Auch der Stürmer, der nicht spielen konnte, reagierte schlagfertig und treffsicher. Als die Ruhr Nachrichten am Sonntagmittag meldeten, dass Serhou Guirassy dem BVB im Spiel gegen Mainz 05 fehlen würde, erinnerte ein User bei X daran, dass die Dortmunder in der bis dato letzten Partie ohne den Torjäger sogar mit 4:0 gewonnen hätten, gegen den SC Freiburg im November. Guirassy, der sich nach dem Abschlusstraining mit muskulären Beschwerden im Oberschenkel dienstunfähig gemeldet hatte, antwortete selbst: „Heute das Gleiche“ und versah den Text mit einem Handshake-Symbol.
BVB-Profi Beier erinnert an Großkreutz
Tatsächlich: Obwohl der 29-Jährige als Borussias „Lebensversicherung“ gilt, gelang gegen die Überraschungsmannschaft aus Mainz ein verdienter Sieg. In der vordersten Reihe bildeten Karim Adeyemi (eine Vorlage, zwei Chancen vergeben) und Doppeltorschütze Maximilian Beier ein temporeiches, laufstarkes und schwer berechenbares Sturmduo. Im Strafraum half bei der Koproduktion zum 1:0 das Glück ein wenig mit. Für den BVB-Auftritt kaum weniger bedeutsam: Beide verdienten sich ein Fleißkärtchen und trumpften mit Geschwindigkeit (34,1 und 34,2 km/h) und vielen Sprints auf (36 bzw. 39). Beier spulte mit 11,9 Kilometern sogar die zweitgrößte Laufdistanz ab – eher ungewöhnlich für einen Stürmer.
Sportdirektor Sebastian Kehl freute sich sichtlich, dass der 30-Millionen-Mann nach längerer Anlaufzeit endlich in Form kommt und mit entscheidenden Toren (Lille, Mainz) wertvolle Beiträge leistet. „Er arbeitet, er marschiert unglaublich viel“, betonte Kehl.
Er habe „alles auf dem Platz gelassen“, meinte Beier nach seinem ersten BVB-Doppelpack. „Zwei Tore sind ein schönes Gefühl“, ergänzte er, am Sonntagabend waren sie der sichtbare Ausdruck von Dynamik, Abschlussqualität und Ausdauer, die sein Spiel kennzeichnen. Manche im Klub erinnert er mit seiner läuferischen Hingabe an Kevin Großkreutz, nur sei Beier fußballerisch mindestens eine Klasse besser. Am ehesten zu tragen kommen diese Komponenten, wenn er – wie in seinem Durchbruch-Jahr bei der TSG Hoffenheim – als zweite Spitze zum Einsatz kommt.
BVB-Jobsharing neben Guirassy?
Durch die systematische Umstellung auf eine Dreierkette und das 3-5-2 kommt der BVB weg vom Flügel-Fokus, der Beier weniger liegt. In Lille oder Leipzig zog er von der linken Seite häufig und früh ins Zentrum, eben automatisch dorthin, wo er effektiver ist. Er spiele am liebsten „neben oder hinter dem Stürmer“, sagt er selbst. Dort habe er mehr Ballkontakte, könne mehr Torgefahr ausüben.

Niko Kovac ist der erste BVB-Trainer seit Langem, der die Spieler bevorzugt dort einsetzt, wo sie sich wohlfühlen. Das gilt ähnlich für Beiers Sonntags-Nachbarn. „Mit viel Selbstvertrauen“, wolle er spielen, sagte Karim Adeyemi, der damit zumindest andeutete, dass hinter dem forschen Auftreten nach außen auch ein sich hinterfragender Profi steckt. Als „okay“ bewertete er sein Spiel, mindestens ein Tor hätte er machen müssen, auch deswegen galt: „Zufrieden bin ich noch lange nicht.“ Beier war besser.
Beier und Adeyemi bringen sich also beide in Stellung, bald könnte ein Jobsharing auf sie zukommen. Denn Serhou Guirassy dürfte am Samstag beim Spiel in Freiburg zurückkehren, er erhielt von Kovac eine Stammplatz-Garantie: „Wenn er gesund ist, gehört er in die Mannschaft und wird weiter Tore für uns schießen.“ Die Tendenz geht zur Doppelspitze in der Besetzung Guirassy plus Beier.