
Amelie Berger (Foto) und Mia Zschocke haben bei Borussia Dortmund jeweils ihre fristlose Kündigung eingereicht. © IMAGO/Lobeca
Nach Kündigungen: Weitere Krisentreffen beim BVB – Welche Rolle spielt „Anlauf gegen Gewalt“?
Borussia Dortmund
Wegen der fristlosen Kündigungen von Amelia Berger und Mia Zschocke kommt es bei Borussia Dortmund zu weiteren Krisentreffen. Der BVB verspricht Aufklärung und will sich einigen. Die Frage ist nur: Worüber?
„BVB-Spielerinnen kündigen: Anlaufstelle bei Gewalt und Missbrauch im Spitzensport kontaktiert“, diese Schlagzeile hatte in den vergangenen Tagen für reichlich Diskussionen gesorgt. Amelie Berger und Mia Zschocke wollen Borussia Dortmund verlassen. Warum?
Das ist immer noch unklar, konkrete Vorwürfe wurden öffentlich bis heute nicht erhoben. Klar ist, dass es welche geben muss. Denn beide Spielerinnen haben nach Informationen dieser Redaktion „Anlauf gegen Gewalt“ kontaktiert. Ein erstes Krisentreffen blieb ergebnislos. Jetzt steht fest, wie es weitergeht.
BVB-Spielerinnen wenden sich an „Anlauf gegen Gewalt“
Zunächst einmal stellt sich die Frage, welche Rolle „Anlauf gegen Gewalt“ in der ganzen Thematik spielt. In der Sportschau-Dokumentation „Sport Inside: ‚Anlauf gegen Gewalt‘ berät Betroffene im Sport“ äußerte sich Nadine Dobler von der unabhängigen Beratungsstelle wie folgt: „Wir sind parteiisch für den Betroffenen. Wir kümmern uns um die Belange und um das, was diese Person gerade braucht an Hilfen oder Unterstützung oder sei es einfach nur Redebedarf.“ Vertreter der Initiative sollen dem Vernehmen nach auch eine Einladung zum Krisentreffen mit dem BVB sowie Zschocke/Berger erhalten haben.
Finanziert werde die Initiative, nach Angaben von „Athleten Deutschland e.V.“, durch Zuwendungen zweier Stiftungen. Gewalt- und Missbrauchserfahrungen jeglicher Art können Sportlerinnen und Sportler dort melden. „Jede Erfahrung ist es wert, mit uns darüber zu sprechen. Wir sind für dich da. Wir nehmen dich ernst“, heißt es auf der Internetseite der Stiftung.
Welche negativen Erfahrungen Berger und Zschocke bei Borussia Dortmund gemacht haben, ist unklar. Spekulationen über Vorfälle sexueller Gewalt konnten bislang nicht verifiziert werden. Vielmehr verdichten sich die Hinweise darauf, dass den beiden genannten Spielerinnen bei Borussia Dortmund psychische Gewalt widerfahren sein könnte.
Die sie vertretene Kanzlei wollte auf Nachfrage „keine Stellung nehmen“. „Anlauf gegen Gewalt“ wollte sich ebenfalls nicht dazu äußern und erklärte lediglich, dass „alle Meldungen der Vertraulichkeit“ unterlägen. Zschockes und Bergers Berater Björn Schultz schweigt zudem und reagiert seit einem kurzen Erstgespräch nicht mehr auf Anfragen dieser Redaktion.
BVB kündigt weitere Krisentreffen an
Stattdessen ist es am vergangenen Montag zu einem ersten Krisentreffen mit Borussia Dortmund und den beteiligten Personen gekommen. Das Treffen blieb jedoch ergebnislos. „Weitere werden nun folgen“, erklärte BVB-Abteilungsleiter Andreas Heiermann. Nach Informationen dieser Redaktion sollen diese weiteren Krisentreffen zeitnah erfolgen. Bis das soweit ist, wolle aber auch der BVB „keine weiteren Wasserstandsmeldungen“ abgeben. Ähnlich reagieren weitere beteiligte Parteien.
Berger und Zschocke wollen jedoch weiterhin Borussia Dortmund verlassen und halten an ihrer fristlosen Kündigung – aus noch unklaren Gründen – fest. Der BVB hat Aufklärung versprochen und hofft auf eine Einigung. Worüber, das wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
Jahrgang 1993, Dortmunder Junge und Amateurhandballer mit großer Liebe für den Fußball und den Ruhrpott. Studium der Journalistik an der TU Dortmund, nach kurzer Zwischenstation beim Westfälischen Anzeiger in Hamm wieder seit 2020 zurück bei den Ruhr Nachrichten. Schreibt über Thekenmannschaften bis hin zur Champions League.
