Bundesliga-Topspiel

BVB beim 3:3 gegen Leipzig erst wie im Rausch - und dann verkatert

Der BVB zeigt im Topspiel gegen Leipzig in den ersten 45 Minuten berauschenden Fußball - und macht nach dem Seitenwechsel unfassbare Defensivfehler. Das 3:3 ist ein verschenkter Sieg.

Dortmund

, 17.12.2019 / Lesedauer: 3 min

Der Schock für den BVB: Patrik Schick (M.) trifft zum 3:3. © imago images/Revierfoto

Drei Ballberührungen wie Pinselstriche, dann zischte der Ball zur Vollendung des Gemäldes ins Netz. Julian Brandt konnte selbst kaum fassen, was für ein herrlicher Treffer ihm da gelungen war: Eine Pirouette auf engstem Raum, eine Links-Rechts-Links-Kombination wie von Zauberfüßen gesteuert, 2:0 für Borussia Dortmund nach 34 Minuten. Der BVB auf der Siegerstraße im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den Spitzenreiter RB Leipzig. Schwarzgelb mit Champagner-Fußball, die Gäste spielten bis dahin nur Brause.

Gulasci verliert die Orietierung, Weigl trifft zum 1:0

Wie der BVB in den ersten 45 Minuten gegen den hochgelobten Tabellenführer Ball und Gegner beherrschte, das imponierte und begeisterte auch die 80.200 Fans im ausverkauften Stadion-Viereck. Zur Bedeutung des Krachers brauchte es kein Liga-Tableau, sondern nur gesunde Ohren. Vom Anpfiff weg beklatschten die Zuschauer jeden gewonnenen Zweikampf gegen den ungeliebten Newcomer, bei jeder Anbahnung eines Konters stieg der Lärmpegel an.

Dortmund kontrollierte die Anfangsphase mit mehr Ballbesitz (58 Prozent), mehr Torschüssen (6:0) und der besseren Zweikampfquote (56 Prozent). Bei zwei Kopfbällen nach Ecken scheiterte Mats Hummels (2., 15.) nur knapp, dann die fällige Führung: Jadon Sancho, unverhofft mit freier Schussbahn, zielte zu unplatziert, im nächsten Versuch zog Julian Weigl vom linken Strafraumeck einfach mal ab. Leipzigs Torhüter Peter Gulasci ging bei dem satten Distanzschuss auf Tauchstation, verlor die Orientierung und lenkte den Ball ins Netz (23.).

Selbstvertrauen zeigt zunächst nur der BVB

Die Borussen fanden sich nicht nur in ihrem Wohlfühl-System mit Dreierkette gut zurecht, sie hatten auch die besseren Antworten in den Laufduellen, in den Zweikämpfen, in der Spielanlage und im Abschluss. Sattes Selbstvertrauen zeigte beim Aufeinandertreffen der Seriensieger (BVB: vier Pflichtspielsiege hintereinander - Leipzig: sechs Liga-Dreier am Stück) erst einmal nur die Heimmannschaft.

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Im Aufeinandertreffen der Taktik-Nerds auf den Trainerbänken lag Lucien Favre (62) klar vor Julian Nagelsmann (32). Nach einer guten halben Stunde musste RB das gegen den Ball praktizierte 4-3-3 aufgeben, Spielmacher Emil Forsberg bleib auch wegen fehlender Zuspiele in die Spitze blass und in der Halbzeit draußen. Die beste Offensive der Liga - Leipzig mit bis dato 42 Treffern - kam bis zur 45. Minute nicht einmal gefährlich vors Dortmunder Tor. Dann parierte Torhüter Roman Bürki noch zwei Kopfbälle von Yussuf Poulsen und Timo Werner (45.).

Ein übler Patzer von BVB-Torhüter Roman Bürki

Die Sprechchöre für den BVB-Keeper hallten bei Wiederanpfiff noch nach, da patzte der Schweizer übel: Sein Versuch, weit vor dem Tor einen Konter abzufangen, schlug fehl, RB-Torjäger Timo Werner schob aus 30 Meter mühelos flach ein (47.).

Plötzlich war Leipzig im Spiel und Dortmund hatte Glück, dass Marcel Halstenbergs Treffer wegen Abseits zurückgepfiffen wurde (50.). Brandt machte es dann Werner allerdings ganz einfach: Albtraum-Fehlpass in die offene Abwehr, in sieben Minuten hatte RB ausgeglichen (52.). Oder besser gesagt, die Borussen überreichten die Fahrkarte zurück ins Spiel mit freundlicher Einladung. Da spielte die Borussia die Brause. Zum Haareraufen!

Guerreiros Stellungsfehler leitet das 3:3 ein

Aber ein Knackpunkt? Mitnichten! Marco Reus über rechts, Sancho im Zentrum, ein Wackler: Dortmund schlug mit dem 3:2 zurück (55.). Nach zwei Siegen gegen den alten Spitzenreiter Mönchengladbach (1:0, 2:1) sollte nun auch RB Leipzig im Dortmunder Stadion fällig sein. Konterchancen durch Achraf Hakimi (64.) und Reus (67.) ließen die Borussen aus, Sancho musste mit Schmerzen im linken Oberschenkel vom Feld und wurde durch Lukasz Piszczek ersetzt (71.). Das Spiel stand Spitz auf Knopf, das Publikum kaute Fingernägel, Favre bejubelte sogar einen abgeblockten RB-Freistoß euphorisch (77.) und musste Sekunden später doch den erneuten Ausgleich schlucken.

Stellungsfehler von Raphael Guerreiro, Leipzigs Joker Patrik Schick sage Danke - 3:3 (78.). Der dritte unerzwungene Patzer, der den Gästen half. Dortmund blieb nach viel Spektakel ein Remis, das sich wie ein verschenkter Sieg anfühlte.