2:0 gegen St. Petersburg - Sancho und Haaland retten ideenlosen BVB
Champions League
Borussia Dortmund fährt beim 2:0 gegen St. Petersburg die ersten drei Punkte in der Champions League ein - enttäuscht spielerisch aber fast über die komplette Distanz. Wo steht der BVB wirklich?
Tristesse statt Tollhaus hieß es zum Heimauftakt in der Champions League für Borussia Dortmund. Denn die extrem hohen Corona-Infektionszahlen verurteilten den BVB am Mittwochabend zu einem Geisterspiel gegen Zenit St. Petersburg.
Der BVB präsentiert sich ideenlos in der Offensive
Und diese trostlose Kulisse bei ungemütlichen elf Grad und lästigen Regenschauern schien die Gastgeber zunächst zu lähmen. Dortmund war um die Kontrolle bemüht und versuchte, den Ball schnell laufen zu lassen. Aber Zenit stand stabil im Zentrum und verschob gut nach Außen, wenn der BVB dort dem russischen Strafraum näher rückte. Und: Die Russen präsentierten sich sehr zweikampfstark und verhinderten dank einiger Balleroberungen, dass der BVB aus seinem deutlichen Plus an Ballbesitz Kapital schlagen konnte. Nur zweimal versprühte die Borussia in der ersten halben Stunde Gefahr: Giovanni Reynas strammer Schuss von der Strafraumgrenze strich knapp über das Tor (15.), und einen Freistoß von Marco Reus angelte sich Zenits Keeper Kerzhakov (26.).
BVB-Trainer Lucien Favre forderte seine zu statisch agierenden Mannen laut hörbar auf, häufiger über die Außen zu attackieren - und tatsächlich drehte die Borussia in der Schlussphase der ersten Halbzeit merklich auf. Angetrieben von Axel Witsel zeigte sich der BVB mutiger. Und plötzlich taute auch der zuvor wirkungslose Jadon Sancho auf. Der Engländer schickte Reus auf die Reise, doch der Kapitän scheiterte aus kurzer Distanz an Kerzhakov (39.). Dann steckte Sancho den Ball perfekt in den Lauf Erling Haalands durch, der nahm das Spielgerät elegant mit, verzog aber (42.).
BVB-Defensive um Hummels und Akanji steht sicher
Haaland durfte sich im Duell der Sturm-Hünen allein dank dieser Aktion als Gewinner fühlen, denn Zenits 1,96 Meter großer Angreifer Artyom Dzyuba (32) sah gegen die BVB-Kette um Mats Hummels und Manuel Akanji kein Land - und blieb nach den ersten 45 Minuten angeschlagen in der Kabine.
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Champions League, 2. Spieltag: BVB - Zenit St. Petersburg 2:0 (0:0)
Die Bilder der Champions-League-Partie zwischen Borussia Dortmund und Zenit St. Petersburg.
Auch im zweiten Durchgang blieb die Borussia am Drücker und drängte Zenit phasenweise weit zurück. Doch der russische Doublesieger blieb hellwach, verteidigte weiter kompakt und bot trotz vieler Positionswechsel der Dortmunder Offensivkräfte kaum eine Lücke. Was dem BVB fehlte, war die zündende Idee, waren Tempo und Durchschlagskraft auf dem Weg zum Tor. Und es mangelte an Präzision beim finalen Pass.
BVB-Kapitän Marco Reus zeigt eine enttäuschende Leistung
Das Kräftemessen der beiden Verlierer des ersten Spieltags in der Gruppe F lebte jetzt von der Spannung: Würde der Abwehrriegel der Russen halten und dem BVB den Heimauftakt in der Königklasse verhageln? Lucien Favre mochte dem nicht tatenlos zusehen und schickte Thorgan Hazard im Tausch für Mahmoud Dahoud auf auf den Rasen (67.). Der Belgier sollte mit seiner Dribbelstärke und seinem Mut zum Risiko die offensiven Impulse und den Druck liefern, von denen die Borussia seit dem Anpfiff zu wenige zustande brachte.
Auch Marco Reus konnte seinem Team nicht mehr aus dem Dilemma helfen. Nach für ihn enttäuschenden 73 Minuten seines 42. Champions-League-Spiels musste er Platz machen für Julian Brandt. Einen neuen Dortmunder Klubrekord gab es daher nicht zu bejubeln. Denn hätte Reus gegen Zenit getroffen, wäre es sein 18. Treffer in der Königsklasse gewesen.
BVB-Joker Thorgan Hazard wird im Strafraum umgerissen
Viel wichtiger aber: Urplötzlich zahlte sich die Einwechslung Thorgan Hazards aus: Bei einer Flanke in den Strafraum riss Zenits Karavaev den Borussen um - und Schiedsrichter Björn Kuipers zeigte zu Recht auf den Elfmeterpunkt. Jadon Sancho ließ sich dieses Präsent nicht entgehen und verlud Kerzhakov (78.) - das erlösende 1:0. In der Nachspielzeit machte Erling Haaland in kaltschnäuziger Manier mit dem 2:0 den Deckel drauf.
Der BVB verhinderte also nach dem 1:3 bei Lazio Rom (1:1 in Brügge) vor einer Woche dank des knappen Heimerfolgs am Mittwochabend mit viel Mühe den nächsten Fehltritt auf europäischem Terrain - verbuchte drei immens wichtige Zähler und kann nun etwas beruhigter in einer Woche zum dritten Duell der Gruppenphase nach Brügge reisen.