Lucien Favre vermisst in Hannover Ballkontrolle und effizientes Aufbauspiel. Für einen ist dennoch kein Platz. Mario Götze erlebt die zweiten 90 Minuten nacheinander auf der Bank.

Hannover

, 01.09.2018, 00:58 Uhr / Lesedauer: 2 min

Favre ist niemand, der ein Blatt vor den Mund nimmt und keiner, der Dinge schönreden will, die offenkundig nicht gut gelaufen sind. Und auch diesmal fiel die Analyse klar und deutlich aus. Der Schweizer zählte nach dem ersten torlosen Auftritt seiner Mannschaft in dieser Saison die Defizite schonungslos auf: Seine Mannschaft sei „nicht gut“ bei der Balleroberung gewesen, „und wenn wir den Ball hatten, haben wir ihn viel zu schnell wieder verloren.“ Generell wünsche er sich „mehr Ballbesitz“ und weniger überhastete Aktionen, die zu den erwähnten schnellen Ballverlusten geführt hätten.

„Es war eine intensive Partie“

Unbewusst hatte Favre damit die Brücke zu Mario Götze geschlagen. Götze hat seine Stärken eben in diesen Bereichen: Sicherheit und Ruhe am Ball, der klare Blick für freie Mitspieler auch unter Druck. Als aber bei Hannover und nach einer von beiden Seiten intensiv geführten Partie auch bei seinen Spielern die Kräfte schwanden, wählte Favre andere Einwechseloptionen. Er brachte Jadon Sancho als starken Eins-gegen-Eins-Spieler für die Außenbahn, und statt Götze Raphael Guerreiro für den kräftemäßig nachlassenden Mahmoud Dahoud.

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Die entsprechende Frage nach Götze kam in der anschließenden Pressekonferenz prompt. Favre sagte: „Es war eine sehr intensive Partie.“ Auf die Nachfrage, ob Götze momentan nicht in der entsprechenden Form sei, antwortete Favre ausweichend: „Wir haben viele Mittelfeldspieler.“

Durchwachsener Auftritt in Fürth

Auf der Bank machte Götze während der 90 Minuten einen relativ entspannten Eindruck. Er flachste mit Zweittorhüter Marwin Hitz, doch natürlich wird ihn die Situation beschäftigen. Götze stand in allen Testspielen dieses Sommers auf dem Platz, es war seine erste komplette Vorbereitung seit etlichen Jahren. Er wirkte deutlich fitter als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr und konnte insgesamt auf ordentliche sechs Wochen zurückblicken. Dann aber kostete ihn ein durchwachsener Auftritt beim Pokalsieg in Fürth gleich seinen Platz im Team.

Ein durchwachsener Auftritt beim Pokalsieg in Fürth kostete Götze gleich seinen Platz im Team.

Ein durchwachsener Auftritt beim Pokalsieg in Fürth kostete Götze gleich seinen Platz im Team. © dpa

Weil Mario Götze kein „normaler“ Spieler des Dortmunder Kaders ist, was vor allem an seinen herausragenden Fähigkeiten auf dem Rasen liegt, ist das Thema schnell wieder auf dem Tisch. Das Abrutschen in der internen Hierarchie hat Mario Götze mit zu verantworten, er spielte zu selten konstant auf dem Niveau, das ihn einst zum viel beachteten Talent emporwachsen ließen. Gesundheitliche Probleme gesellten sich hinzu.

Alles andere als guter Start

„Er muss wissen, dass das jetzt eine ganz entscheidende Saison ist für ihn“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Juli der „Bild“ auf die Frage nach Mario Götze. Watzke äußerte damals auch die Hoffnung, „dass das, was Götze fehle, in Zusammenarbeit mit dem Trainer gelöst werden könne. „Favre wird ihm massiv helfen. Der Rest muss dann von ihm kommen.“ Der Start in diese so wichtige Spielzeit ist für Götze schon mal alles andere als gut gelaufen.