Bayer Leverkusen setzt auf enorme Kompaktheit

Taktikanalyse des BVB-Gegners

In der Hinrunde wurde Leverkusens 4-2-2-2-System von Borussia Dortmund geknackt. Das Rückspiel am Sonntag (15.30 Uhr) könnte dennoch eine "Schlacht der Kompaktheit" werden. Der BVB-Gegner in der Taktikanalyse.

DORTMUND

von Martin Rafelt (spielverlagerung.de)

, 20.02.2016, 18:50 Uhr / Lesedauer: 2 min
Zentraler Spieler bei Bayer: Abwehrchef Ömer Toprak (r.).

Zentraler Spieler bei Bayer: Abwehrchef Ömer Toprak (r.).

1.) Wie agiert Leverkusen gegen den Ball?

Roger Schmidt legt viel Wert darauf, dass sein System ein 4-2-2-2 ist, in dem es keine Flügelstürmer, sondern zwei Zehner gibt. Zwar agieren die beiden äußeren Mittelfeldspieler bedeutend breiter als die zentralen Spieler, aber auch wesentlich enger als der klassische Flügelspieler im 4-4-2-System. Die Idee dahinter ist, eine enorme Kompaktheit zu erzeugen.  

So sind die Abstände zwischen den Offensivspielern im Pressing geringer als bei anderen Mannschaften. Dadurch wird der Gegner auf die Flügel geleitet und dann äußerst intensiv zugeschoben. Die Zehner verschieben dabei bis in die ballnahe Feldseite hinein. Die ballferne Seite ist dann offen. Bei Verlagerungen rückt aber nach Möglichkeit der Außenverteidiger weit heraus.

 

2.) Wie agiert Leverkusen mit dem Ball?

Auch mit dem Ball hat die natürliche Kompaktheit des 4-2-2-2-Systems Vorteile. Die Leverkusener haben zwar relativ wenig Raum zum Passspiel, dafür kürzere Wege und bessere Verbindungen untereinander. So brauchen sie weniger Zeit für Positionswechsel und können die gegnerischen Zuordnungen und Orientierungspunkte durcheinander bringen. Dafür bewegen sich die Stürmer sehr viel aus dem Sturmzentrum heraus, während die Zehner immer wieder diagonale Kreuzbewegungen zeigen. Zudem gibt es sehr viele Läufe in die Tiefe hinter die gegnerische Abwehr.

In der Folge kann Bayer auch schneller und überraschender kombinieren als die meisten Teams mit vielen Ablagen, kurzen Dribblings und Doppelpässen. Aus diesen Kombinationen unternehmen sie immer wieder risikoreiche Durchbruchsversuche. So wird viel Druck auf den gegnerischen Defensivblock gemacht.

 

3.) Auf welchen Spieler muss der BVB besonders achten

Für das risikoreiche Pressing und das vertikale Offensivspiel ist Ömer Toprak ein sehr wichtiger Akteur, da seine Qualitäten beides erst ermöglichen. Wenn das Pressing mal überspielt wird, müssen die Innenverteidiger viel Raum verteidigen.

Toprak hat das Tempo dafür und ist mittlerweile äußerst stabil in Klärungsaktionen. Außerdem sind seine Vertikalpässe wichtig, um das Spiel möglichst schnell in den Offensivblock zu bekommen. Für eine längere Ballzirkulation fehlt es Leverkusen ein wenig an Mechanismen.

 

4. Wo liegen die Chancen für den BVB?

Im Hinspiel war der wichtigste Punkt, dass es den Dortmundern gelang, auch innerhalb der gegnerischen Kompaktheit noch Zeit am Ball herauszuspielen. Besonders Julian Weigl bewegte sich sehr geschickt in den Zwischenräumen und ließ sich nicht isolieren. So konnte dann häufig Leverkusens erste Pressingwelle mit gezielten Pässen und Verlagerungen überspielt werden.

Normalerweise möchte Bayer die kontrollierte Spieleröffnung so ersticken, dass nur Risikopässe und Befreiungsschläge möglich sind. Wenn ihnen das nicht gelingt, bieten sie viel Raum für schnelle Angriffe. Auch die technischen Fähigkeiten von Hummels, Kagawa und Gündogan waren wichtig, um Leverkusens Druck zu entgehen. Mit Sahin ist nun ein weiterer Spieler verfügbar, der den Ball schnell kontrollieren und weit verlagern kann.

Auf Intensitätsduell einlassen

Im Hinspiel waren die Abstände und die Intensität bei Bayer jedoch auch auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau. Das Rückspiel dürfte noch umkämpfter werden. Die Borussen müssen sich auf das Intensitätsduell einlassen und ihre eigene Kompaktheit ins Spiel bringen. Wenn im 4-3-3 die Flügelspieler ins Zentrum schieben, gibt es dabei auch gewisse Ähnlichkeiten zum System der Leverkusener.

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