BVB-Trainer Edin Terzic gestikuliert an der Seitenlinie.

Stinksauer nach der 2:3-Niederlage in Köln: BVB-Trainer Edin Terzic. © imago / Kirchner-Media

BVB im Tiefschlaf: Terzic zählt seine Spieler nach 2:3 in Köln an

rnBorussia Dortmund

Der BVB erlebt in Köln einen unerklärlichen Einbruch und kassiert seine bereits dritte Saison-Niederlage. Trainer Edin Terzic zählt seine Spieler nach dem 2:3 an.

Köln

, 01.10.2022, 18:23 Uhr / Lesedauer: 4 min

Zum Schluss wurde es fahrig, wild, chaotisch. Borussia Dortmund lief in der Schlussphase einem Rückstand hinterher, wollte wenigstens noch einen Punkt retten. Doch es blieb beim verkrampften, fehlerbehafteten Anrennen. Der 1. FC Köln behielt mit 3:2 (0:1) die Oberhand, weil sich die BVB-Profis nach Wiederanpfiff eine ausgedehnte Tiefschlafphase gönnten. Die verdiente Pausenführung durch Julian Brandt (31.) drehten Florian Kainz (53.), Steffen Tigges (56.) und Dejan Ljubicic (71.) für die Domstädter. Mehr als der Anschluss durch Tom Rothe (78.) glückte den Borussen nicht mehr. Die Niederlage hatten sich die Schwarzgelben selbst zuzuschreiben, weil sie vor der Halbzeit die Chancen auf ein 2:0 ausließen und dann dem „Effzeh“ den Weg zurück ins Spiel ebneten.

Edin Terzic übt nach dem 2:3 deutliche Kritik an den BVB-Profis

BVB-Trainer Edin Terzic übte nach den 90 turbulenten Minuten deutliche Kritik an seiner Mannschaft: „Wir haben in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht, führen aber nur 1:0, haben aber sehr wenig zugelassen. Dann sprechen wir an, dass es extrem wichtig sein wird, wie wir in die zweite Halbzeit starten. Dann kassieren wir nach gefühlt acht Sekunden die erste Ecke. Wenn man sieht, wie wir die Zweikämpfe in den ersten 15, 20 Minuten geführt haben, dürfen wir uns nicht wundern, dass wir zwei Tore kassiert haben. Erst danach haben wir wieder angefangen, Fußball zu spielen. Aber dann war es schon zu spät“ sagte der 39-Jährige.

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Und Terzic wurde noch deutlicher: „Nach jedem Sieg stellt ihr mir die Frage nach dem Ambitionen. Wir treten dann immer auf die Euphoriebremse – wegen Spielen wie heute. Weil es wiederholt auftritt, dass wir Spiele, die wir komplett kontrollieren, einfach weggeben. Wir werden es ganz klar analysieren und müssen das endlich abstellen.“

Hummels und Wolf müssen beim BVB kurzfristig passen

Auf neun Spieler war Borussia Dortmunds Ausfallliste vor der Partie angewachsen. Neben den Langzeitverletzten und bekannten Personalien fehlten kurzfristig auch Mats Hummels (erkältet) und Marius Wolf (Kreislaufprobleme). Außerdem musste Terzic auf Gregor Kobel, Jamie Bynoe-Gittens, Mahmoud Dahoud, Sebastien Haller, Matheu Morey, Marco Reus und Giovanni Reyna verzichten. Taktisch beließ es Dortmunds Coach beim gewohnten 4-2-3-1 mit Julian Brandt als Zehner und den wieder fitten Tempobolzern Donyell Malen (links) und Karim Adeyemi (rechts) auf den Flügeln.

In der Sturmspitze bekam der in der Kritik stehende Anthony Modeste den Vorzug – und von den Kölner Fans, die ihm seinen späten Wechsel aus der Domstadt nach Dortmund übelnehmen, bei jedem Ballkontakt ein Pfeifkonzert geschenkt. Bis zur Pause war das lediglich 14 Mal der Fall, aber der lange Franzose hatte ansatzweise brauchbare Szenen vorzuweisen und einen Torschuss (40.). Da stand es längst 1:0 für den BVB nach einer Szene, die bei den kommenden Videositzungen in Sequenzen wiederholt werden dürfte.

Donyell Malen hat mehrfach den zweiten BVB-Treffer auf dem Fuß

Der stark startende Thomas Meunier eroberte an der rechten Außenlinie den Ball, über Karim Adeyemi und Jude Bellingham trug der BVB die Kugel in Richtung Zentrum, wo Julian Brandt Übersicht und technisches Vermögen nutzte, um aus kurzer Distanz an Kölns Keeper Marvin Schwäbe vorbei die Kugel ins Netz zu spitzeln. Aggressiv gespielt, den Umschaltmoment genutzt, den Ball schnell gemacht und zugeschlagen – manchmal kann Fußball so einfach sein (31.).

Eine ähnliche Marschroute hatte auch Kölns Trainer Steffen Baumgart seinen Spielern mit auf den Weg gegeben. Wenn immer möglich, attackierte die Elf vom Geißbock-Heim bereits den Dortmunder Spielaufbau. Nicht zuletzt der Ruhe und Ballfertigkeit von Ersatztorhüter Alexander Meyer verdankten es die Borussen, dass der Druck nicht gravierend wurde. Dennoch geriet die Partie in der Anfangsphase ein wenig zu wild für den BVB-Geschmack. Ihre besten Szenen hatte Terzics Mannschaft, wenn sie mit vollem Tempo auf eine unsortierte FC-Abwehr traf. Malen hatte in Folge solcher Spielzüge zweimal den nächsten Treffer auf dem Fuß. Einmal zielte er zu hoch (27.), dann genau auf Schwäbe (40.). Eine der beiden Szenen hätte sitzen müssen, zumal der Niederländer nach seiner wochenlangen Ausfallzeit den Rückwärtsgang noch nicht zielsicher fand.

Der BVB ist nach dem Seitenwechsel kaum wiederzuerkennen

Auch Adeyemi hatte mit zwei Direktabnahmen ein Tor auf dem Fuß, vor allem beim zweiten Versuch nach einer Ecke verhinderte Schwäbe ein mögliches Tor des Monats (33.). Zu klaren Torchancen kamen die Platzherren vor 50.000 Zuschauern selten. Die vielversprechendste Gelegenheit vergab Florian Kainz, dessen Linksschuss am rechten Pfosten vorbeizischte (29.).

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Bundesliga, 8. Spieltag: 1. FC Köln - BVB 3:2 (0:1)

Die Bilder der Bundesliga-Partie zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Dortmund.
01.10.2022
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Die Bilder der Bundesliga-Partie zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Dortmund.© picture alliance/dpa
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Die Minuten nach Wiederanpfiff verschliefen die Gäste komplett. Niklas Süle klärte in höchster Not gegen Ondrej Duda (47.), dann schlug der FC doppelt zu – weil der BVB es zuließ. Jonas Hector durfte trotz Doppelbewachung von Brandt und Meunier einen Pass in die Tiefe spielen, Linton Mainas Hereingabe drückte Kainz im Zentrum über die Linie (53.), der Ausgleich. Und drei Minuten später kam es noch schlimmer: Bei einer Ecke von rechts ließ Nico Schlotterbeck den Ex-Borussen Steffen Tigges unbedrängt zum Kopfball hochsteigen – 2:1 (56.). Spiel gedreht, das Stadion stand Kopf, diesen wilden Ritt hatten sich die Dortmunder selbst zuzuschreiben.

Taktische BVB-Umstellung geht komplett nach hinten los

Umgehend schaltete der BVB wieder auf Offensive um, fand Wege bis zum Kölner Strafraum – aber entweder nicht die notwendige Präzision, um in klare Abschlusssituationen zu kommen. Oder die Bemühungen gerieten arg kompliziert. Ganz anders die nun wie aufgepeitscht spielenden Kölner. Beim Konter entwischte Florian Dietz Schlotterbeck, traf aber nur den Innenpfosten. Dann durfte Dejan Ljubicic aus 20 Metern halblinker Position Maß nehmen, sein Schlenzer segelte sehenswert ins hintere Toreck (71.). Dortmunds totale Offensive, mit Youssoufa Moukoko für Sechser Salih Özcan, ging taktisch komplett nach hinten los.

Aufgesteckt hatten die Borussen allerdings nicht. Der eingewechselte Thorgan Hazard zielte freistehend aus der Nahdistanz vorbei (76.), dann glückte Linksverteidiger Tom Rothe, keine zwei Minuten auf dem Platz, mit einer abgefälschten Flanke der Anschlusstreffer (78.). Die Schlussphase blieb fahrig, wild, chaotisch. Das nutzte den Rot-Weißen mehr als den Gästen, die im achten Bundesligaspiel ihre dritte Niederlage hinnehmen mussten. Moukoko verpasste noch per Kopf (87.), dann war Schluss und der BVB geschlagen.

BVB trifft in der Englischen Woche auf Sevilla und den FC Bayern

In der Champions League tritt der BVB am Mittwoch beim FC Sevilla an (21 Uhr), am nächsten Samstag kommt der FC Bayern München zum Bundesliga-Topspiel nach Dortmund (18.30 Uhr). Der Rekordmeister ist dank der besseren Tordifferenz an den Schwarzgelben vorbeigezogen (beide 15 Punkte).