Bei BVB-Youngster Kamara stehen Zeichen auf Trennung Das hat den Durchbruch verhindert

BVB-Pechvogel Abdoulaye Kamara muss sich beweisen: Im Sommer stehen die Zeichen auf Trennung
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Erling Haaland ist bester Laune. Mehrfach hat er im Training von Borussia Dortmund getroffen und macht nun seine Faxen. Der Norweger reißt die Arme in die Höhe, ruft mehrfach „What a signing“ und zeigt auf Abdoulaye Kamara, der ihm einige seiner Treffer aufgelegt hat. Haaland klopft ihm anerkennend auf die Brust. Es ist die erste Einheit des soeben frisch verpflichteten Franzosen, der im Juli 2021 mit gerade mal 16 Jahre beim BVB als Wette auf die Zukunft gilt.

BVB-Comeback gegen Preußen Münster möglich

Gute zweieinhalb Jahre später ist von der anfänglichen Euphorie nicht viel geblieben. Kamara und die Borussia, sie passen auch im dritten Vertragsjahr des mittlerweile 19-Jährigen nicht so recht zusammen. Geht es nach den Dortmundern, endet deshalb die Zusammenarbeit im Sommer, auch wenn das Arbeitspapier des Mittelfeldspielers noch bis 2025 Gültigkeit besitzt.

Bis dahin soll Kamara bei der U23 in der 3. Liga zeigen, was in ihm steckt und sich dadurch für andere Vereine empfehlen. Ballsicherheit gepaart mit einer hohen Passqualität zeichnen ihn aus. An guten Tagen besticht Kamara durch energische Balleroberungen und das Kreieren von Umschaltmomenten. „Abdou ist ein Stratege im Mittelfeld, hat viel Ruhe am Ball“, lobt BVB-Trainer Jan Zimmermann im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

Dass durchaus Potenzial in ihm schlummert, hat der Franzose immer wieder aufblitzen lassen, aber nie nachhaltig unter Beweis stellen können. Für das Nachholspiel der BVB-U23 am Dienstag (19 Uhr) im Stadion Rote Erde gegen Preußen Münster dürfte Kamara zumindest wieder für den Kader nominiert werden. Es wäre sein erstes Drittliga-Spiel seit dem 16. Dezember, als er beim 2:1-Sieg gegen Halle in der 82. Minute eingewechselt wurde.

Hohe BVB-Ausfallquote

„Abdou muss körperlich noch fitter werden. Mehr als ein Kurzeinsatz ist noch nicht drin“, dämpft Trainer Zimmermann allerdings allzu hohe Erwartungen. Denn zuletzt hat den 19-Jährigen mal wieder eine Verletzung zurückgeworfen. Mitte Dezember hatte er sich einen Muskelfaserriss zugezogen, der auch einen möglichen Abgang im Winter durchkreuzte.

Abdoulaye Kamara zupft an seinem Leibchen.
Zu oft nur in der Zuschauerrolle: BVB-Youngster Abdoulaye Kamara. © IMAGO/Thomas Bielefeld

Seine Verletzungsanfälligkeit ist auch sein größtes Problem. Seit seiner Ankunft in Dortmund brachten Kamara sieben Verletzungen aus dem Rhythmus. Die Ausfall-Historie, die das Portal „transfermarkt.de“ auflistet, ist umfassend. Im Premierenjahr kam er mit eine Knöchelverletzung (31 Tage) noch vergleichsweise glimpflich davon. In der zweiten Saison brachten ihn eine kleinere Blessur (14), ein Innenbandriss im Knie samt Reha in Frankreich (91) sowie eine Knieverletzung (50) aus dem Tritt. Und auch in dieser Spielzeit setzten ihn Adduktorenbeschwerden (26), eine weitere Knieverletzung (18) und jüngst ein Muskelfaserriss (27) außer Gefecht.

BVB-Youngster Kamara gilt als schwieriger Charakter

Von seinen bis heute 936 Tagen bei Borussia Dortmund stand Kamara damit 257 Tage verletzungsbedingt nicht zur Verfügung, das macht einen Anteil von 27,5 Prozent. Hinzu kommt die Zeit bis zur endgültigen Rekonvaleszenz, innerhalb derer der Franzose auch im Training nicht voll einsatzfähig war. Seine enorm hohe Ausfallrate stand dem Durchbruch bei Schwarzgelb ebenso im Weg wie sein Wesen.

Abdoulaye Kamara führt einen Zweikampf.
In der laufenden Saison kam Abdoulaye Kamara (rechts), hier im Zweikampf mit Dariusz Stalmach, auch im Gruppenspiel beim AC Mailand für die BVB-U19 in der Youth League zum Einsatz. © IMAGO/Patrick Ahlborn

Kamara gilt als eigenwilliger Typ, eckte aufgrund seines schwierigen Charakters teamintern beim BVB auch schon einige Male an. Allerdings – auch das ist im Klub zu hören – hat es die Borussia wohl auch versäumt, den extrem jungen, fernab der Heimat von der Familie getrennten Franzosen angemessen sorgsam zu betreuen. Zu Beginn seiner Zeit in Dortmund bildete er gemeinsam mit Kamal Bafounta und Soumaila Coulibaly eine Art „French Connection“. Seit beider Weggang aber ist der Mittelfeldspieler ziemlich isoliert. Hinzu kommt die Sprachbarriere.

BVB-Trennung im Sommer wahrscheinlich

Trotz regelmäßiger Teilnahmen am Profi-Training von Edin Terzic hat sich der Traum vom ersten Bundesliga-Einsatz für Abdoulaye Kamara bislang nicht erfüllt, ist der Durchbruch verwehrt geblieben. Die Hoffnungen, dass sich das noch ändert, tendieren beim BVB gen Null. Eine Trennung im Sommer scheint daher für beide Seiten die beste Lösung, sofern sich ein Abnehmer findet.

Kamaras Marktwert wird aktuell auf 1,5 Millionen Euro taxiert. Im August vermeldete die französische „L’Equipe“ ein angebliches Interesse von Juventus Turin. Die Italiener seien bereit, vier Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Doch die ebenso überraschende wie lukrative Offerte erwies sich als Luftschloss.

Seither kam der 19-Jährige für Borussia Dortmunds U23 in der 3. Liga in elf Begegnungen zum Einsatz und brachte es auf gerade 324 Minuten. Viermal spielte er von Beginn an, kein einziges Mal über die vollen 90 Minuten. Die Wette auf die Zukunft, die im Juli 2021 so vielversprechend schien, ist nicht aufgegangen. Daher soll im Sommer ein vorzeitiger Schlussstrich unter die für beide Seiten unbefriedigende Verbindung gezogen werden.

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