
© imago images/camera4+
BVB-Einzelkritik: Malen wie ein Fremdkörper, Schwachstelle Hazard, Kobel top
Borussia Dortmund
Der BVB kassiert beim 1:2 in Leipzig die bereits dritte Auswärtsniederlage der Saison. Malen wirkt wie ein Fremdkörper, Hazard ist eine Schwachstelle, Kobel hält fast alles. Die Einzelkritik.
Gregor Kobel: Zwei Aufbau-Bälle ohne Bedrängnis ins Aus (9./10.)? Kannte man von ihm bislang nicht, vielleicht war er irritiert von einem arg optimistischen Rückpass von Mats Hummels. Dass es nicht früh 0:1 aus Dortmunder Sicht stand, lag aber ausschließlich an ihm, nach dem holprigen Start wuchs er über sich hinaus. Gegen Nkunku im Eins-gegen-Eins wie gewohnt stark (13.). Behielt auch danach in hektischen Strafraumszenen den Überblick. Beim Leipziger Tor wunderte sich auch er über den Versuch, Nkunku ins Abseits zu stellen (29.). Artistisch rettete er im Fallen gleich mehrfach, als es im Dortmunder Strafraum lichterloh brannte (60.). Auch von Poulsen, der ihn übel am Kopf traf, ließ er sich nicht irritieren (65.). Sein Ausrutscher in der Nachspielzeit blieb folgenlos. Bester Dortmunder. Note: 2,0
Marin Pongracic: Seine Passquote war zur Pause haarsträubend (65 Prozent). Wenn Leipzig in den Strafraum wirbelte, hatte auch er Probleme. Zur Pause blieb er aus taktischen Gründen in der Kabine. Schwacher Auftritt nach seinem Aufsehen erregenden Interview. Note: 4,5
Manuel Akanji: Nach sechs Sekunden machte er Bekanntschaft mit dem Fuß von Nkunku, das hätte auch Gelb für den RB-Angreifer geben können. Diesmal Mittelmann der Kette - da wichtig, als er die Flanke von Szoboszlai ins Toraus köpfte (20.). Schon da aber begannen die Probleme. Leipzigs Torschützen Nkunku bekam er überhaupt nicht in den Griff. Beim Tor versuchte er ihn abseits zu stellen, das misslang, weil außen Pongracic viel tiefer stand. Auch nach der Pause mit vielen Problemen in der Zweikampfführung und im Stellungsspiel. Note: 5,0
Mats Hummels: Nur 25 (!) Prozent Zweikampfquote zur Pause - auch Hummels hatte mit den flinken Leipzigern enorme Probleme. Mit Kobel entschärfte er nach dem Wechsel Nkunkus gefährliche Flanke, warf sich mit viel Verve in die Leipziger Angriffe und stand auch besser. Nkunku bereitete ihm aber auch weiterhin reichlich Probleme, wie beim Pfostenschuss in der 64. Minute. Offensiv war sein Kopfball direkt auf Gulasci noch eine der besseren BVB-Chancen (79.). Note: 4,0
Thomas Meunier: Angelino hatte er ganz gut im Griff, über seine Seite entstand vor der Pause relativ wenig Gefahr für das Dortmunder Tor. Und die einzige echte Torannäherung leitete der Belgier mit einem klugen Rückpass in den Rücken der Leipziger Abwehr ein (35.). Dass der geniale Pass auf 1:1-Torschütze Reus von ihm kam, war kein Zufall (52.). Allerdings zu nachlässig bei der Flanke vor dem 1:2 (68.). Am Ende auch er mit einigen Problemen, aber noch einer der besseren Borussen. Note: 3,0
Axel Witsel: Leipzigs erste Großchance resultierte aus einem Ballverlust nach erfolgreichem Pressing der Leipziger. Nicht nur da dauerte es bei Witsel einfach zu lange, bei aller Routine bekam er keine Struktur in die Formierung der Defensive - und keinen Zugriff auf die viel zu flinken RB-Offensivspieler. Nach dem Seitenwechsel bemüht. Note: 4,5
Jude Bellingham: Vergab vor dem Reus-Tor Dortmunds beste Chance. Pech, aber auch bezeichnend, dass er nach Meuniers Rückpass den eigenen Mann (Malen) anschoss (36.). Sein Halten gegen Szoboszlai brachte ihm Gelb ein, danach mit zwei weiteren Fouls dicht an einer Hinausstellung. Auch deshalb nach der Pause mit deutlich gebremstem Schaum unterwegs. Note: 3,5
Thorgan Hazard: Sollte defensiv auf der linken Seite die Außenbahn dicht machen. Leipzig hatte ihn als Schwachstelle auserkoren und lief permanent über den Belgier an. Nicht nur gegen Szboszlai oft zweiter Sieger, hatte wie die gesamte Aufbaulinie der Borussia große Probleme mit dem Gegenpressing der Gastgeber. Beim 1:2 ohne Zugriff auf Poulsen - da merkte man, dass er kein Verteidiger ist (68.). Note: 5,0
Julian Brandt: Leistete sich zwei dicke Abspielfehler in den ersten 15 Minuten. Offensiv kam er über Ansätze nicht hinaus. Wie immer einer der Spieler mit dem größten Pensum. Effektivität resultierte daraus aber nicht. In der BVB-Offensive blieb auch er nach der Pause weitgehend stumpf. Note: 4,0
Marco Reus: In seiner stärksten Szene geigte er Schiedsrichter Felix Zwayer nach der Gelben Karte gegen Bellingham lautstark die Meinung und sah ebenfalls den gelben Karton. Offensiv reihte er sich ein: nicht ein Torschuss bis zur Pause, kaum Aktionen, viele zu schnelle Ballverluste. Das änderte sich direkt nach der Pause: guter Laufweg, überlegter Abschluss, aus dem Nichts kam der BVB durch seinen Kapitän zum Ausgleich (52.). Auch bei ihm aber war der große Kräfteverschleiß unübersehbar. Am Mikrofon fand der Kapitän dann klare Worte. Note: 4,5
Donyell Malen: So ist der Niederländer keine Hilfe! Auch in Leipzig ohne Bindung und ohne Biss. Malen wirkt weiter wie ein Fremdkörper. Nur 13 Ballkontakte bis zur Pause. Nach der Halbzeit mit einem schlimmen Passversuch auf Meunier, der Leipzig eine Ecke einbrachte. Die Verunsicherung war nicht nur da bei ihm erkennbar. Note: 5,5
Ansgar Knauff: Zur Pause für Pongracic eingewechselt. Sollte mit mutigen Dribblings für Entlastung sorgen, das gelang gegen Haidara (49.) einmal ganz gut. Die Körperlichkeit der Leipziger setzte ihm aber zu. Note: 4,0
Youssoufa Moukoko (71. für Malen), Reinier (82. für Brandt) und Dan-Axel Zagadou (86. für Witsel) bleiben ohne Note.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
