4:3 in Leverkusen: Der BVB setzt sich oben fest - doch die Defensive bereitet Sorgen
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund setzt sich durch das spektakuläre 4:3 in Leverkusen im oberen Tabellenbereich fest. Das große Sorgenkind bleibt nach neun Gegentoren in vier Bundesliga-Spielen die Defensive.

Die BVB-Profis bejubeln den ersten Auswärtssieg der laufenden Bundesliga-Saison. © imago / Nordphoto
Der BVB hatte es am Mittag noch getwittert. In den vergangenen neun Duellen zwischen Dortmund und Bayer Leverkusen fielen 43 Treffer, im Schnitt also fast fünf Tore pro Partie. Beim 4:3-Sieg der Borussia am Samstag wurde dieser Wert sogar noch übertroffen. Es war eine furiose Begegnung zweier Mannschaften mit unfassbar viel Lust auf Fußball. Von Beginn an waren die Protagonisten auf dem Feld gewillt, den 17.605 Zuschauern in der BayArena ein erneutes Spektakel zu bieten.
BVB-Trainer Rose setzt auf Pongracic und Meunier
Gegenüber dem 3:2-Sieg gegen die TSG Hoffenheim wechselte BVB-Trainer Marco Rose auf zwei Positionen. Anstelle von Donyell Malen und des verletzten Giovanni Reyna brachte er Neuzugang Marin Pongracic und Julian Brandt. Taktisch setzte er auf die bislang gewohnte Grundausrichtung mit der Raute. Die Viererkette bildeten Raphael Guerreiro, Manuel Akanji, Marin Pongracic und Thomas Meunier. Davor fungierte Axel Witsel als Sechser, auf den Halbpositionen spielten Mahmoud Dahoud und Jude Bellingham. Auf der Zehn agierte Julian Brandt, die Doppelspitze bildeten Erling Haaland und Marco Reus.
Dass die neben den Bayern beiden offensivstärksten Teams auf dem Rasen standen, war vom Anpfiff an zu erkennen. Beide Mannschaften wählten direkt den Vorwärtsgang. Nach ersten kleineren Möglichkeiten durch Moussa Diaby (3.) und Manuel Akanji (4.) ließ der erste Treffer nicht lange auf sich warten. Leverkusens Pressing zahlte sich gleich aus: Nach einem Ballverlust von Guerreiro und Dahoud ging es blitzschnell. Paulinho schickte Florian Wirtz auf die Reise und der konnte unbedrängt zum 1:0 (9.) einschieben.
BVB-Linksverteidiger Guerreiro verhindert den zweiten Gegentreffer
Die Borussia zeigte sich davon unbeeindruckt, kam im direkten Gegenzug fast zum Ausgleich. Auch hier ging es schnell: Marco Reus bediente Erling Haaland und der servierte für Julian Brandt. Doch der Ex-Leverkusener (11.) schob knapp vorbei. Es war ein temporeiches Auf und Ab. In der 19. Minute hätten die Gastgeber beinahe die Führung ausgebaut. Wieder ging es für den BVB etwas zu fix. Paulinho auf Wirtz, der mit einer Hereingabe von rechts auf Patrik Schick, doch in der Mitte hatte Guerreiro aufgepasst.
Wenn es ins letzte Drittel ging und Leverkusen schnelle Vorstöße setzte, bekam der BVB Probleme. In der 24. Minute ließ Paulinho in Brandt und Meunier gleich zwei Borussen aussteigen - aber Pongracic war zur Stelle. Der aus Wolfsburg neu verpflichtete Innenverteidiger klärte immer wieder in letzter Instanz, hinterließ einen guten Eindruck. Mit zunehmendem Spielverlauf aber wurden die Dortmunder immer sicherer. Defensiv standen sie nun wesentlich stabiler und setzten vorne nun noch gezieltere Nadelstiche. Belohnt wurde das in der 37. Minute: Da wuchtete Erling Haaland den Ball per Kopf nach einer Flanke von Thomas Meunier zum 1:1 ins Netz.
Schiedsrichter Siebert verweigert BVB-Treffer die Anerkennung
Nur zwei Minuten später hatten die Schwarzgelben erneut Grund zum Jubeln, als Jude Bellingham ebenfalls per Kopf zur vermeintlichen 2:1-Führung traf. Doch Schiedsrichter Daniel Siebert nahm den Treffer nach Hinweis des Videoschiedsrichters zurück, da Dahoud in der Entstehung des Treffers Moussa Diaby gefoult hatte. Dabei jedoch sollte es nicht bleiben. Denn nach einem Ballverlust von Julian Brandt warf Bayer 04 in der Nachspielzeit noch mal den Turbo an. Ein langer Ball auf Wirtz, der leitete weiter zu Patrik Schick weiter - und schon stand es 2:1 (45.+2).
Nach einer viertelstündigen Verschnaufpause waren die Hauptdarsteller beider Mannschaften auch direkt nach Wiederanpfiff auf Betriebstemperatur. Ein erster Versuch von Guerreiro (46.) nach Zuspiel von Brandt ging noch knapp vorbei. Doch bereits in der 48. Minute rappelte es wieder. Über Meunier und Haaland landete die Kugel bei Julian Brandt und der traf sie aus spitzem Winkel zum 2:2 (49.).
BVB-Torjäger Erling Haaland bleibt beim Elfmeter eiskalt
Die Freude über den Ausgleich währte ganze sechs Minuten. Dann zog Moussa Diaby nach einem Eckball aus rund 17 Metern ab und fand genau die Lücke - 3:2 (55.). Nach 65 Minuten reagierte Marco Rose, brachte Donyell Malen für Axel Witsel. Der BVB sortierte sich nun neu, Dahoud rückte auf die Sechs, Reus auf die Zehn.
Nach 70 Minuten wurde es Zeit für das nächste Ausrufezeichen: Robert Andrich foulte Jude Bellingham, den folgenden Freistoß schlenzte Raphael Guerreiro aus 22 Metern zum 3:3 ins Tor. Der BVB hatte damit zum dritten Mal einen Rückstand egalisiert und ging nach 75 Minuten erstmals selbst in Front. Nach Foul von Odil Kossounou an Marco Reus gab es Elfmeter für die Borussia. Erling Haaland trat an und verwandelte eiskalt zum 4:3 (76.) ins linke Eck.
Marco Rose sorgt sich um Borussia Dortmunds Defensive
Auf der Gegenseite musste BVB-Torwart Gregor Kobel gegen Lucas Alario (80.) in höchster Not klären. Der BVB aber überstand auch die Schlussphase unbeschadet und gewann nach spektakulären 90 Minuten mit 4:3 in der BayArena. Mit neun Punkten aus vier Spielen setzen sich die Schwarzgelben im vorderen Tabellenbereich fest. Große Sorgen bereitet jedoch weiterhin die Defensive. In vier Liga-Spielen klingelte es bereits neunmal im BVB-Kasten. „Die drei Gegentore machen mich sauer“, erklärte Trainer Marco Rose bei „Sky. Kapitän Marco Reus meinte: „Wir können nicht immer drei oder vier Tore schießen.“