Rehabilitation für das 0:1 in Leipzig eindrucksvoll geglückt, einige wichtige Spieler geschont - Borussia Dortmund erlebte im zweiten Saisonheimspiel gegen ein überfordertes Darmstadt 98 einen perfekten Samstagnachmittag. Das deutliche 6:0 (1:0) gab die Kräfteverhältnisse nach einer überaus einseitigen Partie am Ende korrekt wieder.
Auch der Chef persönlich wurde im Stadionmagazin der Borussia nicht müde, darauf zu verweisen, dass alle Sinne geschärft sein müssten im Duell gegen die Hessen. Doch die "vorhandene Leistungsfähigkeit" der Darmstädter, so viel ließ sich schon nach 45 Minuten sagen, hatte der Vorjahresaufsteiger im Bus oder gleich ganz zu Hause gelassen. Hans-Joachim Watzke konnte sich spätestens nach dem 2:0 ruhig in seinem Sessel zurücklehnen, selten zuvor wohl verlebte Roman Bürki in der Bundesliga so eine ruhige Partie. Er musste während der 90 Minuten nur einen gefährlichen Ball halten.
Nach Dortmunds frühem 1:0, so schien es, genügte es den Gästen, weitere Einschläge zu verhindern. Das gelang mehr oder minder gut - Torhüter Christian Esser, bester Darmstädter, musste gegen Adrian Ramos gleich zwei Mal seine Reflexe zeigen (9./29.), dazwischen und auch danach aber ließ es der BVB im Gefühl der turmhohen Überlegenheit oft auch (zu) ruhig angehen.
Dichtes 5-4-1-System
Darmstadt baute vor der eigenen Abwehrzone ein dichtes 5-4-1 auf, als einsame Sturmspitze fristete Sven Schipplock ein ziemlich unerquickliches Dasein. Kaum einmal wagten sich die Hessen aus der Deckung, das sorgte zur Pause für satte 75 Prozent Ballbesitz des BVB.
Trainer Thomas Tuchel hatte seine Mannschaft auf vier Positionen verändert. In ein drittes Spiel binnen acht Tagen wollte er Mario Götze nicht schicken, dazu gab es Pausen für Pierre-Emerick Aubameyang und Marc Bartra. Lukasz Piszczek stand leicht angeschlagen erst gar nicht im Kader.
Klare Überlegenheit
War im Spiel des BVB doch relativ viel Luft nach oben angesichts der klaren Überlegenheit, so war der einzige Treffer aber wunderschön herausgespielt. Als Bürki eine der wenigen Flanken vor seinem Tor sicher herunterpflückte und mit einem Abwurf auf Felix Passlack den Gegenangriff einleitete, ging es blitzschnell. Passlack trieb den Ball nach vorne, Christian Pulisic spielte den raumöffnenden Pass auf Raphael Guerreiro, der leitete weiter auf Adrian Ramos. Dessen Pass in die Tiefe erreichte Dembele, die Hereingabe vollendete Gonzalo Castro. Das sah einfach aus, fußte aber auf einer perfekten Besetzung der Räume und sicherem Kombinationsspiel (7.).
Zweifel am letztlich klaren Erfolg seiner Borussia zerstreute die Mannschaft beim notorisch skeptischen Watzke dann binnen Minuten. Ramos staubte nach Guerreiros platziertem Schuss, den Esser nur zur Seite ablenken konnte, trocken ab (48.). Pulisic traf, nachdem Dembele perfekt in den Lauf von Marcel Schmelzer gepasst hatte und Guerreiros Schuss vor seine Füße geblockt wurde (52.).
Fünf Gelbe Karten bis zur 50. Minute
Nicht nur die Gegentreffer nährten Zweifel an der Bundesligatauglichkeit der Gäste. Die fünf Gelben Karte bis zur 50. Minute waren auch eine Folge der Hilflosigkeit im Zweikampf, und als Peter Niemeyer Ramos sehr robust in die Parade fuhr, zeigte Schiedsrichter Benjamin Brand Gelb-Rot (57).
Fortan ergaben sich die Darmstädter ihrem Schicksal. Tuchel nutzte relativ früh alle drei Wechselmöglichkeiten, so konnte auch ein Emre Mor im Signal Iduna Park eine erste Duftnote setzen - seinen Schuss entschärfte Darmstadts Bester, Christian Esser, aber noch (68.). Auch Kagawa scheiterte noch an Esser (76.).
Highlight des Tages
Mit dem Tor des Tages setzte Gonzalo Castro dann das Highlight des Tages. Mit der Hacke verlängerte er die Hereingabe von Pulisic, da war dann auch der verdutzte Esser chancenlos (78.) Die eingewechselten Sebastian Rode und Emre Mor erzielten dann noch ihre Premierentreffer im schwarzgelben Dress (85./88.), die Gegenwehr beim Vorjahresaufsteiger war da längst erloschen.