Nico Schlotterbeck ging langsam die Treppe aus dem Kabinentrakt hinauf, stellte seine Tasche ab und besprach sich noch kurz mit BVB-Pressesprecher Sven Westerschulze, bevor er sich den in der Mixed Zone wartenden Journalisten stellte. Es wird bei der Absprache kaum um die Stoßrichtung der folgenden Aussagen gegangen sein. Eher darum, mit welcher Härte und Schärfe er sie formulieren würde. Denn nach dem desaströsen Auftritt beim 0:1 gegen den FC Augsburg brodelte es gewaltig im Innenverteidiger.
Schlotterbeck übt scharfe BVB-Kritik
Das Unübersehbare unterfütterte er wenige Augenblicke später mit deutlichen Worten. Ehrlich und schonungslos zählte er die Schwachpunkte seiner Mannschaft auf. Trotz aller Emotionen jedoch höchst sachlich und ruhig. „Wir drehen uns im Kreis. Wir haben zu viele Spiele, in denen wir nicht an die Kante gehen, gar nicht ans Maximum, nicht die Basics abrufen“, sagte er und legte nach: „Wir haben gar keine Konstanz in der Mannschaft. Und fehlende Konstanz ist immer fehlende Qualität, das ist immer eine Qualitätsfrage. Das kriegen wir nicht hin. Ich stehe hier alle paar Wochen, muss das erklären und habe da keine Ansätze für.“
Das nervt den erfolgsgetriebenen und hoch ambitionierten Schlotterbeck gewaltig. „Das Ziel in der Liga kann ja nicht sein, dass wir auf Platz zehn herumdümpeln. Wenn wir so viele schlechte Spiele haben wie momentan, dann stehen wir da aber völlig zurecht. Das Ziel von mir ist dann nicht, Siebter, Sechster oder Fünfter zu werden, sondern in die Top Vier zu kommen“, meinte der 25-Jährige. „Doch das wird, sehr, sehr schwer.“
BVB muss für eine Saison ohne Europapokal planen
Zwischen den Zeilen ist deutlich herauszuhören: Eine Saison ohne Champions League ist für den Innenverteidiger, der sich immer auf höchstem Niveau messen und sich dort auch für die Nationalmannschaft empfehlen will, unvorstellbar. Doch dieses Szenario wird in Dortmund nach der erneuten Pleite immer wahrscheinlicher. Der Rückstand auf Rang vier ist auf sieben Punkte angewachsen. Selbst die Europa League ist sechs Zähler entfernt – und der BVB spielt noch gegen fünf Teams aus den Top Sechs.
Deswegen droht dem Klub – neben allen anderen sportlichen und finanziellen Begleiterscheinungen – ein dickes Schlotterbeck-Problem. Die BVB-Führungsriege um Geschäftsführer Lars Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl will den bis 2027 laufenden Vertrag des Innenverteidigers unbedingt frühzeitig verlängern.
Schlotterbeck wird als neuer BVB-Kapitän gehandelt
Schlotterbeck stellt in den Umbruchs-Planungen im Sommer eine der wenigen Säulen da und soll eines der neuen BVB-Gesichter werden. Intern wird er sogar als neuer Kapitän gehandelt. Die Dortmunder sind daher nach RN-Infos bereit, das Gehalt des Innenverteidigers, der im vereinsinternen Finanzgefüge derzeit nur im Mittelfeld liegt, deutlich aufzustocken und ihn zu einem der Topverdiener zu machen.
Rahmenbedingungen, mit denen sich prinzipiell auch der Spieler anfreunden könnte. „Der BVB ist mein erster Ansprechpartner. Ich kann mir grundsätzlich schon vorstellen, länger hierzubleiben“, hat er im Januar der Funke Mediengruppe gesagt. „Ich fühle mich hier sehr wohl und liebe es, für den Verein zu spielen.“ Und das spürt man. Kaum ein Spieler aus dem aktuellen Kader identifiziert sich so sehr mit dem Klub wie Schlotterbeck. Aber geht die Liebe und Verbundenheit auch so weit, dass er für die Borussia auf ein Jahr Champions League verzichten würde? Die Entscheidung dürfte in den kommenden Wochen fallen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 10. März 2025.