Andrey Yarmolenko lässt die Fans Dembele vergessen
BVB-Neuzugang überzeugt
Drei Torvorlagen nach drei Bundesliga-Spielen, dazu das Traumtor beim 1:3 in Tottenham - Andrey Yarmolenko hat nicht lange gebraucht, um sich in einer neuen Umgebung und einem neuen Klub zurechtzufinden. Sorgen, Borussia Dortmund habe langfristig an dem Verlust von Ousmane Dembele zu knacken, haben sich in Windeseile zerstreut.

Mergim Mavraj und der HSV hatten mit Andrey Yarmolenko alle Hände voll zu tun.
Wo die Prioritäten einiger weiblicher Fans liegen, das brachte eine BVB-Anhängerin bei Twitter zum Ausdruck. "Er spielt so gut, wie er aussieht!", hieß es da, garniert mit ein paar Herzchen. Gemeint war Andrey Yarmolenko. Borussia Dortmunds Last-Minute-Transfer, er wusste auch in seinem vierten Pflichtspiel zu beeindrucken.
Seinem Gegenspieler Gotoku Sakai gab der Ukrainer auf der rechten Seite mehr als ein Rätsel auf. Entnervt nahm HSV-Trainer Markus Gisdol seinen Kapitän schon kurz nach der Pause vom Feld. Yarmolenko hatte den Japaner bisweilen schwindelig gespielt, und nicht nur der perfekte Schlenzer-Pass auf Pierre-Emerick Aubameyang, der per Kopf danach den Außenpfosten traf, war sehenswert. Yarmolenkos Vorarbeit vor dem 0:2 war nicht minder schön, die Szene entschied die Partie in einer Phase, in der der HSV die ein wenig im Verwaltungsmodus agierende Borussia noch einmal attackieren wollte, in der die Hanseaten eine Chance auf den Ausgleich witterten.
Hartnäckigkeit zahlt sich aus
Bei der Dembélé-Nachfolge auf einen gestandenen Fußballer zu setzen, scheint sich als goldener Griff der BVB-Vereinsführung zu erweisen, auch wenn man mit Lobeshymnen nach nur wenigen Wochen bestimmt noch vorsichtig umgehen sollte. Erst im dritten Anlauf konnte Sportdirektor Michael Zorc den Transfer realisieren, die Hartnäckigkeit hat sich schon bezahlt gemacht.
Auch in der Mannschaft wurde die Verpflichtung des 27-Jährigen mit Wohlwollen registriert. Was für einen Spielertypen Borussia Dortmund bekommen würde, das konnten Ömer Toprak und Nuri Sahin noch vor dem ersten gemeinsamen Training erahnen. Als die Türkei im WM-Qualifikationsspiel gegen die Ukraine mit 0:2 unterlag, schoss Yarmolenko beide Treffer. „Er ist ein guter Typ, es macht auch als Abwehrspieler Spaß, ihm zuzuschauen“, lobte Toprak, schob aber grinsend hinterher: „Vorausgesetzt, man muss nicht gegen ihn spielen.“
Einer wie Robben
In seiner Art erinnert der Ukrainer an Arjen Robben. Ein Linksfuß auf der rechten Seite, der gern nach innen zieht und einen guten Abschluss hat, der aber auch den Weg über die Außenbahn sucht und mit rechts sehr ordentlich flanken kann. Sahin brachte aber noch einen anderen Punkt an, der dem mit vielen jungen Spielern gespickten Kader der Borussia gut tun werde. Sahin erzählte, wie er vor dem Spiel bei Tottenham in der Kabine auf Yarmolenko zugegangen sei und ihm gesagt habe, er solle „einfach cool“ bleiben. „In dem Moment sah er mich an, und ich dachte, das gleiche wollte er dir bestimmt jetzt auch gerade sagen.“ Yarmolenko sei „ein Mann. Besser kann man das nicht beschreiben.“
Wer wollte, konnte das auch als kleinen Seitenhieb auf Ousmane Dembélé verstehen. Der ist zwar auch schon volljährig, aber in diesem Punkt unbestritten noch lange nicht so weit wie Andrey Yarmolenko. Kaum drei Wochen in Dortmund, hat Andrey Yarmolenko schon viele Bedenken zerstreut. Und sich mit seinem perfekten Start jede Menge Selbstvertrauen für den heißen Herbst geholt. „Er wollte die Herausforderung, jetzt den nächsten Schritt bei einem großen Klub zu machen“, erzählte Sahin. Yarmolenko hat keine lange Anlaufzeit gebraucht, um nachziweisen, dass er seine Ablöse wert ist.