In der Liga herausragend, in der Champions League mit dem Rücken zur Wand: Nach einem rassigen Spiel voller Höhepunkte und Spannung hat Borussia Dortmund am Dienstagabend auch sein zweites Gruppenspiel verloren - mit 1:3 (0:1) gegen Real Madrid.
Mit schweren Schritten gingen sie in ihre Kurve, die Enttäuschung war greifbar, nachdem Schiedsrichter Björn Kuipers zum letzten Mal in seine Pfeife geblasen hatte. Real feierte nach durchwachsenen Leistungen in der Liga einen verdienten Sieg der Moral und besiegte die Borussia quasi mit den eigenen Waffen. Lange behagtete Madrids Pressing Dortmund nicht, der BVB kam erst nach einer taktischen Umstellung so richtig in diese Partie.
Wie groß der Unterschied zwischen einer Bundesliga-Mannschaft in eher unterdurchschnittlicher Form und einem internationalen Schwergewicht wie dem Titelverteidiger in der Königsklasse ist, davon bekam man schon in der hochklassigen ersten Viertelstunde einen Eindruck. Böse Stellungsfehler von Jeremy Toljan brachten Carvajal und Ronaldo binnen 60 Sekunden in gute Abschlusssituationen (10./11.), einmal rettete Roman Bürki, als Carvajal nicht den Querpass auf den freien Ronaldo spielte. Ronaldo spielte dann in die Mitte, wo Lukasz Piszczek vor Bale rettete.
Gegentreffer zeigt Wirkung
Als Isco einen schlampigen Ball spielte und Gonzalo Castro in den Lauf von Andrey Yarmolenko durchsteckte, brachte dessen Flanke Maximilian Philipp in Schussposition. Real-Schlussmann Keylor Navas faustete an die Hand von Sergio Ramos, Kuipers wertete dieses Handspiel nicht als Elfmeter (12.). Bitter, dass aus einem Dortmunder Einwurf dann der Ball zu Carvajal gelangte, der perfekt in den freien Raum zu Bale flankte. Der versenkte die Kugel aus 13 Metern direkt mit der Seite - ein toller Treffer, der sofort Wirkung zeigte.
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Champions League, 2. Spieltag: BVB - Real Madrid 1:3 (0:1)
Bilder der Champions-League-Partie zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid.
Denn die Borussia, die Trainer Peter Bosz wie erwartet nur auf drei Positionen verändert hatte, hatte danach Blei in den Beinen. Toljan war ein Unsicherheitsfaktor, im Aufbauspiel ging es deutlich zu langsam, und bei einigen vielversprechenden Ansätzen sprang der Ball bei der Annahme zu weit weg oder der Pass geriet zu ungenau. Die extrem hoch stehende Grundformation lieferte Real zudem weiter gute Konterchancen. Ronaldo vergab die beste noch kurz vor dem Pausenpfiff (45.).
Riskante Rettungsaktion
Der BVB hatte sich viel vorgenommen für die zweiten 45 Minuten. Und als Götze perfekt in den Raum auf Yarmolenko chippte, zwang dessen Kopfball Raphael Varane zu einer riskanten Rettungsaktion (47.). Doch dann ging es viel zu einfach: Kein Druck auf Toni Kroos bei dessen Pass in den Lauf von Bale, kein Druck von Sokratis auf Bale, dessen Querpass in die Mitte Ronaldo staubtrocken vollendete (49.). Sah einfach aus, war aber vor allem perfekt gespielt.
Der BVB schüttelte sich - und gab die passende Antwort: Castro flankte klasse vors Tor, Aubameyang, dem bis dahin nicht viel gelungen war, war schneller als Ramos. Es stand nur noch 1:2, und die Kulisse war sofort wieder da (54.).
Umstellung auf 3-4-3-System
Bosz reagierte, brachte für Sahin und Toljan Weigl und Dahoud und stellte auf ein 3-4-3 um. Das war konsequent und wurde sofort mit einer guten Chance für Castro belohnt, dem der Ball aber versprang (61.). Modric setzte auf der Gegenseite eine Hereingabe von Bale zu unplatziert direkt auf Bürki (62.).
Mit der Systemumstellung agierte der BVB nun viel griffiger und kam auch besser in die defensiven Zweikämpfe. Es war wieder eine Partie auf Augenhöhe, mit offenem Visier und unzähligen rassigen Situationen. Die Dramatik nahm minütlich zu.
Volles Risiko
Defensiv ging Dortmund volles Risiko. Während der BVB den einen perfekten Angriff herbeisehnte, ergaben sich große Räume für den Gast. Isco verzog frei vor Bürki (71.) und scheiterte erneut am klasse reagierenden Keeper (75.). So lange es aber nur 1:2 stand, war alles möglich. Doch dann machte Ronaldo mit seinem zweiten Tor alles klar - 1:3 (79.).
Modric, mit Kroos im Real-Mittelfeld der große Lenker, hatte den Konter eingeleitet, Real durfte sich über den ersten Sieg im Dortmunder Stadion freuen. Für den BVB aber hat sich der Druck vor den nun zwei Duellen mit Nikosia noch einmal deutlich erhöht.