehört leider zu unserer Gesellschaft. Entweder ist es sehr, sehr geil oder sehr, sehr schlecht, und es gibt wenig dazwischen. Trotzdem traue ich mir zu und erwarte auch von mir, dass ich deutlich anspreche, was mir auffällt.

Wenn Sie die Erlebniswelten BVB und DFB vergleichen: Sind die Situationen aktuell ähnlich?

Beim BVB ist immer viel Betrieb, es gibt Höhen und Tiefen, da verläuft die Entwicklung eher in Wellen, es ist ein Auf und Ab. Beim DFB, das müssen wir uns eingestehen, geht die Entwicklung seit Jahren sportlich bergab. Hier den Turnaround zu schaffen, das ist ein schwieriger und großer Kraftakt. Zumal wir nur alle paar Wochen ein, zwei Spiele haben, zu denen wir uns treffen und uns verbessern können. Um ein EM-Fieber ausbrechen zu lassen, braucht es nachhaltigen Erfolg.

Wie sehen Sie im DFB Ihre Rolle auf dem Weg dahin, verbunden mit einer Schätzfrage: Wie viele Spiele haben sie seit Corona im DFB-Dress über mehr als 45 Minuten bestritten?

Oh, das waren nicht viele …

Drei, um genau zu sein.

Ich will immer bereit sein, wenn der Trainer mich braucht. Ich bin aber nicht der Typ, der seinen Frust nach außen trägt, wenn er nicht spielt. Das habe ich auch in Dortmund nicht gemacht, als ich öfter auf der Bank saß. Und hier beim DFB ist die Konkurrenzsituation gerade in der Offensive nochmal größer.

Julian Brandt geht auf den Rasen.
Julian Brandt geht offensiv voran: „Ich laufe hier ehrlich gesagt mit breiter Brust durch die Gänge.“ © IMAGO/Team 2

Mit Ihren konstanten Leistungen im Verein hätten sie das Recht, offensiv aufzutreten …

Ich laufe hier ehrlich gesagt mit breiter Brust durch die Gänge. Ich bin auch dem Bundestrainer gegenüber selbstbewusst und sage ihm, wie ich gewisse Dinge sehe. Aber ich schätze mich so ein, dass ich nur ein Teil des Ganzen bin. Es geht für uns als Gemeinschaft nicht darum, wie viele Minuten der Brandt jetzt spielt, sondern dass wir wieder Erfolg haben und Begeisterung wecken. Persönlich will ich dem Bundestrainer zeigen, dass ich eine Riesenqualität habe und dass er sie nutzen kann, wenn er sie braucht.

Wenn Hansi Flick mit zwei „Halbzehnern“ spielt, wie zu hören ist, gäbe es zumindest eine Planstelle mehr in der Offensive …

Die Konkurrenz ist riesig. Ich habe vor jedem Mitspieler großen Respekt. Deshalb wird es von mir keinen Stunk geben, wenn ich nicht spiele. Aber ich muss mich auch nicht verstecken. Und eins kann ich sagen: Ich habe zwei WM-Turniere gespielt und bin zwei Mal in der Vorrunde rausgeflogen. Darauf habe ich keinen Bock mehr!

Aber wir verstehen Sie richtig: Ein bisschen mehr Spielzeit darf es schon sein?

(lacht) Ja, es wäre schön, wenn einige Partien mit mehr als 45 Minuten Einsatzzeit hinzukämen. Der Punkt ist aber, du wirst es nie allein schaffen, erfolgreich zu sein, da ist es auch egal, ob du Führungsspieler bist oder die Binde trägst. Marco Reus war ein Idol meiner Jugend, ein sensationeller Spieler, zweimal Fußballer des Jahres. Auch er hat erlebt, dass man alle anderen braucht. Und selbst als fast alles passte, konnte er die Schale am Ende nicht in den Händen halten. Was ich sagen will: Es muss alles passen, wenn du als Team große Erfolge feiern willst.

Kommen die Spieler noch gerne zur Nationalmannschaft, auch wenn es zuletzt nur wenige gute Schlagzeilen gab?

Ich bin mir sicher, dass alle gerne zum DFB kommen. Ich kann es an meiner eigenen Zeit hier ablesen: Als ich 2016 zum ersten Mal eingeladen wurde, gab es eine erfolgreiche Mannschaft. Da fiel es leicht, sich einzufügen. Das ist heute anders, das müssen wir verbessern. Es wird, wie ich gesagt habe, ein Kraftakt, die Stimmung zu drehen. Aber es ist möglich, das hat ja das Beispiel 2006 gezeigt.

Wie intensiv haben Sie das Turnier damals erlebt?

Da war ich zehn Jahre alt, ich hatte meine Fanutensilien und war im Gesicht geschminkt.

Früher hat sich jeder in Deutschland irgendwie für die Nationalmannschaft interessiert. Das ist längst nicht mehr so. Wie bekommen Sie das wieder gedreht?

Das Publikum und das Interesse gehen beim DFB vielleicht stärker in die Kategorie Unterhaltung, anders als etwa in Dortmund, wo der Fußball für viele zu ihrem Leben dazugehört. Die Nähe zum Verein ist bei den meisten Fans größer als die zur Nationalmannschaft. Die DFB-Elf kommt dann erst on top. In erfolgreichen Zeiten nimmt man das gerne mit. Jeder schwelgt gerne in Erinnerungen an die großen Endspiele. Durch die Misserfolge in den vergangenen Jahren sind der Glanz und der Sogeffekt verlorengegangen. Das Gute daran ist, dass wir diesen Trend mit Erfolgen und Identifikationspotenzial auch wieder umkehren können und die Menschen wieder ins Stadion kommen.

Sie haben gesagt: „Gewinne die Spiele, und die Leute interessieren sich wieder für dich“. Ist es so einfach?

Am Ende ist es wie überall im Leistungssport, ob Boxen oder Handball oder Fußball: Wir müssen unseren Job machen, und das heißt in unserem Fall: Spiele gewinnen, ob im Verein oder in der Nationalmannschaft. Dann kann man im Nachhinein immer noch diskutieren über die Art und Weise, Hauptsache das Ergebnis stimmt.

Das hat die Nationalelf zuletzt nicht geschafft. Es stehen zwei sehr wichtige Spiele auf dem Programm, die Diskussionen um den Trainer haben längst begonnen. Mit welchen Gefühlen sind Sie angereist?

Natürlich herrscht eine Drucksituation. Wir müssen als Team die Chance nutzen, in dieser Länderspiel-Phase die Dinge wieder umzukehren. Ein gutes Spiel gegen Japan, ein gutes gegen Frankreich - das kann dann der Auftakt sein, um vielleicht wieder in einen Flow zu kommen. Das haben wir in Dortmund in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison sehr gut hinbekommen. Es ist also vor allem eine Chance für uns als Team. Natürlich wäre es auch hilfreich für den Trainer, wenn das funktioniert, und ich würde mich freuen, weil ich sehr viel von Hansi Flick halte.

Seit Jahren hat man eigentlich das Gefühl, dass in der Nationalmannschaft jeder Einzelne besser ist als die Summe der Teile, dass am Ende eigentlich weniger herauskommt, als möglich wäre. Woran liegt das?

Ich finde, wir haben seit einigen Jahren sehr gute Individualisten. Das war früher sicher anders, als die Nationalmannschaft immer stark übers Kollektiv gekommen ist. Heute haben wir einige sehr gute Einzelspieler. Das birgt immer die Herausforderung, dass die elf Jungs, die auf dem Platz stehen und die elf Jungs, die auf der Bank sitzen, alle in die gleiche Richtung denken und marschieren. Es darf nicht sein, dass Einzelne links und rechts abbiegen oder ihre Aufgaben nicht übernehmen. Da gibt es übrigens Parallelen zum BVB.

Nämlich?

Am Ende müssen alle auf derselben Frequenz laufen. Man muss für das gleiche Ziel arbeiten. Denn wenn mal eine Flanke wegbricht oder die Arbeit gegen den Ball nicht gut funktioniert, kann dir auch ein Team wie Heidenheim weh tun und sechs Mal in Überzahl gefährliche Konter laufen.

Julian Brandt spricht auf der DFB-Pressekonferenz.
Julian Brandt gehört zu den meinungsstarken Spielern beim BVB und in der Nationalmannschaft. © IMAGO/Beautiful Sports

Sie sprechen die Probleme beim BVB an. Wie beurteilen Sie die Lage nach dem schwachen Saisonstart?

Es gibt zwei Ebenen. Wir haben fünf Punkte auf dem Konto, es hätten neun sein müssen. Der andere Blick geht darauf, wie wir uns präsentieren. Ohne etwas schönreden zu wollen, ist mir immer wichtig, auch etwas Positives aus der Situation zu ziehen. Und da ist es mir lieber, es knallt nach dem dritten Spieltag, an dem noch nicht viel passiert ist, als nach dem elften Spieltag, wenn uns längst die Felle davongeschwommen sind. Jetzt können wir noch aufwachen, die Englischen Wochen kommen erst. Wir haben die Chance, es wieder hinzubiegen.

Nach dem Spiel in Bochum war Ihnen aufgefallen, dass nicht alle Spieler den Sommer genutzt haben, um topfit an den Start zu gehen. Das war unmissverständlich und offensichtlich auch berechtigt. Wie fiel da das Echo aus?

Wissen Sie, was das Schöne am Ruhrpott ist?

Da fällt uns viel ein. Was meinen Sie?

Mit Siegen können wir alles wieder geradebiegen! Da muss man keine langen Reden schwingen. Das ist beim DFB mit der ganzen Nation dann schon schwieriger als mit dem BVB in Dortmund, muss ich sagen.

Worauf wird es ankommen, um mit dem Klub wieder bessere Spiele und Resultate zu schaffen?

Geschlossenheit zeigen. Auf dem Platz wieder die Basics beherzigen. Alles dem gemeinschaftlichen Erfolg unterordnen. Wenn die grundsätzlich gutmütige Südtribüne, auf der ich die Fans für ihre Unterstützung und ihr feines Gespür sehr zu schätzen weiß, zurecht so laut pfeift wie nach dem 2:2 gegen Heidenheim, muss allen klar sein: Hier stimmt etwas grundsätzlich nicht! 2:0 zur Pause gegen einen Aufsteiger, da musst du das Spiel gewinnen. Punktum. Das Theater haben wir uns selbst eingebrockt.

BVB-Profis stehen vor der Südtribüne.
Die Südtribüne machte ihren Unmut sehr deutlich nach dem 2:2 der Borussia gegen Heidenheim. © IMAGO/Team 2

Welche Aufgaben sind im Akuthilfe-Programm ganz weit oben anzusiedeln?

Wir müssen mit dem Ball und gegen den Ball als Einheit auftreten. In der Offensive müssen wir die bestmögliche Abschlussposition finden und den Ball dafür auch mal weiterpassen. Da geht es um den Erfolg des Kollektivs. Es klingt so banal: Wenn wir das Spiel gewinnen, profitiert jeder davon. In einer erfolgreichen Mannschaft wird jeder Einzelne besser gesehen. Und um Erfolg zu haben, müssen wir alle dasselbe Ziel verfolgen. Das müssen wir in die Köpfe kriegen.

Und defensiv?

Wir müssen zeigen, dass wir nicht in zwei Mannschaftsteile zerfallen, einen offensiven und einen defensiven. Leider schlucken wir extrem viele Konter. Da müssen wir uns als Block besser anstellen. Die Offensivspieler müssen besser mitverteidigen, die Abwehrkette muss höher stehen, um das Spielfeld kompakt und klein zu halten. Da müssen wir auch taktisch disziplinierter werden! Das sind zwei, drei wesentliche Sachen. Wenn wir die beherzigen, werden wir auch wieder Siege einfahren und Stück für Stück besser spielen.

Ihr Stellenwert in Dortmund ist enorm gestiegen, das hat auch die Vertragsverlängerung im Frühjahr sichtbar dokumentiert. Waren Sie so schnell überzeugt vom Projekt BVB?

Erste Gespräche gab es im Winter. Dann ging es geräuschlos und seriös im Hintergrund weiter. Allen war klar, wohin die Tendenz geht, also wollte ich auch Klarheit schaffen vor dem Saisonendspurt. Nur die Pointe am letzten Spieltag ist leider nach hinten losgegangen.

Wie sehr ist das Saisonfinale noch Thema?

Wir wurden und werden immer wieder damit konfrontiert, ob kurz danach im Urlaub oder zuhause, oder dann wieder zurück bei der Mannschaft. Ich erwarte von mir und meinen Mitspielern, dass dieser Nackenschlag im Mai uns jetzt nicht mehr von unseren Zielen ablenken darf. Jeder kann sich körperlich fitmachen und wird im Klub optimal betreut. Und wenn jemand den Kopf freibekommen muss, kann er da auch Hilfe bekommen.

Und dann?

Dann braucht es manchmal trotzdem noch etwas Zeit. Wir zocken nicht an der PlayStation Fifa im Karrieremodus, wo die Stars zusammengewürfelt werden und auf Knopfdruck Traumfußball spielen. Wir müssen auch den neuen Spielern ein Gerüst bieten, an das sie sich halten können. Dann werden alle Neuzugänge ihren Mehrwert für uns demonstrieren. Ja, wir sind unzufrieden. Ich sehe jedoch keine so großen Defizite, dass man alles umkrempeln müsste. Es sind eher Details. Und deswegen habe ich auch ein gutes Bauchgefühl. Der Wind kann sich schnell drehen.

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Was sagen Sie zur Entwicklung bei Ihrem Ex-Klub Bayer Leverkusen?

Sie haben eine gute Balance, haben gute Transfers gemacht. Das gilt auch für Leipzig und Union Berlin. Ich sage immer, man sollte abwarten, bis die Englischen Wochen kommen, bis die ersten Verletzungen kommen. Dann ist es entscheidend, wie man durch diese Zeit kommt. Das sind Markenzeichen von großen Mannschaften. Bayer macht es sehr gut, das gefällt mir, denn ich mag es, gegen solche Teams zu spielen. Und wir müssen uns ja auch nicht verstecken, wir schießen ja auch weiter unsere Tore. Wie lange läuft unsere Serie schon?

130 Spiele?

Sehen Sie! Und wenn es theoretisch gelingen würde, immer ohne Gegentor zu bleiben, könnten wir alle 34 Bundesliga-Spiele gewinnen. So viel fehlt bei uns also gar nicht. Wir müssen uns davon lösen, dass jetzt alle aufgeregt fragen, was machen die da in Dortmund falsch, was ist da wieder los? Es ist nicht wichtig, was irgendwer in Deutschland über Dortmund denkt. Es ist wichtig, was Dortmund über Dortmund denkt. Wenn wir weiter eine Einheit bilden, auch wie bisher mit unseren Fans, werden weder Leverkusen noch Leipzig oder Union oder Mainz gerne gegen uns spielen.

Geht es am Ende vor allem um diese Kleinigkeiten? Mal ein Spiel gegen Heidenheim schmucklos, aber eben 2:1 zu gewinnen?

Das ist so. Solange das nicht gelingt, müssen wir auch damit leben, dass Kritik kommt. Und dann musst du dich auch den Pfiffen stellen. Auch hier bei der Nationalmannschaft.

Sie sind mit 27 Jahren im besten Alter, um Führungsspieler zu sein. Wären Sie nicht gern BVB-Kapitän geworden?

Ich weiß nicht, ob ich der Prototyp dafür bin. Ich komme aus dem Norden, wir sind ein wenig zurückhaltender. Ich definiere die Rolle auch anders. Es wäre doch fatal, wenn immer nur der Kapitän Verantwortung übernehmen würde. Der kann nicht allein alles regeln. Ich sehe den Kapitän als ein Mitglied des Mannschaftsrates, dem ich ja auch angehöre. Und ich sehe es so, dass alle aus diesem Gremium vorangehen müssen. Das mache ich auch gern. Und es ist genauso wichtig, dass andere ihre Meinung sagen. Ich habe auch kein Problem damit, wenn Marius Wolf mich anmeckert, weil ich Mist gespielt habe.

Wie schlägt sich Emre Can als Kapitän aus ihrer Sicht?

Ich halte Emre für einen sehr guten Kapitän. Er ist einer, der von großem Ehrgeiz getrieben ist, in jeder Trainingseinheit. Er genießt in der Mannschaft großen Respekt.

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