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Bundesliga im Corona-Würgegriff: Fan-Vertreter geben kein gutes Bild ab
Kommentar
Die Bundesliga befindet sich weiterhin im Würgegriff der Corona-Pandemie. Während die DFL auf eine einheitliche Linie setzt, geben die Fan-Vertreter kein gutes Bild ab.
Der Vier-Punkte-Plan, mit dem der deutsche Profifußball einer schrittweisen Rückkehr der Fans in die Stadien den Boden bereiten will, ging in der Abstimmung am Dienstag beim außerordentlichen Zusammentreffen der 36 Erst- und Zweitligisten wie erwartet ohne Probleme durch. Beim ein oder anderen zwar vielleicht nicht ohne die sprichwörtlich geballte Faust in der Tasche. Aber Christian Seifert, dem Chef der deutschen Fußball-Liga (DFL), ist es gelungen, die Vereine trotz verschiedenster Interessenlagen auf eine einheitliche Linie einzuschwören. Das war die Grundvoraussetzung, um bei der Politik mit einigermaßen guten Erfolgsaussichten vorstellig werden zu können.
Bundesliga-Klubs mussten in der Pandemie Demut lernen
Die Kuh ist damit aber längst nicht vom Eis. Über die endgültige Zulassung von Fans und die letztliche Anzahl wird an höherer Stelle entschieden, die Liga hat diese Befugnisse nicht. Sie musste in der Pandemie Demut lernen und auch, die Abhängigkeit von politischen Entscheidungsträgern zu akzeptieren.
Die Sommerpause hat an diesem Status nichts geändert. Und es hat nicht lange gedauert, bis mit wieder steigenden Infektionszahlen die Stimmen derer schon wieder lauter geworden sind, die generell in Frage stellen, ob eine Rückkehr von Fans überhaupt zu verantworten ist.
BVB könnte weiteren Millionen-Fehlbetrag verkraften
Die Klubs stecken also weiter im Würgegriff der Corona-Pandemie. Egal, ob ohne oder mit wenigen Fans: Die Luft zum Atmen wird angesichts der nicht absehbaren Entspannung für einige weiter knapp bleiben. Ein Verein wie Borussia Dortmund kann mit einem Eigenkapital von annähernd 350 Millionen Euro einen weiteren Jahresfehlbetrag in deutlich zweistelliger Millionenhöhe vielleicht verkraften. In dieser Kategorie bewegen sich allerdings nur noch der FC Bayern und mit Abstrichen die noch vergleichsweise gut aufgestellt „Werksklubs“ wie Leverkusen oder Wolfsburg. Bei den meisten anderen, wo es dieses komfortable Polster nicht gibt, wird eine weitere Saison im Zeichen der Pandemie die nächsten große Narben hinterlassen.
Und die, um die es geht? Sie geben leider kein besonders gutes Bild ab. Die Interessengemeinschaft „Unsere Kurve“, hat sich im März gegen Geisterspiele ausgesprochen, findet jetzt aber auch eine schrittweise Rückkehr von Fans nicht gut. Weil „das Ausleben von Fankultur“ mit Abstandsregeln und Maskenpflicht nicht möglich sei, wie es in einem Positionspapier heißt. Ganz oder gar nicht, folgern die Fan-Vertreter, doch mit dieser Schwarz-Weiß-Sicht stehen sie ziemlich isoliert da. „Normalität“ in den Fußball-Stadien wird erst dann wieder möglich sein, wenn Corona endgültig besiegt ist. Das sollten alle begriffen haben.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
