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BVB-Defensive schwächelt weiter: Schlägt nun die Stunde des Leonardo Balerdi?
Borussia Dortmund
Die BVB-Defensive schwächelt auch im Jahr 2020. Der Ruf nach personellen Veränderungen wird lauter. Schlägt nun die Stunde des Leonardo Balerdi?
Es war nur eine kleine Randnotiz, aber für Leonardo Balerdi dürfte sie durchaus von gehobener Bedeutung gewesen sein. Am Dienstag im Training, als Lucien Favre unterschiedliche Viererketten testete, da durfte sich der junge Argentinier, der am Sonntag seinen 21. Geburtstag feiert, an Mats Hummels‘ Seite in der Innenverteidigung präsentieren.
Zagadou ist verletzt, Akanji und Piszczek schwächeln
Daraus zu schlussfolgern, dass Balerdi nun zwangsläufig ein Startelf-Kandidat für das Spiel am Freitagabend gegen den 1. FC Köln ist, wäre vermutlich überzogen. Doch der Abwehrspieler, der vor ziemlich genau einem Jahr von den Boca Juniors zum BVB wechselte und stolze 15,5 Millionen Euro kostete, ist längst nicht mehr so chancenlos wie in seinen ersten zwölf Monaten bei Borussia Dortmund.
Und die Gelegenheit ist gerade günstig für Balerdi. Dan-Axel Zagadou befindet sich nach seinem Muskelfaserriss in der Wade noch im Aufbautraining, Manuel Akanji bewarb sich mit seinem schwachen Auftritt beim 5:3-Sieg in Augsburg mit Nachdruck für eine Auszeit, Lukasz Piszczek wusste als rechter Verteidiger in der Dreierkette ebenfalls nicht zu überzeugen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nun Balerdi eine Bewährungschance in der Dreierkette erhält.
Für welches System entscheidet sich BVB-Trainer Favre?
Gut möglich erscheint aber auch, dass Favre gegen Köln von Beginn an - wie schon in der zweiten Hälfte gegen Augsburg - auf eine Viererkette setzen könnte. Als einer der Hauptgründe für die Abkehr von der Dreierkette könnte Zagadous voraussichtliches Fehlen gegen den zuletzt viermal in Serie siegreichen Aufsteiger dienen - hinzu kommt, dass Favre jüngst im Interview mit dem „Kicker“ noch einmal erklärte, dass die Viererkette seiner Meinung nach der beste Wegbereiter für gute und erfolgreiche Abwehrarbeit sei. „Alle großen Vereine spielen mit Viererkette.“
Sollte sich Favre im ersten Heimspiel des Jahres also für vier Spieler in der letzten Linie entscheiden, obwohl die Profis zuletzt immer wieder betonten, dass sie sich im 3-4-1-2-System, das der BVB vor der Winterpause für sich entdeckte, wohler fühlen, wäre Hummels als linker Innenverteidiger gesetzt. Daneben müsste sich der BVB-Trainer zwischen dem kriselnden Akanji und dem unerfahrenen Balerdi entscheiden. Piszczek wäre wohl eher kein Kandidat für die Innenverteidigung, Julian Weigl ist nicht mehr da.
BVB-Sportdirektor Zorc fordert von Balerdi den nächsten Schritt
Die Hoffnungen des zweimaligen argentinischen Nationalspielers auf seinen ersten Startelfeinsatz waren, so hat es den Anschein, noch nie berechtigter als in diesen Tagen. Es wäre der nächste Schritt für Balerdi, den BVB-Sportdirektor Michael Zorc in der Winterpause explizit von ihm forderte. Balerdi, so hieß es in Marbella, sei mittlerweile ein Jahr in Dortmund, nun gelte es, noch näher an die Mannschaft heranzurücken.

BVB-Trainer Lucien Favre (r.) im Gespräch mit Leonardo Balerdi. © Kirchner-Media
Bislang stehen für Balerdi, der in der Hinrunde sieben Mal Spielpraxis bei der Dortmunder U23 in der Regionalliga West sammelte, lediglich zwei Kurzeinsätze bei den Profis in der Saisonbilanz. Am 14. Spieltag kam er beim 5:0-Erfolg über Fortuna Düsseldorf zu seinem zwölfminütigen Bundesliga-Debüt, drei Tage später durfte er beim knappen 2:1-Sieg gegen Slavia Prag in der Champions League sieben Minuten mithelfen, den Achtelfinaleinzug zu sichern.
Erhält Balerdi gegen Köln die Chance von Beginn an?
Dafür habe er hart gearbeitet, erklärte Balerdi Anfang Dezember im Gespräch mit dieser Redaktion. Er habe natürlich schon früher auf Einsatzzeiten bei den Profis gehofft, „aber jetzt bin ich einfach nur froh, dass es geklappt hat“. Ein schönes Gefühl sei es gewesen, im Signal Iduna Park auf dem Rasen zu stehen. Vielleicht kommt er am Freitag ja wieder in den Genuss.
Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
