BVB-Akteur Julian Weigl zur Meisterschaft: Das ist nach wie vor unser Ziel
Borussia Dortmund
Julian Weigl und Nico Schulz nahmen beim BVB-Fantalk kein Blatt vor den Mund und redeten unter anderem über die aktuelle Schwächephase sowie Konfliktpotenzial im Spiel gegen Inter Mailand.
Die bisherige Saison von Borussia Dortmund läuft nicht zufriedenstellend. Daraus macht auch BVB-Mittelfeldakteur Julian Weigl beim Fantalk „Sach doch ma! – Fans fragen, Spieler antworten“ im Signal Iduna Park gar keinen Hehl. „Wir haben viel Luft nach oben. Natürlich waren die vergangenen Spiele nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben“, so Weigl.
Allerdings beträgt der Abstand auf Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach auch nur vier Punkte. Deswegen ist für Weigl klar: „Wir wollen um die Meisterschaft mitspielen, das ist nach wie vor unser Ziel.“

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Damit das klappt und die Resultate wieder stimmen, müssen in den nun folgenden schweren Spielen Siege her. „Dann können wir auch wieder mehr über unsere Ziele reden. Jetzt ist es erst einmal wichtig, eine Antwort auf dem Platz zu geben“, so Weigl, der persönlich darauf hofft wieder „Stammspieler zu sein und gebraucht zu werden“ - und das am liebsten im defensiven Mittelfeld, denn da spielt der 24-Jährige am liebsten.
„Davon mache ich noch zu wenige, daran arbeite ich täglich“
Die aktuelle Schwächephase ist den BVB-Spielern bewusst, keiner beschönigt die Situation. Trotzdem mahnt Weigl zur Geduld. „Ich finde, wir haben mit den Neuzugängen viel Qualität und Erfahrung dazugeholt. Aber wir müssen alle noch zusammenfinden, es fehlen noch Automatismen. Das wird mit Sicherheit noch kommen“.
Auch in seinem eigenen Spiel sieht Weigl noch Verbesserungspotenzial, vor allem bei den Pässen nach vorne. „Der Trainer fordert auch von mir, mal nach vorne zu gehen, zu dribbeln und die Pässe vor der Torvorlage zu spielen. Davon mache ich noch zu wenige, daran arbeite ich täglich.“

Im Spiel nach vorne will sich Julian Weigl noch verbessern. © imago images / Kirchner-Media
Jemand, der hingegen mit einer gehörigen Portion Offensivpower ausgestattet ist, ist Nico Schulz, welcher gegen seinen Ex-Verein Borussia Mönchengladbach sein Comeback nach Verletzungspause feiern könnte. „Ich trainiere wieder voll mit der Mannschaft, bis jetzt hat der Fuß gehalten. Ob es für Samstag reicht, wird man sehen aber ich fühle mich gesund“, so der Linksverteidiger, der für Trainer Lucien Favre somit eine weitere Alternative für den Kader ist.
Dass der Schweizer Übungsleiter eher ein ruhiger Trainer an der Seitenlinie ist, sieht Schulz übrigens nicht als Problem an. Sowohl ein lauter Trainer, „der draußen rumfuchtelt und schreit“ habe Vorteile, denn er könne so einen Spieler pushen. Allerdings „kann das einen Spieler auch verunsichern. Da reagiert jeder anders drauf. Wenn du einen ruhigen Trainer hast, gibt er dir das Vertrauen, dass alles gut läuft. Es gibt sehr gute Trainer von beiden Arten“, so Schulz.
Nico Schulz wollte als Kind immer Polizist werden
Bei der Veranstaltung im Signal Iduna Park, die nach der Premiere im vergangenen Jahr zum zweiten Mal stattfand, stellten sich die beiden BVB-Kickern aber nicht nur Fragen zur aktuellen sportlichen Misere. Vielmehr feuerten die Fans ein wahres Fragen-Potpourri auf die Profis ab.
Was die beiden heute machen würden, wenn sie keine Fußballer geworden wären, wollte ein Fan wissen. Während Weigl „etwas mit Menschen“ gemacht hätte, wollte Schulz als Junge immer Polizist werden. Doch schon mit 16 habe er alles auf eine Karte gesetzt, kurz danach das Abitur abgebrochen. Eine mutige Entscheidung.

Der Offensivdrang von Nico Schulz könnte dem BVB in den kommenden Wochen gut tun. © picture alliance/dpa
„Aber ich würde es immer wieder so machen. Ich liebe diesen Sport und bin stolz darauf, dass es so gekommen ist.“ Denn der Weg führte ihn zum BVB und somit in das größte Stadion Deutschlands. Das Gefühl vor der Südtribüne aufzulaufen sei „unfassbar. Diese Fans im Rücken zu haben, das pusht einen noch einmal nach vorne. Diese Stimmung im Stadion ist einmalig in Deutschland“, so Schulz, der beim BVB die Rückennummer 14 trägt, weil im Jahr 2014 eines seiner Kinder geboren ist.
Gegen Inter Mailand kommt es zum Konflikt im Hause Schulz
Dieses berauschende Gefühl will Schulz auch in der Champions League spüren. Da ist der nächste Gegner im heimischen Stadion Inter Mailand - eine besondere Partie für Schulz. Denn obwohl das erste Trikot von Nico Schulz eins vom AC Mailand war, beflockt mit Verteidiger-Legende Paolo Maldini, war seine „Lieblingsmannschaft immer Inter Mailand. Mein Vater ist Italiener und ein riesiger Inter-Fan. Er ist immer zu allen Spielen gefahren und hat es so auch an mich weitergetragen“.
Einen Konflikt zu Hause erwartet der deutsche Nationalspieler trotzdem nicht. „Ich bin mir sicher, mein Vater drückt uns im Spiel gegen Inter die Daumen.“
Julian Weigl absolvierte seine ersten Schritte im Profifußball bei 1860 München. So ist es wenig verwunderlich, dass die Blauen aus München auch sein Lieblingsverein in der Kindheit waren.

Sven Bender spielte wie Julian Weigl auch einst bei 1860 München. © imago sportfotodienst
Besonders ein späterer Mannschaftskollege hatte es ihm angetan. „Zu den Bender-Zwillingen habe ich aufgeschaut. Sie haben bei 1860 auch auf meiner Position gespielt und ich habe dann eine ähnlichen Weg eingeschlagen wie Sven Bender, mit dem ich in Dortmund noch zusammengespielt habe.“ Aus Vorbild sei so sein Mitspieler geworden, so Weigl.
Wie Schmelzer mit der Situation umgeht, „davor ziehe ich meinen Hut“
Mittlerweile ist Weigl aber schon seit 2015 in Dortmund und somit ein echter Dortmunder geworden. Spätestens mit dem ersten Derbysieg vor heimischen Publikum, das Weigl als sein schönstes Spiel der Karriere in Erinnerung hat, ist der Mittelfeldspieler beim BVB angekommen. „Wir haben 3:1 gewonnen, da habe ich gewusst, was ein Derbysieg hier ist. Das war schon geil.“

Julian Weigl und Marcel Schmelzer haben sich in schwierigen Zeiten schon oft unterstützt. © imago/Kirchner-Media
Doch nicht immer lief es für Weigl beim BVB prächtig. Sowohl extrem positive als auch negative Zeiten hat er durchgemacht - wie aktuell auch Marcel Schmelzer, der von Lucien Favre häufig nicht einmal in den Spieltagskader berufen wird.
„Ich habe in der vergangenen Saison in der Hinrunde wie Schmelle auch, wenig gespielt. Da haben wir unser Leid geteilt und uns gegenseitig aufgemuntert“, so Weigl. Schmelzer sei ein „unglaublich positiver Mensch und ein herausragender Sportsmann, der in jedem Training alles gibt. Wie er mit der Situation umgeht, davor ziehe ich meinen Hut“.
Eine Aussage, die untermauert, dass Weigl den Mannschaftsgedanken bei Borussia Dortmund vorlebt. Denn auf die Frage, wie er den BVB in einem Wort beschreiben würde, antwortet Weigl kurz und knapp „Zusammenhalt“.
Und für Schulz ist es bereits jetzt eine „Herzensangelegenheit“.