Mit der zweiten Bundesliga-Niederlage hintereinander verabschiedet sich Borussia Dortmund in die Länderspielpause – und wohl auch frühzeitig aus dem Meisterschaftsrennen in der Bundesliga. Beim 1:2 (1:1) im Topspiel beim VfB Stuttgart enttäuscht der BVB auf ganzer Linie. Spielerisch, kämpferisch und taktisch zeigen die Schwaben den Gästen die Grenzen auf. Statt auf ein Comeback im Titelkampf zu hoffen, müssen die Mannschaft und ihr Trainer Edin Terzic grundsätzliche Probleme klären.
BVB-Trainer Terzic setzt auf die Newcastle-Elf
Terzic hatte die gleiche Startelf wie beim 2:0 gegen Newcastle aufs Feld geschickt. Auf dem Rasen erinnerten die Dortmunder dann eher an das 0:4 gegen die Bayern vor einer Woche. In der wohl schwächsten ersten Hälfte der Saison sah der BVB überhaupt kein Land. 8:0 Torschüsse verbuchte der VfB in der Anfangsphase und führte die Gäste dabei gnadenlos vor. Borussia bodenlos!
Gegen Stuttgarts Tempo, den flüssigen Spielaufbau, die steilen Pässe in die Spitze und auf die Flügel fand das Team Terzic überhaupt kein Gegenmittel. Allein Gregor Kobel hielt seine Mannschaft mit einem halben Dutzend Paraden in der Partie, allen voran in der 11. Minute: Als Deniz Undav nach einer weiteren Tiefschlafphase des BVB frei vor dem Torhüter auftauchte, den Ball an ihm vorbeilegte und zu Fall gebracht wurde, gab es zurecht Strafstoß. Doch „Sünder“ Kobel hielt den Schuss des Ex-Borussen Chris Führich (11.). Übrigens der erste gehaltene Dortmunder Elfmeter seit zehn Jahren in der Bundesliga.
BVB-Stürmer Füllkrug trifft aus dem Nichts
An der vollkommen einseitigen Partie änderte das nichts. Nur Stuttgarts Chancenwucher hielt den BVB im Spiel. Wehmütig gingen die Blicke der einheimischen Fans in Richtung Reservebank. Dort saß Torjäger Serhou Guirassy (14 Saisontreffer), der bei dieser Flut an allerbesten Einschussgelegenheiten wohl kaum so oft vergeben hätte wie seine Kollegen Undav, Führich, Jamie Leweling oder Enzo Millot. Das Tempospiel des VfB stürzte die Gäste von einer Verlegenheit in die nächste. Beim ersten – und einzigen – gelungenen Dortmunder Angriff vor dem Seitenwechsel verlagerte Marcel Sabitzer den Ball klug auf die rechte Seite. Die scharfe Hereingabe von Julian Ryerson drückte Niclas Füllkrug über die Linie, zuvor hatte Dan-Axel Zagadou die Kugel passieren lassen (36.). Füllkrug traute sich nicht einmal ernsthaft zu jubeln, so absurd kam die Führung daher.
Dortmund hatte bis dahin bereits Mats Hummels (Rückenprobleme) verloren. Karim Adeyemi bettelte bei seiner katastrophal schlechten Leistung fast um einen Platzverweis, er blieb zur Pause in der Kabine, ebenso wie Julian Brandt. Marco Reus und Donyell Malen kamen in die Partie, die da schon 1:1 stand. Einen der 16 VfB-Torschüsse hatte Undav kurz vor dem Pausentee zum Ausgleich genutzt (42.). Auch damit war die Borussia sehr, sehr gut bedient.
BVB-Mittelfeldspieler Sabitzer trifft den Pfosten
Was sich danach änderte? Erst einmal wenig. Nach dem nächsten haarsträubenden Fehler des BVB im Spielaufbau, diesmal durch Nico Schlotterbeck, musste Führich das 2:1 erzielen – knapp vorbei (54.). Als Ramy Bensebaini den Ball vor die Brust von Schlotterbeck köpfte, hätte das Eigentor zum Dortmunder Auftritt bestens gepasst (60.). Erst Stuttgarts Tribut ans hohe Tempo ließ den BVB Mitte der zweiten Hälfte etwas besser ins Spiel kommen. Marcel Sabitzers verunglückter Abschluss prallte an den Pfosten – ein weiterer Dortmunder Treffer zu dem Zeitpunkt hätte die Absurditäten auch auf die Spitze getrieben (62.).
Auch nachlassende Schwaben kamen in der Schlussphase deutlich klarer vor das Tor als die Borussia. So auch in der 82. Minute: Beim Konter entwischte der eingewechselte Silas, Kobel stürzte heraus und verursachte den zweiten Strafstoß. Der Torschütze vom Dienst ließ sich die Chance nicht nehmen – Guirassys Tor zum 2:1 war hochverdient (83.) und versetzte Dortmund den endgültigen K.o. Selbst die niederschmetternden Statistiken (4,4 : 1,1 x Goals, 10:1 Schüsse aufs Tor) gaben die Unterlegenheit des BVB nur unvollständig wider.