Der BVB spielt in den ersten Wochen sehr minimalistisch

Die Länderspiel-Phase ist Terzics Chance, endlich einmal durchzuatmen, bevor die Hatz noch unerbittlicher wird. Seit seiner Zusage an den BVB hat er die Saison akribisch vorbereitet, die Vorbereitung mit all ihren Rückschlägen durchgezogen und die ersten zehn Pflichtspiele hinter sich gebracht. Sein Fazit bis hierher: Die Punkteausbeute sei gut, sagt der 39-Jährige, „wir wollten unbedingt die 15 Punkte, und wir haben sie uns auch verdient“. Eher minimalistisch, eigentlich untypisch für den BVB – und Terzic gibt zu: „Mit den Leistungen war ich zu Beginn nicht zufrieden.“ Optimierungsbedarf und -potenzial gebe es ohnehin immer.

Terzic hat gespürt, dass es ein Balanceakt ist: einerseits die Defensive zu stabilisieren, worin ein Schwerpunkt der bisherigen Trainingsarbeit lag, „weil wir in der vergangenen Saison oft zwei, drei Tore schießen mussten, um Spiele zu gewinnen“. Andererseits den attraktiven Fußball spielen zu lassen, „in den wir uns alle einmal verliebt haben“. Offensiv, möglichst oft ein Spektakel für die Fans.

BVB-Trainer Terzic über Haller: „Ein Riesenschock für uns alle“

Dass in diesem Punkt noch Luft nach oben ist, bestreitet Terzic nicht. Die Frage, wie holprig der Start werden würde, wurde ihm ab Trainingstag eins permanent gestellt. Jetzt zählt er die Nackenschläge auf. Zu viele davon gab es schon in dieser frühen Phase der Saison, mit langwierigen Verletzungen wichtiger Spieler.

Über allem steht die schwere Erkrankung von Sebastien Haller. „Wir haben in Erling Haaland unseren Top-Torjäger verloren, wir haben richtig viel Geld in die Hand genommen, um einen Ersatz zu verpflichten. Doch der Rekordtransfer stand für uns noch nicht eine Minute auf dem Feld.“ Das ist der sportliche Teil, der ihn als Trainer natürlich beschäftigt. „Aber vor allem war da der menschliche Aspekt. Es war ein Riesenschock für uns alle.“

BVB-Trainer Edin Terzic sieht eine „Steigerung in vielen Abläufen“

Terzic mag nicht zu weit in die Zukunft blicken, „wenn ich nicht mal weiß, wer in zehn Tagen in Köln spielen kann“. Er mag auch nicht zur Konkurrenz aus dem Süden blicken, die ja gerade schwächelt. Dann müsse der BVB doch da sein? Für diese Sichtweisen hat der Trainer Verständnis, „aber wir vergleichen uns nur mit uns selbst am gestrigen Tag. Wo waren wir, wo wollen wir hin?“

Gibt es Optimierungsbedarf nach einem Sommer-Transferfenster, in dem der BVB zehn Spieler abgab und eben so viele hinzuholte? „Natürlich“, sagt Terzic mit einem leichten Grinsen. Wer erwartet hat, dass der 39-Jährige ein paar Wünsche äußert, wird enttäuscht. „Ich beziehe das auf die Arbeit mit dem Kader, den ich habe.“ Und da sieht Terzic Erfolge der eingeleiteten Maßnahmen: „Ich erkenne eine Steigerung in vielen Abläufen, ich erkenne eine Entwicklung der Jungs, die hier sind.“

Edin Terzic will beim BVB strategisch und nachhaltig arbeiten

Am Ende soll das natürlich möglichst weit nach oben führen. Terzic weiß um die Sehnsüchte, sie stecken ja auch in ihm selbst. „Ihr könnt Euch sicher sein, dass wir uns nichts mehr wünschen, als Deutscher Meister zu werden“, sagt er. Er sei auch sicher, dass der BVB Meister werde. „Ich weiß nur nicht, wann!“

Da kommt der Fußball-Romantiker in Terzic an die Oberfläche, der strategisch und nachhaltig arbeiten möchte, was oft im Widerspruch zur Kurzlebigkeit in der unerbittlichen Welt des Profifußballs steht. Wann die Saison ein Erfolg wäre? „An Punkten kann ich das nicht festmachen“, sagt Terzic, „ich wäre glücklich, wenn die Leute sagen, dass sie es nicht erwarten können wiederzukommen.“ Auch dafür gibt es viel Applaus.