Bombenleger früh im Fokus - Kein schnelles Geständnis

Anschlag auf BVB

Viele Details des Sprengstoffanschlags auf den BVB-Teambus sind auch nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters noch ungeklärt - auch wenn die Ermittler den Verdächtigen schnell im Visier hatten. Der 28-jährige Sergej W. war vor seiner Festnahme einige Tage beobachtet worden, um genug Beweise für einen Haftbefehl zu sammeln. Doch gestanden hat er den Anschlag auf den Mannschaftsbus bislang nicht.

BERLIN

22.04.2017, 08:23 Uhr / Lesedauer: 2 min
Herkunft und Art des verwendeten Sprengstoffs sind bislang nicht ermittelt.

Herkunft und Art des verwendeten Sprengstoffs sind bislang nicht ermittelt.

Nach dem Sprengstoffanschlag auf den BVB-Teambus ist die Polizei dem mutmaßlichen Bombenleger schon sehr früh auf die Spur gekommen. Dennoch sei der Verdächtige vor seiner Festnahme noch einige Tage heimlich beobachtet worden, um ausreichend Beweise zu sammeln. BKA-Präsident Holger Münch widersprach zugleich Berichten, der gefasste Sergej W. habe die Tat unmittelbar nach seiner Festnahme gestanden.

"Er hat sich nicht eingelassen"

"Nein, er hat sich nicht eingelassen", sagte Münch im "heute journal". Der Verdächtige hat nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft aus Habgier gehandelt: Demnach hat er an der Börse auf massive Kursverluste der BVB-Aktie spekuliert. Anhaltspunkte für Helfer und Mittäter gebe es nicht, sagte Behördensprecherin Frauke Köhler.  

#Richtigstellung des #BKA zum #Anschlag auf #BVB Bus: Beschludigter legte bei Festnahme kein Geständnis ab. pic.twitter.com/pmNPtTzG7l

— Bundeskriminalamt (@bka)

Dem Verdächtigen wird versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Der in Freudenstadt im Schwarzwald wohnende Mann hat die deutsche und die russische Staatsangehörigkeit und war seit Mitte 2016 als Elektriker in einem Tübinger Heizwerk tätig.

Herkunft und Art des verwendeten Sprengstoffs sind bislang nicht ermittelt. In den vergangenen Tagen gab es Spekulationen, er könnte aus Bundeswehrbeständen stammen. Nach dpa-Informationen hatte Sergej W. von April bis Dezember 2008 seinen Grundwehrdienst geleistet.

Drei verschiedene Derivate erworben

Wieviel Geld der Verdächtige im Fall des Anschlags auf den BVB-Mannschaftsbus maximal an der Börse hätte gewinnen können, ist noch nicht klar. Das werde noch berechnet, sagte Köhler. Der 28-Jährige habe drei verschiedene Derivate auf die Aktie von Borussia Dortmund erworben - die meisten davon am Tag des Angriffs.

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Unklar ist auch, wie viel er investiert hat. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft nahm er für den Kauf der Derivate einen Verbraucherkredit in Höhe von mehreren Zehntausend Euro auf. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) erklärte: „Der Täter hat nach meinem jetzigen Stand 79 000 Euro investiert.“ Sicher ist: Je tiefer die Aktie des Fußballvereins gefallen wäre, desto höher wäre der Gewinn des Festgenommenen ausgefallen.

Erster deutscher Sportverein an der Börse

Der BVB war im Jahr 2000 als erster deutscher Sportverein an die Börse gegangen. Der Kauf der Derivate wurde den Angaben zufolge über einen Internetanschluss des Mannschaftshotels abgewickelt, in dem der Tatverdächtige bereits am 9. April, zwei Tage vor der Tat, ein Zimmer bezogen hatte - mit Blick auf den späteren Anschlagsort.

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Festnahme eines Tatverdächtigen in Rottenburg.© Foto: dpa
Festnahme eines Tatverdächtigen in Rottenburg.© Foto: dpa
Festnahme eines Tatverdächtigen in Rottenburg.© Foto: dpa
Festnahme eines Tatverdächtigen in Rottenburg.© Foto: dpa
Festnahme eines Tatverdächtigen in Rottenburg.© Foto: dpa
Festnahme eines Tatverdächtigen in Rottenburg.© Foto: dpa
Festnahme eines Tatverdächtigen in Rottenburg.© Foto: dpa
Festnahme eines Tatverdächtigen in Rottenburg.© Foto: dpa
Schlagworte Borussia Dortmund

Am Dienstag vergangener Woche explodierten vor dem Champions-League-Spiel der Dortmunder gegen den AS Monaco drei Sprengsätze nahe dem Mannschaftsbus. Die BVB-Spieler waren kurz zuvor mit ihrem Bus vom Mannschaftshotel zum Stadion losgefahren. Bei der Explosion wurde der Abwehrspieler Marc Bartra schwer verletzt. Ein Motorradpolizist erlitt ein Knalltrauma. Das Spiel wurde wegen des Anschlags um einen Tag verschoben.

Drei gleichlautende Bekennerschreiben

Die Ermittler versuchten zunächst, Schlüsse aus drei gleichlautenden Bekennerschreiben zu ziehen, in denen ein islamistisches Motiv für den Anschlag behauptet wird. Die Schreiben waren am Tatort gefunden worden.

Von dpa

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