BVB bleibt seiner Linie gegen Bremen treu Can-Geistesblitz leitet fünften Sieg in Serie ein

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Diese Lücke im Bremer Hochsicherheitssystem hätte kaum ein Geheimdienst dieser Welt erspäht. Emre Can und Julian Brandt benötigten dafür keinen verschlüsselten Code, ihnen reichte ein Blick aus den Augenwinkeln. Der BVB-Kapitän adressierte den Ball gefühlvoll hinter Werders Abwehrkette, wo sich Spion Brandt unbemerkt freigeschlichen hatte. Gefühlvoll hob der gebürtige Bremer in seinem 300. Bundesliga-Spiel das Spielgerät ins Tor. 1:0 für Borussia Dortmund. Die Erlösung nach 67 Minuten bemühten Anrennens.

Marius Wolf verpasst die BVB-Führung

Mit seinem siebten Scorerpunkt im siebten Bundesliga-Spiel hintereinander bestätigte Brandt seinen Trainer. Edin Terzic hatte am Donnerstag geschwärmt, er könne es „jeden Tag genießen“, mit seiner Nummer 19 zu arbeiten. Diese Freude teilten die BVB-Fans unter den 81.365 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park. Deren Zuversicht bestätigte sich: Ein Heimspiel unter Flutlichtspiel am Freitagabend hat der BVB seit 20 Jahren nicht mehr verloren. Drei Punkte und der vorübergehende Sprung an die Tabellenspitze standen oben auf der Wunschliste, dieses Ziel wurde erreicht.

Edin Terzic umarmt Julian Brandt.
BVB-Trainer Edin Terzic umarmt Matchwinner Julian Brandt. © dpa

Bis dahin war es ein beschwerlicher Weg, auf dem der BVB über weite Strecken seiner Linie treu blieb und spät belohnt wurde. Schon vor der Pause hatten das Publikum mehrfach den Torschrei auf den Lippen. Borussia Dortmund erspielte sich ein halbes Dutzend aussichtsreicher Torchancen. Am Ende fehlte dann entweder die Genauigkeit, oder Werder Bremens Torhüter Michael Zetterer war auf dem Posten. In der starken Anfangsphase knallte Donyell Malen wie so oft aus der Distanz den Ball aufs Tor (6.), bei der folgenden Brandt-Ecke flog der Kopfball von Marius Wolf knapp vorbei (7.).

BVB mit enormen Tempovorteilen

Doch nach der dominanten Anfangsphase gab die Elf von Trainer Edin Terzic zeitweise die Kontrolle wieder ab. Nicht immer stimmten die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, was dazu führte, dass die Borussen zu spät in die Zweikämpfe kamen. Es fehlte im Freitagsspiel nach der Länderspielphase mit teils weiten Reisen an Aktivität mit und ohne Ball, dazu herrschte Unstimmigkeit, wie hoch man Werder anlaufen und unter Druck setzen wollte. Bremen nutzte das für Ballbesitz, ließ aber jenseits der Mittellinie Zielstrebigkeit vermissen. Malen (10.) oder Felix Nmecha (14.) verhinderten bei Kontern der Gäste größere Gefahr.

Dann nutzte der BVB situativ seine enormen Tempovorteile auf fast allen Positionen häufiger aus. Als Dortmunds Pressingfalle endlich einmal zuschnappte, bot sich Marco Reus die größte Chance zur Führung: Niclas Füllkrug schaltete schnell um, Brandt überließ den Ball dem Ex-Kapitän. Dessen Flachschuss aus halblinker Position zischte knapp am rechten Pfosten vorbei (33.). Bremen stand im 5-3-2-System tief und dicht gestaffelt. Als sich dem aktiven Malen die nächste kleine Lücke bot, wehrte Zetterer seinen wuchtigen Versuch aus 14 Metern mit einem Reflex ab (45.).

BVB-Kapitän Can mit einem Geisteblitz

Mit breiterem Spielaufbau und permanenten Seitenverlagerungen versuchte der BVB dann, den Bremer Block zu zerbröseln. Dortmund erhöhte damit den Druck, schraubte den Ballbesitz nach oben und die Rückeroberungsdauer nach unten. Die Torgefahr stieg, auch ohne richtigen Flow im schwarzgelben Antriebsstrang. Malens Direktabnahme segelte nach perfekter Halbfeldflanke von Reus vorbei (53.). Mehr sprang dabei nicht heraus trotz bis dahin 12:2 Torschüssen.

Terzic brachte Giovanni Reyna und Ramy Bensebaini für den engagierten Reus und den unglücklichen Wolf (62.) für die Schlussphase. Als die ersten bangeren Blicke in Richtung Stadionuhr wanderten, hatte Kapitän Emre Can seinen Geistesblitz, Brandt vollendete mit einem hauchzarten Heber über Zetterer (67.). Dortmunds Schlussmann Gregor Kobel musste einmal gegen Justin Njinmah retten (80.), die Gastgeber ließen durch Nmecha (85.) und Reyna (89.) das 2:0 liegen. Es blieb beim verdienten 1:0-Sieg.

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