Mit mehr Glück als Geschick hat sich Borussia Dortmund ins Viertelfinale des DFB-Pokals gezittert. © dpa
Meinung
BVB bleibt ein komplizierter Fall: Blamage vermieden, Chancen vertan
Mit mehr Glück als Geschick zittert sich Borussia Dortmund ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Dieser BVB bleibt wohl auch in den kommenden Wochen ein komplizierter Fall. Jürgen Koers kommentiert.
16 Minuten gespielt im Achtelfinale des DFB-Pokals, Bundesligist Borussia Dortmund führt zu Hause gegen Zweitligist SC Paderborn mit 2:0 - wer da einen gemütlich-entspannten Fußballabend erwartet oder wie die BVB-Profis vorzeitig innerlich abgeschaltet hatte, sah sich kolossal ge- und enttäuscht. Der BVB erlaubte dem Außenseiter mit einem fahrlässigen Auftritt und fast unverzeihlicher Nachlässigkeit die Rückkehr in ein Spiel, das die Dortmunder voreilig abgehakt und die Gäste nie verloren gegeben hatten. Dass die Partie einen dramatischen Verlauf nahm, hatten sich die mutigen und tapferen Gäste verdient und die Schwarzgelben selbst eingebrockt. „Für die Zuschauer war es hoffentlich ein geiles Spiel, für uns war es sehr hart“, fasste es BVB-Ersatzkapitän Thomas Delaney passend zusammen.
BVB mit unfassbar unsouveräner Arbeitsweise gegen Paderborn
Im Gefühl der scheinbaren Überlegenheit verschleppten die Borussen das Tempo, ließen riesige Lücken auf dem Feld, führten die Zweikämpfe nur noch halbherzig, vertändelten mögliche Chancen zur Vorentscheidung und konnten sich nur kurz über das vermeintliche 3:1 durch Erling Haaland (90.+4) freuen - statt des Siegtreffers gab es auf der Gegenseite Strafstoß für den SCP, 2:2 (90.+7), Verlängerung. Eine Extraschicht als prompte Strafe für eine unfassbar unsouveräne Arbeitsweise mit der Konsequenz, dass die Borussen das Spiel aus der Hand gaben - und am Ende mit mehr Glück als Geschick ins Viertelfinale des DFB-Pokals einzogen. Die vermeintliche Abseitsstellung von Siegtorschütze Erling Haaland blieb auch eine Viertelstunde nach dem Abpfiff noch Thema von hitzigen Diskussionen mit SCP-Trainer Steffen Baumgart.
Bei Borussia Dortmund herrschte zu diesem Zeitpunkt maximale Erleichterung. Nach zwei Achtelfinal-Pleiten in den beiden Vorjahren haben es die Schwarzgelben unter die besten Acht geschafft, nach dem frühzeitigen Aus der Bayern in der Runde zuvor ist ein Titel weiter möglich. Das wichtigste, aber zugleich auch nüchternste Resultat dieses Abends.
Viel mehr Wundertüte, als der BVB im DFB-Pokal gezeigt hat, geht nicht
Zugleich müssen sich die Borussen hinterfragen, wieso sie auch in einer Partie mit idealen Voraussetzungen dermaßen aus der Bahn geraten. Warum sie auch innerhalb von 90 Minuten mindestens drei verschiedene Gesichter zeigen: anfangs souverän und kaltschnäuzig, dann verunsichert und zappelig, in der Verlängerung immerhin gewillt und wieder konzentrierter. Viel mehr Wundertüte geht nicht. Die Erklärungsmuster wiederholen sich, die Lösungsansätze greifen nur punktuell.
Chance vertan, das galt auch für einige Spieler aus der zweiten Reihe, die ihre Gelegenheit zur Eigenwerbung fatal verstreichen ließen. Wie ein Nico Schulz leistungsmäßig wieder den Anschluss an seine Arbeitskollegen herstellen soll, lässt sich nicht einmal mit äußerstem Wohlwollen erahnen. Bei Lukasz Piszczek, dem alten Strategen, fehlte die Spielpraxis und auch ein gutes Stück Wettbewerbstauglichkeit. Julian Brandt ließ einen weiteren Abend verstreichen, an dem er zu sich und seinem Spiel hätte zurückfinden können.
Keine Möglichkeit für Edin Terzic, die BVB-Profis zu schonen
Obendrein verstrich für Trainer Edin Terzic die Möglichkeit, Spieler zu schonen, Belastungen zu verteilen. So werden die Nachwehen dieser 120 Pokalminuten auch am Samstag beim SC Freiburg in den müden Muskeln stecken. Diese Dortmunder Mannschaft bleibt wohl auch in den kommenden Wochen ein komplizierter Fall.
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